Die liberale Zentrumspartei „El Pí“ war unter Linken auf Mallorca so etwas wie der letzte Strohhalm und hätte bei einem Einzug ins Balearen-Parlament unter Umständen womöglich die absolute Mehrheit für den Rechtsblock blockieren können, so die trügerische Hoffnung. Am Ende kam die Partei, die das Zünglein an der Waage spielen wollte, nur auf 3,78 Prozent und scheiterte ebenso wie die Nationalliberalen von Ciudadanos (1,35 Prozent) an der 5-Prozent-Hürde. Dass die linke Protestbewegung Podemos mit 4,4 Prozent trotzdem noch mit einem Abgeordneten ins Parlament einzieht, liegt allein am komplizierten Auszählungsmodus auf Inselebene.
Und selbst wenn es „El Pí“ in der Wahlnacht noch geschafft hätte, wäre der Siegeszug der Rechten nicht mehr zu verhindern gewesen. Schließlich kommen PP und Vox zusammen auf 49,73 Prozent was unter fast allen Umständen arithmetisch für eine absolute Mehrheit der Sitze reichen würde. Manchmal sind dafür bekanntlich schon 43-46 Prozent genug.
Stattdessen muss sich „El Pí“ mit 2 Sitzen im Inselrat auf Mallorca und dem Bürgermeisteramt in den Kleingemeinden Ariany, Banyalbufar, Costitx, Muro und Petra begnügen. Dass dort teilweise sogar die absolute Mehrheit erreicht wurde, dürfte nur ein schwacher Trost sein, denn diese Orte sind einfach zu unbedeutend. Darum und im Interesse einer besseren Übersicht beschränkt sich auch die Inselzeitung auf Ergebnisse in wichtigen Städten und Gemeinden – allen voran Palma de Mallorca.
PP-Chefin Marga Prohens befindet sich in der Inselhauptstadt insgesamt in einer günstigen Verhandlungslage, da die Linke im Stadtrat von Palma de Mallorca ihre Mehrheit unerwartet klar verloren hat. Hier kommt die PP auf 11 von 29 Sitzen, Vox auf 6, die PSOE auf 6, Més auf 3 und Podemos auf einen. Im Vorfeld war spekuliert worden, dass die Konservativen das Rathaus für einen Pakt mit den Rechtspopulisten möglicherweise dem Vox-Kandidaten und Ex-General Fulgencio Coll überlassen könnten.
Kuhhandel in Palma?
Durch das starke Abschneiden der PP ist das nun unwahrscheinlicher geworden. Schließlich könnte es im Balearen-Parlament auch für eine Minderheitsregierung reichen, was einen ganz großen Kuhhandel und Schacher über Institutionen hinweg unnötig erscheinen lässt. Palma wird als „Tauschobjekt“ für die Balearen-Präsidentschaft wohl nicht mehr gebraucht.
Außerdem kommt die PP hier auf 11 von 29 Sitzen und kann im Prinzip den früheren balearischen Tourismusminister Jaime Martínez als neuen Bürgermeister stellen. Diese Rolle kommt nach der spanischen Gemeindeordnung bei fehlenden absoluten Mehrheiten automatisch der stärksten Liste zu – sogar dann, wenn diese in der Minderheit ist. Auf dieser Basis könnte sich die PP in Palma entweder wechselnde Partner suchen oder auch zwanglos mit den sechs Stadträtinnen und Stadträten von Vox kooperieren.
In etwa der Hälfte der 52 Inselgemeinden wird die PP unangefochten regieren können, wenn sie von ihren Möglichkeiten als stärkste Einzelliste Gebrauch macht – und zwar unabhängig davon, wie weit die Unterstützung durch Vox geht. Natürlich immer vorausgesetzt, dass andere Parteien keine alternative absolute Mehrheit im Kommunalparlament schmieden.
Nicht überall haben die Konservativen also gewonnen. So liegt die sozialistische PSOE insbesondere in der Stadt Inca, in Capdepera und Algaida in Führung. Zusammen mit dem öko-nationalistischen mallorquinischen Bündnispartner von Més reicht es dort für eine Koalition, in Puigpunyent sogar für eine alleinige Mehrheit.