Myrrhe, Weihrauch und Gold. Wer, um alles in der Welt, kommt auf die Idee einer solch außergewöhnlichen Gabenkombination anlässlich einer Geburt? Gut, es gab zur damaligen Zeit weder Strampler noch Windeln. Aber ein wenig näher am Kind hätten die Geschenke schon sein können, finden Sie nicht?
Ein Fest mit vielen Facetten
Nein, wir dürfen und sollten nicht lamentieren. Weihnachten ist das, was wir alle daraus gemacht haben. Jedes Land hat der Weihnachtsgeschichte im Laufe der Jahrhunderte eine individuelle Note verliehen. Deshalb fällt das Fest der Feste überall ein klein wenig anders aus.
Ob diese Anpassungen von Weihnachten stets das waren, was die Menschen wollten oder die Kirche ihnen oktroyierte? Geschenkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Überraschend ist hingegen, dass weihnachtliche Traditionen stets hinzukamen, aber nie abgeschafft wurden. Nehmen wir als Beispiel die Heiligen Drei Könige. Allen Reisebeschränkungen und Infektionskrankheiten der vergangenen über 2000 Jahre zum Trotz wurde bis heute an der Zahl festgehalten. Die Karawane zog unbeirrt weiter.
Tanne oder Palme: Hauptsache grün
Genau das könnte auch dem Rätsel um den Weihnachtsbaum neue Lösungsansätze liefern. In Spanien und damit auch auf Mallorca war die Tanne zum Fest sehr lange unbekannt. Verständlich, denn „Magatzem Verd“ war allenfalls in Planung, und endlose Tannenwälder für den heimlichen Baumklau sucht man bis heute vergebens. Erstaunlich also, dass sich am Ende der bekannte, immergrüne Klassiker und nicht die Palme durchsetzen konnte.
Tatsächlich hatten die Weisen aus dem Morgenland alle Chancen, die weihnachtliche Botanik auf einen völlig anderen Ständer… Verzeihung, Standpunkt – zu setzen: Sucht man die Ursprünge des Weihnachtsbaums, wird man nämlich im Koran fündig: Dort lehnte sich die hochschwangere Maryam (Maria), erschöpft von immer wiederkehrenden Wehen, an einen Baum. Unter dieser schattenspendenden Palme kommt schließlich Isa (Jesus) zur Welt. So einfach geht das: Nicht lange klingeln und um Unterkunft betteln. Selbst ist die Frau: Ab unter die nächste Palme, atmen, pressen, Zack – und Glückwunsch zur Geburt! Doch leider hatten die Könige eben nichts mit Bäumen am Hut. Egal, am Anfang war der Stall. Und Myrrhe, Weihrauch und Gold sind auch weitaus einfacher zu transportieren.
Wir haben einmal die wichtiges Infos, Bräuche und Besonderheiten für Sie zusammengefasst.
Spanische Weihnachtskrippen: Modellbaukunst mit Augenzwinkern
Man kann noch so achtsam und engagiert arbeiten: Wenn die Figur des Ochsen zum siebten Mal umkippt und die Jungfrau Maria samt Neugeborenem ins Stroh beutelt, ist selbst die besinnlichste Adventsstimmung dahin. Dabei sind die handelsüblichen Weihnachtskrippen, die man aus deutschen Einkaufszentren und Wohnzimmern kennt, in Sachen Panorama recht überschaubar: Stall, Tiere, die Hauptprotagonisten – und etwas Holz in und vor der Hütte. Der echte, festaffine Mallorquiner kann darüber nur lächeln. Beim Wort Weihnachtskrippe denkt er in anderen Dimensionen. An eine Miniaturbau-Welt aus Dörfern, Wäldern, Hirten, Tieren, Weiden und… ach ja, irgendwo steht auch der Stall mit Maria, Josef und dem Kind. Fast beiläufig erscheint dieses im christlichen Glauben so zentrale Detail – und zieht am Ende doch alle Augen auf sich.
Vielleicht ist es genau das, was Weihnachtskrippen, die in den kommenden Wochen auf der Insel in vielen Privathäusern und öffentlichen Gebäuden als kleine, oftmals in wochenlanger Handarbeit gefertige Kunstwerke für Nachbarn oder Besucher zur Schau gestellt werden, in ihrer Bedeutung erklärt: Der Stall von Bethlehem ist Teil einer Alltagswelt um uns herum, die nicht Halt macht. Krippenspiele zwingen ihre Betrachter, das Eigentliche und Bedeutungsvolle in einer von vielen unbedeutenden Eindrücken belebten Umgebung zu suchen und zu finden. Und damit alles nicht allzu tiefgründig wird, besitzt auch die spanische Krippenlandschaft ein weltliches Augenzwinkern: Den aus Katalonien stammenden "Caganer", eine Figur mit heruntergelassener Hose, die sich erleichtert. Irgendwo in der weiten Krippenwelt ist sie zu finden. Blasphemie? Nicht doch! Sogar die katholische Kirche hat den kleinen „Scheisser“ längst als Glücksbringer akzeptiert
Jede Menge Urlaubstage – Die große "Urlaubsbrücke" im Dezember
Der kürzeste Weg zwischen christlicher Tradition und weltlicher Begeisterung führt über den Brückentag. Die Planung der langen Urlaubsfreuden gehört für den mallorquinischen Arbeitnehmer zu den Lieblingsbeschäftigungen rund um Weihnachten und Neujahr. Entsprechend pünktlich und rechtzeitig gibt die Landesregierung die Feiertagsplanungen bekannt. Die Sache mit den Brückentagen kann arbeitnehmerfreundlich ausfallen, sie muss es nicht. Und in diesem Jahr ist die Lage nicht nur in Spanien tatsächlich mau. Die Weihnachtsfeiertage fallen auf einen Samstag und einen Sonntag. Wohlig passend für Morgenmuffel liegt hingegen der Día de la constitución am 6. Dezember, der diesmal auf einen Montag fällt. Am Verfassungstag, der an den 6. Dezember 1978 erinnert, sind vor allem Spaniens König und die Streitkräfte früh auf den Beinen, während der geneigte Bürger still gedenkt. Am 8. Dezember geht es in Sachen Feiertag weiter, mit dem Día de la Inmaculada Concepción. Über die medizinischen Voraussetzungen der unbefleckten Empfängnis lässt sich vortrefflich streiten, nicht jedoch über die Tatsache, dass findige Urlaubsplaner fünf freie Tage einheimsen konnten.
Apropos Feiertage: Am Heiligabend haben alle Geschäfte auf der Insel geöffnet, denn der 24. Dezember gilt in Spanien nicht als offizieller Feiertag. Allerdings wurden in vielen Läden, Büros und Ämtern kürzere Arbeits- und Öffnungszeiten eingeführt. Entsprechend geänderte Öffnungszeiten gelten auch an Silvester. Neujahr ist auf Mallorca ein Feiertag – dummerweise fällt der 2. Januar 2022 diesmal auf einen Sonntag. Ein Kalender, der jeglichen Brückentag bereits in seiner Architektur krachend einstürzen lässt. Aber es gibt ja noch den 6. Januar. Der Heilige-Drei-Könige-Tag ist den Spaniern heilig. Glücklich, wer den 7. Januar 2022 – ein Freitag – rechtzeitig als stabile Brücke eingereicht und genehmigt bekommen hat. Denn derjenige darf satte vier Tage feiern – oder vier Tage satt feiern, je nach Blickwinkel.
Cesta de Navidad – Wenn man der Angestellten einen Korb geben darf
Zu den beliebtesten Geschenken in der Vorweihnachtszeit – insbesondere von Firmen und Unternehmen an deren Angestellten, Kunden oder Lieferanten – gehört in Spanien und auf Mallorca die "cesta de navidad". Weihnachtskörbe gibt es in unterschiedlichen Größen. Sie sind in der Regel bestückt mit verpackten Delikatessen wie Wurst, Oliven, Schokolade, Wein, Sekt, Spirituosen oder gar einer ganzen Schinkenkeule. Die "Cesta de Navida" ist somit eine kleine kulinarische Bereicherung für die Feiertage, wenn, neben der Familie, auch Hinz und Kunz zum kurzen Weihnachtsbesuch vorbeikommen. Man hat dann etwas im Haus, kann man den Hintergrund der Weihnachtskorb- Tradition treffend beschreiben. Doch den richtigen Korb zu finden, ist nicht einfach: Viele "cestas" werden zu überhöhten Preisen angeboten. Unser Tipp: Lassen Sie sich nicht von dekorativem Schnörkel, Schleifchen und transparentem Geraschel irritieren. Wichtig ist, was drin ist.
Weihnachtskörbe werden auf Mallorca auch in vielen Geschäften unter Stammkunden verlost. Zum Preis von ein paar Euro, und unter Angabe seiner Handynummer, kann man eine Losnummer erwerben. Verschiedene Firmen haben sich auf den Verkauf und die Lieferung von Weihnachtsgeschenkkörben spezialisiert. Mittlerweile bieten auch große Supermarktketten und Kaufhäuser "cestas" an.
El Gordo – Der „Dicke“ bringt das Glück zum Fest
Was die Heiligen Drei Könige für den 6. Januar sind, ist el gordo für den 22. Dezember: Ein bedeutendes Stück Weihnachtstradition, ohne welches das Fest der Feste nicht stattfinden könnte. El gordo – "der Dicke" – ist ein Geschenk, unterhaltsam und spannend, zugleich kitschig verpackt, aber vor allem mit der Aussicht auf den ganz großen Gewinn. Die Gesamtausschüttung lag im vergangenen Jahr bei 2,4 Milliarden Euro. Wenn die Ziehung der spanischen Weihnachtslotterie Lotería de Navidad auf allen Kanälen live aus dem Teatro Real in Madrid übertragen wird, ist das Knistern in Wohnzimmern und Bars spürbar. Auch in diesem Jahr werden zehn Jungen und sechs Mädchen des Internats San Ildefonso coronakonform die Gewinnzahlen in Form eines Singsangs vortragen, der sich in die musikalische Seele zartbesaiteter Zuschauer einbrennt, wie das Wachs einer unbeobachteten Adventskerze in Omas Häkeldeckchen. Natürlich hofft man auf den "Dicken", den Hauptgewinn. Doch das Besondere bei el gordo ist vor allem die Aussicht, bereits mit vergleichsweise geringem Einsatz etwas zu gewinnen. Mit der richtigen fünfstelligen Zahl und einem Zehntel Los (décimo), das bereits für 20 Euro erhältlich ist, kann man sich über 400.000 Euro freuen.
Soweit die Theorie. Denn von jedem Zehntellos gibt es noch neun weitere, und von jeder Losnummer 172 Serien. Das bedeutet: Sind alle Lose verkauft, teilen sich im Fall der Fälle 1.720 glückliche Gewinner einmal den "Dicken". Aber: Es winken jede Menge kleinerer Preise, so dass allein das Mitmachen und Mitfiebern die Dinge sind, welche el gordo nicht nur zu einem großen Ereignis, sondern zu einem echten, spanischen Gemeinschaftsprojekt machen. Man könne auch von einem gesellschaftlichen Großereignis sprechen. Denn es gibt kaum jemanden, der alleine spielt. Familien, Firmen, Freunde und Stammkunden schließen sich in Tipp-Gemeinschaften zusammen und setzen auf dieselbe Losnummer. Am Ende wird gemeinsam gefiebert, im schönsten Fall gefeiert oder sich mit anderen gefreut, wenn Fortuna im Einzelfall danebengelegen hat. Und so stärkt el gordo, neben allen Hoffnungen auf Glück und Zufall, die Gemeinschaft. El gordo läutet spanische Weihnachten ein. Mit besonderen Klängen, aber jeder Menge Hoffnung.
Weltkulturerbe – Wenn Sibylle singt, betet der Papst
Wie liebreizend bezogen auf die individuelle Erwartung klingt doch eine Einladung zum "Gesang der Sibylle"? Doch Vorsicht: Nichtinsulaner könnten vom Brauch überrascht sein. Der Cant de la Sibil·la wird alljährlich zur Christmesse auf Mallorca zum Besten gegeben. Ein Mädchen mit einem Schwert in Händen tritt vor den Altar und erzählt in einem gewöhnungsbedürftigen, gregorianischen Gesang von unchristlichen Horrorszenarien, wie dem Jüngsten Gericht, dem Antichrist, von Meeren und Quellen, die in Flammen aufgehen sowie von einer sich allmählich verdunkelnden Sonne. Da brennt in manchem Ort die Weihnachtsbeleuchtung durch, und der leuchtende Stern auf dem Baum gerät ins Wanken. Könnte man meinen, denn wirklich weihnachtlich ist diese Tradition nicht. Entstanden ist das Spektakel, laut Geschichtsexperten, im Jahre 999. Kurz vor der Jahrtausendwende geriet die Menschheit in Panik. In den Kirchen wurden Theaterstücke aufgeführt, in denen Propheten ihre Zukunftsprognosen zum Besten gaben. Der Star war Sibylle von Erythrai, sozusagen der Vorläufer der späteren Regan aus "Der Exorzist". Doch ihre Rolle erschien der Kirche schon bald zu gewagt. Damit das Volk, welches die schaurig schöne Inszenierung liebte, fortan nicht ganz ohne Nervenkitzel ausging, wurde Sibylle in die Messen an wichtigen Feiertagen integriert. Vor allem die Weihnachtsmesse erschien passend, denn der Kontrast zwischen Mahnung und Erlöser hatte einen besonderen dramaturgischen Reiz. Die Tradition des Cant de la Sibil·la erreichte Mallorca mit den katalanischen Eroberern im Jahre 1229. Während der Vatikan den heidnischen Brauch längst verboten hat, leistet eine kleine balearische Insel seit jeher Widerstand gegen den päpstlichen Willen. So, wie das legendäre gallische Dorf mit seinen tapferen Kriegern den Römern seit vielen Asterix-Bänden die Stirn bietet. Der Papst hat in Sachen Sibylle ohnehin nichts mehr zu sagen, denn 2011 erklärte die UNESCO den Sibyllengesang zum Weltkulturerbe.
Wenn sich alles um´s Essen dreht – Ein kulinarischer Reigen adventlicher Momente: Bon profit!
In Spanien ist "das Weihnachtsessen" weder ein einmaliges Ereignis noch ein bestimmtes Gericht oder Menu. Mit dem Begriff Weihnachtsessen beschreibt der Spanier vielmehr einen Zustand, geprägt vom Glück des Erlebens leckerster Gaumenfreuden, der sich im kulinarischen Reigen adventlicher Momente gleich über mehrere Wochen hinzieht. Daher beginnt das Weihnachtsessen auch vier Wochen vor Heiligabend und besteht aus einer Vielzahl von Festmahlen, die irgendwann in individuell-familiärer Tradition gipfeln. Der Mallorquiner kann sich über mangelnde Gelegenheiten wahrlich nicht beklagen: Freunde, Bekannte, Vereine, Firmen und Behörden – alle laden irgendwann zu mehr oder minder üppigen Weihnachtsessen ein. Man genießt, schwelgt, redet, rundet das Ganze mit ein bis drei chupito ab und wird am Ende mit einem Geschenkkorb zurück in den Alltag geworfen. Das Weihnachtsfest selbst ist in Spanien und auf Mallorca eher eine ausgiebige Völlerei, denn eine besinnliche Zeit. Was soll man auch machen, wenn in anderen Ländern bereits fleißig Geschenke verteilt werden, man selbst aber traditionell auf den 6. Januar warten muss? Das Maximum an Genuss und Auswahl steht an Heiligabend und zum Mittagessen am ersten Weihnachtstag auf dem Tisch. Es gilt die Devise: Gut und reichlich. Niemand soll am Ende von dannen ziehen und sich möglicherweise darüber beschweren, er oder sie sei zu kurz gekommen oder habe gar "bei armen Leuten" geschlemmt. So etwas spricht sich schnell herum und geht gar nicht. Essen zu und rund um Weihnachten und Neujahr ist auf Mallorca eine Art Visitenkarte. Zwischen Heiligabend und dem Drei-Königstag zeigt sich Spanien in seiner vollen, kulinarischen Bandbreite. Jede Region setzt auf Tradition. Die Basken freuen sich beispielsweise auf ihre angulas (Glasaale), Galicier und Navarrer auf percebes, köstliche Entenmuscheln. Und der Mallorquiner? Der blickt mit feuchten Augen dem Spanferkel entgegen, gefüllt mit Sobrasada, sowie der Gans oder dem Truthahn, der meist an Heiligabend auf den Tisch kommt. Nicht vergessen werden darf die frisch duftende Ensaimada, meist als Absacker mit einem Becher heißer Schokolade serviert. Darf's noch ein Nachschlag sein? Beispielsweise in Form von Turrón, jenem klebrigen, weißen Nougat, das schon manchen geschenketechnischen Fehlgriff am Ende versüßt haben soll.
April, April im Dezember – Auf Mallorca schickt man Freunde am 28. Dezember in den April
Die Zeit "zwischen den Jahren" erscheint ruhig und zieht meist mit einer gefühlten Leere dahin. Gerade dann sollten Sie besonders aufmerksam sein. Vor allem am 28. Dezember, dem "Día de los Santos Inocentes" (Tag der unschuldigen Kinder). Klingt harmlos, doch der Tag hat es in sich. Was für den Deutschen der 1. April, ist für den Spanier eben jener Dezembertag. Man veräppelt den anderen mit teils haarsträubenden Geschichten oder – was vor allem für Jugendliche gilt – bringt in der Öffentlichkeit einiges durcheinander. Inzwischen sind auch die Medien dabei und veralbern ihre Leser und Zuschauer mit intelligenten und weniger intelligenten, wahnwitzigen Geschichten. In den vergangenen Jahren hatte beispielsweise ein gewisser Professor Broma von der Uni in Palma ein Präparat entwickelt, das, über Feldern ausgebracht, die Mandelblüte touristenkonform an einem festen Datum beginnen lässt. Oder US-Schauspieler Michael Douglas wollte auf seinem Grundstück in der Serra de Tramuntana einen Freizeitpark errichten. Fazit: Am 28.12. blüht Ihnen was – auch ohne viel Freizeit.
Silvester auf Mallorca: Süße Trauben und rote Unterwäsche
Das neue Jahr wird auf Mallorca mit einer ganzen Reihe von Bräuchen und Feierlichkeiten begrüßt. Die größte Silvesterfeier findet traditionell in Palma statt. Vor dem Rathaus schaut man gebannt auf die Turmuhr La Figuera, die den Jahreswechsel einläutet. Wer lieber in den eigenen vier Wänden feiert, der bekommt im Fernsehen live die Uhr der Puerta del sol in Madrid "geliefert". Mit jedem Glockenschlag verspeist man eine Weintraube und wünscht sich etwas. Erfahrene Jahreswechsler setzen dabei auf geschälte, kleine Trauben, die es zum praktischen und gefahrlosen Verzehr in Supermärkten gibt. Die besten Wünsche sollte man zu Anfang äußern – am Ende sind viele nur noch mit Kauen und Schlucken beschäftigt. Weitere Glücksmomente für das nächste Jahr darf erwarten, wer rote Unterwäsche trägt. Dabei ist es übrigens egal, ob es sich um sexy Dessous oder Baumwollschlüpfer handelt. Nur rot müssen sie sein und mann oder frau sollte sie als Geschenk erhalten haben. Der Trend kam in den 80er Jahren aus Italien nach Spanien. In Sachen Feuerwerk ist man auf Mallorca eher zurückhaltend. Das liegt daran, dass private Knallerei grundsätzlich angemeldet werden muss. Doch gerade in der Silvesternacht drückt die Polizei gerne mal beide Augen zu. Feuerwerkskörper findet man allerdings nicht in Supermärkten. Wer googelt, wird in speziellen Geschäften fündig, die sich häufig in Industriegebieten befinden. Traditionell wünscht man sich auf Mallorca zum Jahreswechsel „Molts d’anys!“ – ein zuversichtlicher Gruß für viele, schöne Jahre. Einmal im Vokabular, lässt sich der Wunsch übrigens universell auch zu Geburtstagen oder zu Weihnachten anwenden.
Der Höhepunkt auf Mallorca – Die Heilige Drei Könige
Nicht Weihnachtsmann, nicht Christkind, sondern die Heiligen Drei Könige oder Reyes magos sind vor allem für Kinder auf Mallorca die Stars zum Fest. Sie kommen bereits am Abend des 5. Januar mit viel Pomp, wenig Duck und reichlich Circumstance auf die Insel und in die Orte und bringen traditionell die Geschenke. Wer in Sachen Wunschzettel letzte Zweifel hegt, kann nochmal nachlegen und am Abend etwas Wasser und Heu, Hafer oder Stroh für die Kamele, Pferde und Esel ans Fenster stellen. Gern genommen von den drei Weisen werden hingegen Likör, ein guter Kaffee oder selbstgemachtes Gebäck. So zieht die Karawane durch die Ortschaften, macht mal hier, mal dort Halt, lässt es sich gut gehen und sorgt dafür, dass es anderen gut geht. Wichtig war übrigens stets ein echter Balthasar – „Blackfacing“ war auf Mallorca selten bis nie ein Thema. Zumindest in den vergangenen Jahren. Da aber genau hier die Auswahl vor allem in den kleineren Orten seit jeher begrenzt ist, gehört das Amt häufig zu den gern übernommenen, wiederkehrenden Aufgabenbereichen des einzigen, meist aus Schwarzafrika stammenden oder dort familiär verwurzelten Nachbarn. Der Einzug der Könige erinnert an einen Faschingsumzug und nimmt, je nach Größe des jeweiligen Ortes, auch entsprechende Ausmaße an. Wo Tiere fehlen, kommt auch mal das Cabrio zum Einsatz. Das größte Event findet, natürlich, in Palma statt. Hier legen Caspar, Melchior und Balthasar traditionell per Schiff an der Alten Mole an. Als es noch kein Corona gab, zogen die drei Weisen aus dem Morgenland mit großen Wagen, viel Musik, Akrobatik sowie unzähligen Tänzerinnen und Tänzern durch die gesamte Stadt. Eltern mit Kindern säumten den Straßenrand und gingen am Ende mit vollen Tüten voller kleiner Präsente und Süßigkeiten nach Hause. Die große Bescherung findet auf Mallorca dann am 6. Januar statt. Neben der Übergabe der Geschenke wird in den Familien bei einem üppigen Essen gemütlich zusammengesessen und gefeiert. Bis heute haben es Kommerz und moderne Einflüsse nicht geschafft, die Tradition aus dem Bewusstsein der Spanier, vor allem der spanischen Jugend, zu verdrängen. Obwohl der Handel immer mehr den Heiligabend in den Fokus des weihnachtlichen Geschehens rückt, ist der Tag der Heiligen Drei Könige nach wie vor der eigentliche Festtag auf Mallorca und in Spanien.