Wie sehr wir seit Langem in einer global vernetzten und untereinander in Abhängigkeit funktionierenden Welt leben, zeigen der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Folgen. Die Wirtschaft geht in die Knie, während die Kosten für Energie und Nahrungsmittel immer neue Rekordwerte erreichen. Sparen heißt das Gebot der Stunde, doch ein vollständiger Verzicht ist angesichts eingespielter Abläufe sowohl im privaten als auch unternehmerischen Bereich, trotz aller Bemühungen, kaum möglich. So wird die Politik nicht müde, mit zahlreichen Rettungspaketen für finanzielle Entlastung der Bürgerinnen und Bürger zu sorgen. Einige wirken rasch, andere erst verzögert, und wieder andere müssen erst noch beschlossen werden.
Weniger IVA für Strom
Die spanische Zentralregierung hatte bereits zum 1. Juli die IVA für Strom auf fünf Prozent gesenkt. Hinzu kamen die Aussetzung der Abgabe von sieben Prozent auf die Stromerzeugung für Unternehmen, sowie die Senkung der Stromsteuer von fünf auf 0,5 Prozent. Diese Maßnahmen wurden zunächst bis Ende des Jahres verlängert und schafft, nach Angaben der Regierung, Einsparungen von bis zu zehn Milliarden Euro. Zum 1. Oktober kamen nun weitere Entlastungen hinzu.
Gas, Pellets und Holz
Auch die IVA auf Gas wurde von 21 auf nunmehr fünf Prozent gesenkt. Das entspreche dem von der EU-Gesetzgebung zugelassenen Minimum, erklärte die Ministerin für ökologischen Wandel und demographische Herausforderungen, Teresa Ribera. Die Maßnahme gilt ebenfalls zunächst bis zum 31.12.2022 und umfasst auch eine Senkung der IVA für Pellets, Briketts und Brennholz. Je nach Entwicklung könnten die Steuersenkungen bis ins kommende Jahr hinein verlängert werden, sagte Ribera weiter.
KWK-Anlagen
Darüber hinaus sollen die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) reaktiviert werden und auf ihre regulierte Vergütung verzichten. Die KWK-Anlagen machten 20 Prozent des landesweiten Gasverbrauchs und 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, sagte die Ministerin. Mit der Wiederinbetriebnahme könnten die Hälfte der Werke, die ihren Betrieb aufgrund hoher Energiekosten eingestellt hatten, wieder ans Netz gehen und Strom bereitstellen.
Ein Blockheizkraftwerk erzeuge Wärme und Strom effizienter als ein Kombikraftwerk, so dass Ribera, nach eigenen Worten, mit Einsparungen von zehn Prozent an Primärenergie rechnet. Durch den erneuten KWK-Betrieb könne der tägliche Erdgasbedarf in Spanien zudem um 1,2 Prozent gesenkt werden.
Erneuerbare Energien
Der Ministerrat verabschiedete darüber hinaus Verordnungen, die den Ausbau erneuerbarer Energien erleichtern. Dazu gehören, unter anderem, vereinfachte Verwaltungsverfahren. Zudem genehmigte die Zentralregierung in Madrid einen freiwilligen Beitrag in Höhe von 30 Mio. Euro für den Anpassungsfonds der Vereinten Nationen zum Klimawandel. Damit werden Projekte und Programme finanziert, die Entwicklungsländern helfen sollen, sich den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels anzupassen.
EU-Geld wartet
Für diesen Wandel ist allerdings nicht unbedingt der Blick in Entwicklungsländer notwendig. Spanien selbst steht vor enormen Herausforderungen. Entsprechend unterstützt die Europäische Union über ihren „Next Generation Fonds“ die Energiesanierung von Wohnungen, um Energie zu sparen und die kohlendioxid-Emissionen zu verringern.
Doch genau hier spielt die Balearenregierung offenbar auf Zeit, glaubt man der Kritik des balearischen Verbandes der industriellen Hersteller von Baumaterialien (Construïm).
75 Mio. nicht abgerufen
Die EU habe Mallorca und den Nachbarinseln insgesamt 75 Mio. Euro für die Sanierung der Städte zur Verfügung gestellt, damit Bürger ihre Wohnungen und Häuser klimafreundlich und nachhaltig gestalten, sagte Verbandspräsident Antoni Garí.
„Bis heute wurde seitens der Generaldirektorin für Wohnungswesen allerdings noch keine Aktionslinie eröffnet und kein Beschluss gefasst, wie die Gelder organisiert und verwendet werden“, so Garí.
Zwei Chargen
Die 75 Mio. Euro setzen sich aus einer ersten Charge aus 2021 in Höhe von etwas mehr als 28 Mio. Euro und einer in diesem Jahr bereitgestellten von über 46 Mio. Euro zusammen.
Das Problem: Werden die Gelder nicht innerhalb einer bestimmten Zeit verwendet, verfallen sie. Construïm fordert von der Regierung daher schnelles Handeln, denn die Zeit drängt.
Bedeutende Zuschüsse
Eigentümern von Wohnungen und Häusern bieten sich mit den Zuschüssen viele Möglichkeiten. Nachgewiesen werden muss, dass die geplante Sanierung zu einer energetischen Einsparung von mindestens 30 Prozent führt.
Je mehr die Immobilie gedämmt wird, desto höher ist der Zuschuss. Mehr als 60 Prozent Einsparung können eine 80-prozentige Subvention des Reformpreises, maximal jedoch 18.000 Euro pro Immobilie bedeuten.