In Buchten und über Berge
Was der "Highway No. 1" für die Ostküste der USA, ist die Route Ma-10 für Mallorca, speziell zwischen Sóller und Estellencs. Sie finden, das ist übertrieben? Dann kommen Sie einmal mit auf eine außergewöhnliche Entdeckungsreise entlang der Nordwestküste.
Über 90 Kilometer schlängelt sich die berühmte Straße Ma-10 zwischen Andratx im Westen und Pollença im Norden durch die Bergwelt der Insel. Neben herrlichen Ausblicken begeistert die schroffe Nordwestküste auch mit urtümliche Buchten. Sie zu finden, ist nicht immer einfach, und viele scheuen die Anfahrt: Meist eng, häufig serpentinenreich und immer für eine Überraschung gut, führen kleine Straßen von der Hauptstrecke hinab zum Meer.
Karibikfeeling auf Felsen
Wir beginnen unsere Tour in Sóller und fahren übe besagte Ma-10 in Richtung Deià. Das Küstendorf der Künstler, allen voran Robert Graves, ist allein schon eine Reise wert, doch wir biegen etwa 500 Meter vor dem Ortseingang nach rechts in Richtung Cala Deià ab. Die Straße ist eng, gespickt mit vielen Kurven, und immer wieder überholen wir Fußgänger, die den Weg zum erfrischenden Nass nicht scheuen. Etwas entfernt von der Bucht endet die Fahrt auf einem großen, kostenpflichtigen Parkplatz. Hier Wagen abstellen und die letzten, etwa 200 Meter zu Fuß gehen. Der Weg ist schattig und von Kiefern gesäumt. Links der Lauf des Torrent Major, der im Winter die Wassermassen aus den Bergen ins Meer spült.
Die Cala Deià hat ohne Zweifel etwas von Karibikfeeling, auch, wenn der Sandstrand fehlt. Wie alle Buchten und Playas entlang der Nordwestküste findet man auch hier Kies und Felsen. Das sollte der Stimmung jedoch keinen Abbruch tun. Dafür sorgt schon das kristallklare Wasser. Hinter dem im Sommer meist übervollen Strandbereich befinden sich kleine Fischerhäuser, die inzwischen fast alle zu Bars umfunktioniert wurden. Größtes Lokal ist die „Ca’s Patro March“, ein hervorragendes Fischrestaurant mit überdachter, schattiger Meeresterrasse.
Hollywood auf Mallorca
Nach der Erfrischung und einem kleinen Snack geht es zurück ins Auto und immer bergauf, zurück auf die Ma-10. Wir sind unterwegs nach Valldemossa. Wer jetzt tanken muss, sollte die nächste Möglichkeit an der Strecke nutzen. Anschließend biegen wir nicht nach Valldemossa ab, sondern in die entgegengesetzte Richtung und dann, wenige Hundert Meter, erneut nach rechts. Ein Schild deutet den Weg nach Port de Valldemossa.
Ja, Valldemossa besitzt tatsächlich einen Hafen. Auch, wenn dieser ungefähr so nah am Ort selbst liegt, wie beispielsweise die Playa de Muro an Muro. Ein Besuch lohnt sich, doch vor den Lohn haben die Götter auch hier den Schweiss gesetzt. In Form einer meist engen und serpentinenreichen Anfahrt. In einigen Kurven bietet sich ein herrlicher Ausblick über die Küste. Und irgendwann, irgendwo führt ein kleiner Weg in Richtung s’Estaca, dem Landsitz des Hollywoodstars Michael Douglas. Auch der Schauspieler hat also manch fahrerische Anstrengung in Kauf genommen, um in den Genuss der Vorzüge dieser urtümlichen Küstengegend zu kommen.
Der überschaubare Parkplatz in Port de Valldemossa ist meist voll, doch die Wartezeit auf eine freie Stellfläche, Dank hoher Fluktuation, kurz. Empfehlenswert ein kleiner Bummel durch den noch klineren Ort. An den Häusern hängen bunte Tontafeln in Gedenken an den Schutzpatron der Fischer. Apropos Fischer: Deren Fang gibt es frisch und überaus köstlich zubereitet im Restaurant „Es Port de Valldemossa“.
Roter Sand und weite Sicht
Weiter führt uns die Tour auf der Ma-10 entlang der Nordwestküste in Richtung Banyalbufar und Estellencs. Diese wird jetzt ersteinmal recht eng und kurvenreich, bietet aber nach einigen Kilometern einen wunderbaren Blick bis zur Bucht von Palma, kleine Haltebuchten entlang der Strecke inklusive.
Etwa 500 Meter nach dem Abzweig nach Esporles (dem wir nicht folgen, sondern rechts nach Banyalbufar abbiegen!), weist ein Schild nach Port d’es Canonge. „Same procedure as every time“: Es geht wieder ins Tal, und schon wieder muss der Fahrer einige Serpentinen bewältigen. Der Ort selbst besitzt einen kleinen Parkplatz direkt an der steilen Küste und ausreichende Parkmöglichkeiten in den benachbarten Straßen. Der Kiesstrand ist umgeben von alten Fischerhütten, vom roten Plateau gibt es einen Ausblick über das Meer bis zum beeindruckenden Felsen Sa Foradada. Für das leibliche Wohl sorgen gleich zwei Lokale im Ort, eines mit gemütlichem Patio, das andere mit Außenterrasse. Wer die Wahl hat…
So nah am Meer
Die nächste Bucht entlang unserer Küstentour befindet sich einige Kilometer weiter, in Banyalbufar. Da der Ort selbst zwar hoch, aber vergleichsweise recht nah am Meer liegt, ist der Weg ans Wasser weniger weit, als vielmehr eng. Soll heißen: Wer einen Parkplatz im Ort findet, kann sich zu Fuß auf den Weg machen. Ansonsten gibt es oberhalb der Klippen ausreichend Stellplätze. Der Strand ist steinig und schattig, Dank der steilen Felsen. Diese hatten im vergangenen Jahr für reichlich Arbeit seitens der Gemeinde gesorgt: Erdrutsche erforderten eine verbesserte Sicherung des Geländes.
Die Linse frohlockt
Unsere Küstentour entlang der Ma-10 endet in Estellencs. Oder besser, an der Cala d’Estellencs. Der Küstenabschnitt ist auch hier steil und schroff, allerdings lohnt sich auch hier ein Besuch, nicht zuletzt, um einen Eindruck der Nordwestküste Mallorcas zu bekommen. Schöne Fotomotive allerorten, besonders an den alten, gemauerten und mittlerweile verlassenen Fischerhäusern von Estellencs.