Die Wellen schlagen derzeit hoch, an den mit Chiringuitos bestückten Stränden auf Mallorca. Auslöser ist allerdings nicht die meteorologische, sondern vielmehr die politische Wetterlage. Sowohl die spanische Küstenschutzbehörde als auch die balearische Landesregierung wollen die Zahl der Strandbuden reduzieren. Grund seien Umweltaspekte, heißt es.
Von den Plänen sind allein auf Mallorca derzeit ein Dutzend Chiringuitos betroffen. Viele von ihnen haben eine lange Tradition, werden seit Jahrzehnten betrieben und gehören zum beliebten und liebgewonnenen Ziel von Einheimischen und Urlaubern. Umso überraschender, dass Behörden nun die Strandbuden ins Visier nehmen.
Massifizierung und Abstand
Die Gründe für die Schließung der Chiringuitos, oder die Beschränkung ihrer Außenbereiche sind vielfältig. Vor allem die links-grüne Landesregierung befürchtet in vielen Fällen eine Überfüllung der Strände. Dass nun ausgerechnet eine Strandbude maßgeblich Besucher anlocken könnte, und nicht der Strand selbst, ist mehr als fragwürdig. Andere Kritik kommt seitens des Küstenschutzes. Der konzentriert sich auf den richtigen Abstand zwischen einzelnen Strandbuden und zum Wasser und beruft sich dabei auf eine Verordnung aus dem Jahr 2013.
Kritik von Bürgern und Gemeinden
Gegen die einzelnen und in den meisten Fällen kaum nachvollziehbaren Entscheidungen wehren sich nicht nur Bürgerplattformen. Auch die Gemeinden kritisieren die Balearenergierung und setzen sich für den Erhalt der Chiringuitos ein. Im Gegensatz zu den Strandbesuchern, welche vor allem die praktischen Vorzüge der Kioske schätzen, geht es den Rathäusern bei einem Verbot um finanzielle Einbußen aus Konzessionen und Steuern.
Dass die Pläne weder vor Tradition noch vor Beliebtheit Halt machen, zeigt die jüngste Entscheidung. Nach 52 Jahren Betrieb fiel das Kultlokal „Mar y Paz“ in Can Picafort der Abrissbirne zum Opfer. Über 50 Beschäftigte verloren ihren Job. Begründet wurde das Aus mit „nicht erfüllbaren baulichen Mängeln“. Ein Schelm, wer nach einem halben Jahrhundert auf diese Idee kommt.
Playa de Muro
Bereits Ende März kam es zu amtlichen Auseinandersetzungen zwischen Chiringuito-Betreibern und Behörden an der Playa de Muro im Norden von Mallorca. Die staatliche Küstenschutzbehörde verweigerte drei Betreibern von Strandbars die diesjährige Betriebserlaubnis. Zu ihnen gehören das Lokal „Oma & Opa“, „Ponderosa Beach“ und „Can Gavella“ – allesamt auch bei Urlaubern beliebt.
Der Abstand von weniger als 200 Metern zwischen den Restaurants widerspreche der Gesetzeslage, hieß es zur Begründung. Seit neun Jahren wurden jedoch Lizenzen vergeben, ohne dass jemals eine Behörde Widerspruch eingelegt hatte.
Petition gegen Betriebsverbot
Wirte und Anwohner der nahegelegenen Wochenendsiedlung „Ses Casetes des Capellans“ starteten Ende März eine Online-Petition für den Erhalt der Lokale. Bereits nach wenigen Tagen kamen über 3.000 Unterschriften zusammen.
Es Trenc
Nicht weniger verärgert und verständnislos zeigt man sich am beliebten Strand EsTrenc im Südosten der Insel. Drei der sechs bestehenden Chiringuitos sollen schließen, zwei weitere an einen anderen Standort umziehen. Hier befürchtet die Landesregierung eine Überfüllung des Naturschutzgebietes Es Trenc-Salobrar samt seines Dünensystems.
Im Rathaus von Campos hält man die Probleme für ungerechtfertigt. Das natürlich vor dem Hintergrund fehlender Konzessionseinnahmen. Die Volkspartei PP hielt sich mit deutlicher Kritik nicht zurück: „Die Regierung des Elends stiehlt uns wieder einmal die Saison“, hieß es in einer Presseerklärung.
Man verwies auf die Kosten zum Schutz des Strandes, die immerhin die Gemeinde zu tragen habe: Verwaltung von Playa und Parkplätzen, Kameraüberwachung, Sandreinigung, Auf- und Abbau der hölzernen Gehwege – all das koste Unsummen, die bei fehlenden Einnahmen aus nicht vorhandenen Konzessionen nicht zu stemmen seien. Vor sechs Jahren lag die veranschlagte Summe der Konzessonsausschreibung, laut Gemeinde Campos, bei 770.000 Euro. Der Finanzplan habe sich jedoch nie gerechnet: 2018 sei die Ausschreibung zu spät von der Küstenschutzbehörde lanciert worden, 2019 habe die Landesregierung Seegras aus Umweltschutzgründen nicht entfernt, 2020 habe dann Corona keine Einnahmen gebracht.
Cala Mondragó
Weiteren Ärger zwischen Kommune und Landesregierung droht nun auch der Strandbar an der Playa Sa Font de n’Alis im Naturschutzgebiet Cala Mondragó. Nach 15 Jahren entspreche das Gebäude nicht mehr den baurechtlichen Vorgaben des Küstenschutzes, heißt es. Allerdings könnte der Abriss zum Problem werden, denn niemand weiß, wer Besitzer des Chiringutios ist. Weder bei der Gemeinde noch beim Inselrat ist die Strandbar eingetragen.