Eine komplizierte Situation
Herr Marin, wie ist der aktuelle Stand der Reformen an der Playa de Palma?
Momentan haben etwa 40 Prozent der insgesamt 128 Hotels in der Zone erfolgreich vollständige Reformen durchgeführt, haben umgebaut und saniert. Nehmen wir den Gesamtanteil mit bereits abgeschlossenen oder noch laufenden Reformen, liegen wir sogar bei 60 Prozent.
Anders herum betrachtet, gibt es also noch viele Hotels, bei denen nichts geschehen ist?
Man muss zugeben, dass es in den Bereichen von Can Pastilla und el Arenal noch viele Hotels gibt, die noch gar nicht angefangen haben. Wir sprechen bei der Playa de Palma von einer überaus gemischten und vielfältigen touristischen Zone. Einerseits bezogen auf die wirtschaftliche Situation der Hotels, aber auch diejenige der Touristen. Das ist ein kleines, aber vorhandenes Problem.
Wie sehen die erfolgten Reformen konkret aus?
Speziell geht und ging es um bauliche Veränderungen, es werden die Innenräume neu gestaltet, einige Häuser haben eine zusätzliche Etage erhalten. Vor allem war das Ziel, auf Basis der Renovierungen und Umbauten eine höhere Kategorie zu erhalten.
Bleiben wir mal bei der wirtschaftlichen Ausgangslage. Sind kleinere Hotels, die weder Kontakte noch Verbindungen zur Reiseveranstaltern haben, bei der "Pflicht" sich zu reformieren nicht automatisch zum Scheitern verurteilt?
Das mag in einigen Fällen zutreffen, nicht jedoch im Allgemeinen. Klar ist, dass Reformen sehr viel Geld kosten. Bei einem Reiseveranstalter im Hintergrund stehen die erforderlichen Gelder natürlich schneller und unkomplizierter zur Verfügung, als wenn ein Hotelier zu seiner Bank geht und um einen Kredit bittet. Nehmen wir die beiden Zonen, die ich vorhin angesprochen habe. In Can Pastilla oder el Arenal stehen viele, sehr alte Hotels. Allein schon von der baulichen Gestaltung her sind Reformen schwierig, es gibt keinen Garten, sie sind verwinkelt, eben im Stil vergangener Zeiten gestaltet. Wenn man hier viel Geld in Reformen stecken würde, müsste später der Preis erheblich angehoben werden, um das Haus noch rentabel zu führen. Nur spielen da die Urlauber nicht mit, weil dort eine andere Klientel von Touristen vorhanden ist. Solche, die einen möglichst günstigen Urlaub verbringen möchte. Die Situation ist kompliziert.
Bleiben wir beim Wort "kompliziert". Es gibt eine neue Regierung. Wie groß ist die Angst der Hoteliers vor neuen, unerwarteten politischen Entscheidungen?
Wir haben momentan lediglich Angst davor, dass diejenigen Hotels, die bislang auf Grundlage der ehemaligen Regierung Reformen beantragt, aber noch keine Genehmigung erhalten haben, diese am Ende nicht bekommen. Natürlich hängt das von politischen Entscheidungen ab. Aber mal ehrlich, ich sehe keinen Grund, warum in einem solch wichtigen Bereich, wie dem Tourismus, falsche Entscheidungen getroffen werden könnten.
Werden sich aufgrund der Reformen die Urlauber an der Playa de Palma nachhaltig verändern?
Ich denke nicht. Die einzige Konsequenz aus den Reformen besteht darin, dass die entsprechenden Hotels einer jetzt höheren Kategorie auch mehr Geld für ihr Angebot verlangen können. Die Urlauber profitieren jedoch von diesem Mehrwert an Qualität und einem besseren Produkt, für das sie dann auch gern etwas mehr bezahlen.
Will das wirklich jeder?
Es gibt an der Playa de Palma natürlich einen kleinen Bereich, der sich auf Party spezialisiert hat, und zwar für eine ebenso spezielle Gruppe von Touristen. Wir müssen nicht drumherum reden. Da geht es um Jugend, da geht es um Feiern, da wird Alkohol getrunken…
… Eine für Sie dennoch wichtige Zone?
Ja, eine wichtige Zone. Aber auch eine schwierige Situation. Der Bereich kostet jeden Unternehmer, der dort tätig ist, sehr viel Geld. Hier können wir nicht mit Luxus kommen, hier geht es darum, Betten zu belegen und wirtschaftlich zu arbeiten.
Wird sich die Playa de Palma mittel- bis langfristig zu einer Region für Luxusurlaub entwickeln?
Ganz sicher nicht. Luxusurlauber gehen in Luxushotels in Luxuszonen, und die kosten das Drei-, Vierfache dessen, was unsere hochwertigen Hotels hier an der Playa de Palma selbst nach der Renovierung kosten. Diese Urlauber möchten unter sich bleiben, nicht mit anderen Touristen, die Party machen oder einen AI-Urlaub wünschen, zusammen sein. Wie ich schon sagte, es ist kompliziert.