Mallorca und Corona – Marihuana frei Haus – und andere außergewöhnliche Vorkommnisse
Auf Dauer an die eigenen vier Wände gebunden zu sein, lässt viele Menschen am Alltag verzweifeln. In diesen Tagen und Wochen braucht es allerdings einen Grund, um Haus oder Wohnung verlassen zu dürfen. Ansonsten drohen Verwarnungen und, nicht selten, Bußgelder. Eine Möglichkeit ist der Hund, der selbstverständlich draußen sein Geschäft erledigen muss und darf.
Hunde-Ekstase auf Zeit
Wer als Zweibeiner bislang das Gassigehen als notwendiges Übel ansah, bei dem ist die Sehnsucht nach dem nächsten Baum momentan stärker als bei Fifi. Problematisch wird es, wenn a) die Hundeblase nicht so oft drückt und – was noch schlimmer ist – b) gar kein Hund vorhanden ist.
Auch auf Mallorca starteten einige findige Freiluftfanatiker daher selbstlose Ideen und riefen in kurzer Zeit einen Hunde-Ausgehservice ins Leben. Manch‘ Stubenhocker wurde innerhalb kürzester Zeit zum echten Tierfreund. Das allerdings nicht nur einmal, sondern im Abstand von 30 Minuten. Viele Start-up-Unternehmer kamen allenfalls zum Hundewechsel zurück, bevor sie erneut in die Natur aufbrachen. Selbes Herrchen, anderer Hund – das blieb der Polizei natürlich nicht verborgen.
Bei Anruf: Drogen
Mindestens so überraschend für die Ordnungshüter war ein besonderer Lieferservice, den zwei Männern aus Marratxí entwickelt hatten. Die Herren betrieben offenbar eine Marihuana-Produktion im größeren Stil. Um die Kundschaft auch in Krisenzeiten entspannt durch den Tag zu bringen, boten sie die Ware per Hauslieferung an.
Bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle gingen sie der Guardia Civil ins Netz. Die Beamten fanden im Auto der beiden 450 Gramm Marihuana und 435 Euro in bar, das aus kürzlich erfolgten Verkäufen stammte. Jetzt müssen sich die Männer mit dem grünen Daumen wegen Rauschgiftbesitz und einem Verstoß gegen die geltende Ausgangssperre verantworten.
Feiern bis die Polizei kommt
Verantworten müssen sich auch fünf Deutsche, die gegen die Vorschriften des Alarmzustands verstoßen hatten. Der Besitzer einer Bar und die vier Residenten hatten sich zum Feiern in einer Bar in Paguera getroffen. Letztlich ließen Unachtsamkeit und die ausladenden Fenster des Lokals die verantwortungslose Aktion auffliegen: Ein Nachbar alarmierte die Polizei. Den Feierbiestern drohen jetzt Strafen von bis zu 30.000 Euro pro Person.
Mit Musik geht alles besser
Dass die Polizei in diesen Wochen allerdings nicht nur Bußgelder verteilen, sondern auch unterhalten kann, zeigen zahlreiche Videos, die mittlerweile viral gehen. In vielen Orten fahren die Beamten durch die Straßen, stoppen an einigen Punkten, singen und tanzen. Aus den Fenstern wird fröhlich mitgeklatscht und mitgesungen. Eine besondere Stimmung und ein wunderbares Zeichen des Zusammenhalts.
Musik in Corona-Zeiten gibt es auch in Lloseta. Allabendlich fahren zwei städtische Lkw durch die Straßen und beschallen den Ort mit Musik. Die Einwohner sind begeistert und haben auf Facebook bereits eine Titel-Wunschliste ins Leben gerufen.
Wir können auch anders
Wie schnell ein Unternehmen in Krisenzeiten seine Philosophie ändern kann, zeigt Authex in Marratxí. Normalerweise werden hier Tot Herba und Flor d’Ametler hergestellt – bekannte Marken für Parfum und Naturkosmetik. Jetzt produzieren die Mitarbeiter Desinfektionsgel für die Hände. Verteilt wird es über Gesundheitsämter und Behörden. Zielgruppe sind vor allem medizinisches Personal sowie Risikogruppen. Die Flaschen kommen übrigens aus Italien und China.
Online unter die Erde
Abschied nehmen von Verstorbenen ist in diesen Zeiten besonders schwierig. Das Verbot von Menschenansammlungen gilt auch für Beerdigungen: Sie dürfen maximal 15 Minuten dauern, die Teilnehmerzahl ist ebenfalls auf 15 Trauergäste beschränkt. Die Britin Glynis German, seit 27 Jahren Inselresidentin, übertrag die Beisetzung für die aus Großbritannien stammenden Angehörigen online. Unterstützt wurde sie vom Bestattungsinstitut und den Verantwortlichen der Leichenhalle Son Sosec.
Glynis ist übrigens Fachfrau für die Organisation von Bestattungen – und Hochzeiten. Diese Kombination mag überraschen, beschert der kreativen Britin allerdings einen weit über die Grenzen hinauswachsenden und zufriedenen Kundenstamm.