Die Insel kennt Guido Eickelbeck wie seine Westentasche. Einst als beliebtes Trainingsgelände voller Ansprüche und Herausforderungen, heute als VIP-Betreuer und Rad-Trainer für Prominente, Konzernchefs und Unternehmensbosse. Die Vorzüge Mallorcas als Hotspot für Radfahrer hat Guido Eickelbeck früh erkannt. Wir sprachen mit ihm über den Sport, Berufung und Pläne.
Du hast als ehemaliger Radsport-Profi die schönsten Gegenden kennengelernt. Warum hast Du Dich schließlich für Mallorca entschieden?
Hier stimmt einfach alles: Wetter, Stimmung, aber, bezogen auf meinen Job, eben auch Straßenbelag, Radstrecken, Restaurants und Hotels. Nicht nur für mich, sondern auch und gerade für meine Kunden. Die stellen besondere Ansprüche, denen ich gerne gerecht werde. Auf der Insel findest Du Bergstrecken, kannst auf dem flachen Land rollen lassen, und dann gibt es noch wunderbare Touren direkt am Meer. Natürlich sind auch die Flugverbindungen aus ganz Europa nahezu perfekt.
Setzt Du immer noch auf persönliche Rekorde, oder stellst Du mittlerweile das Genießen an erste Stelle?
Das ist stimmungsabhängig. Natürlich lassen Dich, als Ex-Profi, die eigenen Ansprüche an Leistung niemals ganz los. Mit Strava, das ist eine Art Facebook für Radfahrer, schaut man schon mal, ob man den eigenen Rekord brechen kann. Aber ganz ehrlich: Zu 90 Prozent fahre ich inzwischen ruhig und entspannt, nicht zuletzt im Aufbau-Training mit Kunden. Die Zeiten der Zeitenjagd sind vorbei.
Inzwischen begeisters Du mit Deinem Unter-
nehmen „VIPcycling“ andere Menschen fürs Radfahren. Wer gehört
zu Deinem exklusiven Kundenstamm?
Die Mischung macht’s, könnte man sagen. Mit dabei ist, unter anderem, die Firma Breitling mit ihren verschiedenen Bereichen. Oder die Besitzer der Brauerei Heineken. Hinzu kommen viele Kunden aus Luxemburg, Deutschland und der Schweiz, sogar aus Südafrika, den USA, Kanada sowie Schweden und Holland sind bei mir am sprichwörtlichen Start. Darüber hinaus lerne ich immer wieder neue, interssante Leute kennen, unter anderem in meinem Lieblingshotel Son Claret. Man ist praktisch am Puls der Gäste. Aber genau das ist wchtig. Ich möchte nicht nur anbieten, sondern höre auch zu, was gerade interessant ist, was verlangt wird oder sich in Sachen Trends aufbaut. E-Bikes sind seit dem vergangenen Jahr im Kommen.
Was macht für diese gestandenen
Unternehmer und Manager das Radfahren aus?
Die meisten meiner Kunden sind es gewöhnt, jeden Tag, jede Stunde, Entscheidungen zu treffen und dabei Verantwortung zu übernehmen. Sich selbst vergessen Sie dabei häufig. Sie vergessen aber auch, dass es ganz andere Herausforderungen im Leben gibt. Die haben im Alltag kaum Platz, sind jedoch nicht minder wichtig. Gerade bei Entscheidern. Bei mir erleben sie etwas Neues, oft (noch) Unbekanntes. Die Ansprüche, die sie immer wieder an sich selbst stellen, beziehen sich diesmal nicht auf Konzern, Finanzen und Wirtschaftlichkeit, sondern auf das Ich. Sie bringen sich an neue Grenzen, und das mit jeder Menge Spaß.
Hinzu kommt das Drumherum: Sport an der frischen Luft, das Kennenlernen anderer Menschen, Mitfahrer, und schließlich das Setzen von Zielen. Ziele, die man erreichen möchte, die wiederum Kraft geben für den Alltag.
Dafür sorgen natürlich auch die Programme, die Du mit anbietest.
Was gehört dazu?
Sport soll in erster Linie Spaß machen. Der Körper kann und darf sich nicht nur auf Training konzentrieren. Deshalb umfassen meine Programme, neben den Radtouren, auch Restaurantbesuche, Wellness und jede Menge Zeit für Erholung. Nur, wer sich bei dem, was er sportlich unternimmt, wohlfühlt, erreicht persönliche Bestmarken. Und das hat wahrlich nichts mit Rekorden zu tun.
Du bringst Wirtschafts- und Finanzprofis an persönliche Grenzen, die sie so vielleicht nicht kannten. Wie sind die Reaktionen??
Das ist interessant. Trotz ausreichend Zerstreuung durch meine begleitenden Angebote fokussieren sich die meisten tatsächlich aufs Training und den sportlichen Aspekt. Was ja sehr gut ist. Denn wir alle wissen, wie schnell die positiven Aspekte von Gastronomie und Wellness wirken können. Aber nein, fast alle meiner Kunden verlieren die Trainingsziele nicht aus den Augen, wollen sich verbessern und teilsweise sogar schneller werden. Okay, ich kann mit halten, aber manchmal ist es gut und sinnvoll, etwas auf die Bremse zu treten und den nachhaltigen Aufbau nicht aus den Augen zu verlieren.
Mallorca wird inzwischen als echte Radfahrer-Insel geschätzt. Siehst Du das als Profi genauso, und gibt es Dinge, die Du kritisierst und verbessern würdest?
Mallorca bietet im Allgemeinen die weltweit besten Voraussetzungen für Radfahrer. Vielleicht sollte man die Strecke nach Santa Maria, nach Galilea und das letzte Stück der Küstenstrasse mal neu teeren.
Wer schon immer mal die Insel vom Rad aus entdecken wollte: Welche Tour empfiehlst Du Einsteigern?
Da fällt mir erneut die Richtung nach Santa Maria ein. Sie ist flach und damit angenehm zu fahren. Dann natürlich die Küstenklassiker. Auf jeden Fall sollte man stets Zeit mitbringen. Als Radfahrer ist man schließlich nicht auf der Flucht.
Gibt es für Dich noch Radstrecken, die Du unbedingt fahren möchtest?
Na klar. Auf meiner Wunschliste stehen Argentinien, Patagonien und Mendoza.