Mallorca- Corona: Land im Aufbruch

Die Kleinen kommen ganz groß raus. Damit sind nicht die Kinder in Spanien gemeint, die am letzten April-Sonntag, nach Wochen der Corona-Ausgangssperre, erstmals wieder nach draußen durften. Wie sehr sie, gemeinsam mit ihren Eltern, diesem Moment entgegenfieberten, kann man nur erahnen. In diesen Tagen spielen andere "Kleine" eine Rolle: Inseln der Kanaren und der Balearen.
Formentera, La Gomera, El Hierro und La Graciosa – für sie ist der 4. Mai ein wichtiges Datum in der nun begonnenen Übergangsphase. Vor allen anderen Gebieten und Gemeinschaften Spaniens dürfen diese Regionen eine Phase der Lockerung überspringen. Zwar nur um wenige Tage – aber in diesen Zeiten, so scheint es, wirkt jeder Schritt wie ein Aufatmen.

Ende Juni zu „neuer Normalität“
Es geht darum, mit Corona zu leben und gleichzeitig zurück in die Normalität zu finden. In höchster Verantwortung für sich selbst und für andere. Spätestens Ende Juni ist es soweit. Dann, so kündigte es Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez an, würden vier Phasen des Ausstiegs aus einer bisher nie gekannten Zeit der Einschränkungen und Verbote abgeschlossen sein.

Jede der Phasen, so Sánchez, werde etwa zwei Wochen umfassen. Damit könne der Prozess nach sechs bis maximal acht Wochen abgeschlossen sein. Die neue Normalität im Land bedeute, dass man bis zu einem Impfstoff mit dem Virus leben müsse, die Pandemie jedoch in allen Bereichen des öffentlichen Lebens kontrolliert werden könne. Aus diesem Grund wird jede Region vor Eintritt in die nächste Phase auf ihre gesundheitliche Situation überprüft. Wie viele Intensivbetten sind verfügbar? Wie hat sich die Lage entwickelt? Wie sind die Fallzahlen?

Mobilitätsräume mit Distanz
Sánchez warnte, dass der jetzt beginnende Prozess der Lockerungen der "gefährlichste und schwierigste" Moment sei. Das, was bisher als Erfolg im Kampf gegen das Coronavirus erreicht wurde, dürfe auf keinen Fall gefährdet werden. Laut Sánchez reicht es nicht mehr aus, sich zu Hause einzusperren. Es sei wichtig, Mobilitätsräume mit Distanz herzustellen.
Dabei müsse man aber klug vorgehen, nicht auf Risiko setzen, warnte der Ministerpräsident und appellierte an jeden Einzelnen: Die Eigenverantwortung sei der Schlüssel, um die Pandemie zu stoppen und die Normalität wieder herzustellen. Dann sagte Sánchez einen wichtigen Satz, der ins Herz vieler Spanier trifft: "Eigenverantwortung ist zweifellos der beste Patriotismus." – Anders ausgedrückt: Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht. Nie war Egoismus ein schönerer Weg aus einer Krise.

Luftfahrt mit wenig Hoffnung
Egoismus zählt aber nur in diesem Bereich. Ansonsten werden die Inseln und wird Europa nicht um mehr Gemeinsamkeit und Offenheit herumkommen. Der Blick zum Airport von Palma de Mallorca ist eine traurige Offenbarung. Im April 2019 registrierte Son Sant Joan 2,5 Mio. Passagiere – im April 2020 zählte man knapp 7.000. Betreiber AENA rechnet damit, dass der Flughafen aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr rund 22 Mio. Passagiere verlieren wird. Waren es im vergangenen Jahr 29,7 Mio. Fluggäste, rechnet man in diesem Jahr mit gerade einmal acht Millionen – wenn es gut läuft. Das ist abhängig vom Tourismus. Wenn nicht bald die ersten Märkte wieder vorsichtig reaktiviert werden sollten, könnte die Zahl weit unter der prognostizierten liegen.

Besserung allenfalls mittelfristig
Seit Inkrafttreten des Alarmzustands Mitte März ging es mit den Flugbewegungen und Passagieren schlagartig bergab. Fluggesellschaften verzeichneten Stornierungen, die Buchungen blieben aus. Nur wenige Airlines sichern während der Krise einen Basisbetrieb. Luftfahrtexperten sehen wenig Chancen, dass sich die Situation innerhalb der nächsten drei Monate spürbar bessern wird.
Das liegt auch daran, dass die Rückkehr zu einer gewissen Normalität im Flugverkehr nicht von jetzt auf gleich geschehen kann.

Sobald sich die Situation verbessere, würden zunächst höchstens 40 Prozent der Flugverbindungen von und nach Mallorca aufgenommen, berichten Airlines. Entscheidend sind die Vorgaben aus Brüssel zum innereuropäischen Grenzverkehr.
Die Krise am Flughafen von Palma darf nicht isoliert betrachtet werden. Sie betrifft die Wirtschaft des gesamten Landes. Flughafenbetreiber AENA gab bekannt, dass der Gewinn im ersten Quartal dieses Jahres, verglichen mit 2019, um über 83 Prozent gesunken sei.

Spaniens "Übergangsplan"

Phase 0 (Vorbereitungsphase)
In Phase 0, die ihren Auftakt bereits mit der Erlaubnis von Spaziergängen mit Kindern hatte, sollen zunächst kleine Bars und Restaurants wieder öffnen. Die Gastronomie dürfe aber nur teilweise Terrassen öffnen oder müsse sich auf Speisen zum Mitnehmen konzentrieren, eine Einkehr sei noch nicht erlaubt. Auch der Profi-Sport soll jetzt mit dem Training beginnen. Kleinere Geschäfte, wie Buchhandlungen oder Blumenläden, sollen telefonische oder Online-Bestellungen aufnehmen dürfen, die man anschließend dort abholen kann.

Phase 1 (Anfangsphase)
Es folgt Phase 1 mit der Wiedereröffnung kleiner Geschäfte unter strengen Sicherheitsbedingungen und lediglich mit 30 Prozent ihrer Kapazität. Darin eingeschlossen sind auch Hotels und Touristenunterkünfte, allerdings mit Ausnahme der Gemeinschaftsräume und unter Beachtung spezieller Hygienebedingungen. In dieser Phase soll auch ein besonderer Zeit– und Aktionsplan für ältere Menschen festgelegt werden. Kirchen, Moscheen und Synagogen werden mit einem Drittel ihrer verfügbaren Kapazität für Gläubige offenstehen. Märkte dürfen zu einem Viertel ihrer bisherigen Standzahl öffnen, die Entscheidung hierüber obliegt den Gemeinden. In der Öffentlichkeit gilt eine Maskenempfehlung.

Phase 2 (Mittelphase)
Im Fokus von Phase 2 stehen die Bildungseinrichtungen. Schulen würden für einen Förderunterricht geöffnet, das Schuljahr mit Präsenzunterricht werde allerdings erst wieder im September beginnen. Im kulturellen Bereich wird die Eröffnung von Theatern mit einem Drittel ihrer Kapazität erlaubt sein. Andere Events sollen als Open-Air-Veranstaltungen mit maximal 400 Personen und Sitzplätzen stattfinden dürfen, in Innenräumen gilt eine Platzbegrenzung von 50. Gotteshäuser werden ihre Kapazität auf 50 Prozent erhöhen. Jagd und Sportfischen sollen wieder erlaubt sein. Die Gastronomie darf ihre Innenbereiche zu 30 Prozent öffnen.

Phase 3 (Übergangsphase)
In Phase 3 kommt Spanien allmählich in der "neuen Normalität" an. Aktiv- und Naturtourismus darf wieder stattfinden. Der Handel nimmt seine Tätigkeit auf, allerdings unter Beachtung der Sicherheitsstandards sowie der Hälfte der ihm zur Verfügung stehenden Kapazität. Ab dieser Phase wird auch der Besuch der Strände wieder möglich sein, allerdings unter Beachtung des Sicherheitsabstands. Lokale dürfen in Innenräumen mit der Hälfte ihrer Kapazität arbeiten. Es gelten Distanz– und Schutzregeln.

Beginn der Maßnahmen ist der 1. Mai. Dann sollen alle Autonomen Gemeinschaften in Phase 0 eintreten. Ausnahmen bilden, wie schon erwähnt, Formentera, La Gomera, El Hierro und La Graciosa. Diese Inseln werden bereits am 4. Mai in Phase 1 eintreten, die übrigen Gebiete am 11. Mai. Kleinkinder, deren Eltern arbeiten gehen und niemanden zur Betreuung haben, sollen eine Art Notbetreuung in den Schulen bekommen.

Wie die Regelungen im Einzelnen umgesetzt werden, darüber wird ein offizielles Boletin informieren,
welches bei Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht war.

Hier finden Sie die aktuellsten Infos zum Thema :

• Eine aktuelle Übersicht für Mallorca und die Balearen gibt es auf www.caib.es
  in den Bereichen "Adminsitracio" und "Covid 19".
• Verabschiedete Boletins sind unter www.boe.es zu finden.
• Die Polizei informiert aktuell über alles, was erlaubt und verboten ist unter www.policia.es
• Die tagesaktuellen Corona-Zahlen des Gesundheitsministeriums: www.covid19.isciii.es