Sagenhaftes Mallorca: Die mystische Insel
In den Bergen, Wäldern und alten Dörfern Mallorcas ranken sich mystische Geschichten um sagenhafte Ereignisse, die bis heute unerklärlich sind.
Sa Calobra, eine der schönsten, aber auch abgelegensten Buchten Mallorcas, zieht jedes Jahr Tausende von Touristen an. Doch wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet und die Besucher die Küste verlassen, erzählt man sich von seltsamen Erscheinungen, die den Ort heimsuchen. Einheimische berichten von Geisterlichtern, die über dem Wasser schweben, und von den Stimmen, die im Wind zu hören sind – Stimmen, die in keiner bekannten Sprache sprechen.
Die Legende besagt, dass vor Jahrhunderten ein Piratenschiff an den Klippen von Sa Calobra zerschellte. Die Seelen der Piraten sollen nun in der Bucht gefangen sein, unfähig, ins Jenseits überzutreten. Besonders in den stillen Wintermonaten, wenn die Bucht verlassen ist, sollen die Geister der Piraten durch die Ruinen ihrer gestrandeten Schiffe wandern und diejenigen erschrecken, die sich zu nahe an die Klippen wagen.
Genau diese Geschichten sind es, die Mallorca zu einer geheimnisvollen Insel machen. Zarte Seelen werden beim Lesen oder Zuhören eine Gänsehaut bekommen, Abenteurer hingegen aufmerksam. Die Entstehung der Sagen und Legenden ist fraglich. Oftmals entstanden sie aus erklärbaren Ereignissen, die im Laufe von Erzählungen immer neue Nahrung für die Mystik des Augenblicks erhielten.
Eine Doku aus Zeiten ohne Fernsehen.
Heiden auf Sant Salvador
In dem alten Kloster ereignen sich seit Jahrhunderten mysteriöse Dinge. Der Legende nach wurde das Kloster auf einem alten heidnischen Kultplatz errichtet, an dem die Einwohner der Insel in prähistorischen Zeiten ihren Göttern Opfer brachten. Die christlichen Mönche, die das Kloster errichteten, sollen sich lange gegen die dunklen Kräfte gewehrt haben.
Besonders aufregend ist die Geschichte eines Wanderers, der im dichten Nebel den Berg erklomm und im Kloster Schutz suchte. Er traf auf eine Mönchsgestalt, die ihn schweigend in eine Kammer führte.
Als der Wanderer sich jedoch umdrehte, um zu danken, war der Mönch verschwunden – und die Kammer, in der er sich befand, schien seit Jahrhunderten unberührt.
UFOs über Es Vedrà
Nur wenige Kilometer südwestlich von Mallorca liegt das kleine Inselchen Es Vedrà, das als eines der mystischsten Orte im Mittelmeer gilt. Die Legenden um Es Vedrà sind zahlreich und reichen von UFO-Sichtungen bis hin zu seltsamen, magnetischen Anomalien, die auf See gemessen wurden. Doch die wohl bekannteste Geschichte dreht sich um den Fischer Gabriel Vellés, der behauptete, er sei von Meerjungfrauen in die Tiefen des Ozeans gelockt worden.
Vellés war ein erfahrener Seemann, der die Gewässer um Mallorca wie seine Westentasche kannte. Doch eines Tages, als er in der Nähe von Es Vedrà fischte, erzählte er später, habe er eine bezaubernde Melodie gehört, die ihn an Bord seines Bootes erstarren ließ. Wie in Trance ruderte er auf die Insel zu und sah, wie eine Gruppe von Meerjungfrauen an den Klippen tanzte und sang. Sie waren wunderschön, aber ihre Augen waren kalt und leer.
Als eine der Meerjungfrauen ins Wasser tauchte, soll sie Gabriel ein Zeichen gegeben haben, ihr zu folgen. Er sprang ins Wasser und wäre beinahe ertrunken, hätte ihn nicht ein Kollege, der in der Nähe war, gerettet. Seit diesem Tag schwor Gabriel, nie wieder in die Nähe von Es Vedrà zu kommen.
Das Spukhaus
Nahe Pollença steht ein altes Herrenhaus, das seit Generationen unbewohnt ist. Die Einheimischen meiden das Haus, das mittlerweile halb zerfallen und von Efeu überwuchert ist, denn sie glauben, es sei verflucht. Der Legende nach lebte dort einst eine reiche Familie, die in der Nacht der Wintersonnenwende auf grausame Weise ermordet wurde.
Seither berichten Wanderer und neugierige Entdecker von unerklärlichen Phänomenen, die in der Nähe des Hauses geschehen. Türen, die sich wie von Geisterhand öffnen und schließen, Flüstern, das durch die leeren Korridore hallt, und das Geräusch von Schritten auf dem knarrenden Holzboden, obwohl niemand zu sehen ist. Besonders verstörend sind die Berichte über die Erscheinung einer Frau in einem weißen Kleid, die durch die Gärten streift und scheinbar nach etwas oder jemandem sucht.
Mehrere Versuche, das Haus zu renovieren und wieder zu bewohnen, scheiterten an mysteriösen Unfällen und plötzlichen Krankheitsfällen der Bauarbeiter. Einige behaupten sogar, dass die Seelen der Ermordeten nach Rache suchen und jeden vertreiben, der es wagt, ihren einstigen Besitz zu betreten.
Verfluchter Friedhof
In der Nähe des Klosters Lluc befindet sich ein kleiner, unscheinbarer Friedhof, der auf den ersten Blick nicht weiter auffällt. Es heißt, dass dieser Friedhof verflucht sei, und wer ihn nach Einbruch der Dunkelheit betritt, riskiert, nie wieder herauszukommen.
Die Legende erzählt von einem Mönch, der vor vielen Jahrhunderten eine verbotene Liebesaffäre mit einer Frau aus dem nahegelegenen Dorf hatte. Als ihre Beziehung entdeckt wurde, verurteilte man sie beide zum Tode und begrub sie auf dem Friedhof, aber weit voneinander entfernt, damit ihre Seelen sich niemals finden könnten. Seitdem soll der Geist des Mönchs in mondlosen Nächten über den Friedhof wandern, auf der Suche nach seiner Geliebten.
Die tote Braut im Zug
Am 16. April 1912 wurde die Zugverbindung von Palma nach Sóller eingeweiht. Nur wenige Familien hatten das Privileg, mitzufahren, darunter ein junges Paar, das auf dem Weg nach Palma war, um seine Flitterwochen zu beginnen. Doch dazu kam es nicht: Am selben Tag erwischte die Braut ihren Mann, wie er sich im letzten Waggon des Zuges mit einem leidenschaftlichen Kuss von ihrer Zofe verabschiedete. Die Braut, betrogen und eifersüchtig, griff das Dienstmädchen heftig an, beide hingen im Waggon und drohten auf die Gleise zu stürzen.
Der Ehemann rettete seine Geliebte, die Frau stürzte aber auf die Gleise und war auf der Stelle tot. Seitdem reist der Legende nach der Geist der Braut immer noch im letzten Waggon des Zuges und ist bereit, jede untreue Person über Bord zu werfen, die in diesem Waggon reist und während der Fahrt durch den Tunnel hinausschaut.
Ungeheuer gefährlich
Die Legende vom „Drac de na Coca“, dem „Drachen der Familie Coca“, stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist bis heute eine der bekanntesten Legenden der Balearenhauptstadt.
Die Sage schildert, dass die höllische Kreatur in der Nähe der Kathedrale lauerte und es auf Kinder abgesehen hatte.
Der tapfere Ritter Bartomeu Coc begegnete dem Ungeheuer schließlich auf dem Weg zu seiner Geliebten und zögerte nicht: Sich der Gefahr bewusst, zog er beherzt sein Schwert und tötete das Untier.
Klingt ungeheuerlich? – Ist es auch. Denn in Wirklichkeit war der „Drac“ ein Krokodil, das heute ausgestopft im Diözesanmuseum in der Carrer Mirador, 5, aufbewahrt wird. Woher es kommt, ist bis heute ein Rätsel. Möglicherweise wurde es von Seeleuten auf die Insel gebracht und der Kirche gespendet. An der Kathedrale wurde schließlich eine Nachbildung angefertigt, damit jeder das „Ungeheuer“ anfassen und seine Form, sein schrecklich furchteinflößendes es Maul und seine Größe ab- und einschätzen können.