Angeblich ist Pornografie für ein Drittel des globalen Internet-Traffics verantwortlich und somit aufgrund des damit verbundenen Stromverbrauchs ein Faktor für den Klimawandel. (Wer hätte das gedacht: Wegen Pornografie wird die Welt heißer…). Aber es gibt noch ein anderes beherrschendes Internet-Traffic-Thema: Katzenvideos und -fotos.
Speziell die Mode der Katzenfotos in den Social und sonstigen Networks geht mir auf den Keks. Erstens machen es alle. Zweitens, und schwerwiegender, können es alle machen. Dazu braucht es nur eine Kamera, einen Internetanschluss und – klar – eine Katze. Was es nicht braucht: fotografisches Können. Und das macht die Katzenfotografie zur Bankrotterklärung eines jeglichen Fotografen, die auch nur den minimalsten künstlerischen Anspruch hegt. Denn seien wir ehrlich: Die Katzen machen den Job ganz allein. Diese Viecher werden mit einem Gen geboren, das bei uns Humanoiden nur wenigen hochbegabten Showprofis vergönnt ist. Sie finden den richtigen Platz, den richtigen Moment mit dem richtigen Licht, um sich im richtigen Winkel in die richtige Pose zu setzen. Oft stimmen sogar die farblichen Arrangements. Dort warten sie geduldig darauf, dass ein menschliches Auge ihr Meisterwerk erkennt und verewigt. 999 von tausend dieser Momente verstreichen unbemerkt. Mit dem Rest werden Facebook, Instagram und die Festplatten unserer Computer überschwemmt.
Um zu illustrieren, was ich meine, zeige ich hier unseren Hauskater auf einem Haufen abgeschnittener Palmwedel. Lange bot sich dem Auge nichts anderes als eine vegetale Müllhalde, die aufgrund galoppierender Faulheit der Hausherren länger liegen blieb als geplant. Dann kam der besagte Kater daher und machte das Ganze zu einem Stillleben. Gähnend! Nun versuche mir niemand einzureden, dass man Mapplethorpe heißen muss, um so ein Bild zu schießen. Der Schnurrdiburr macht den Art Director und für den “Katzenfotograf” reicht es, ein nicht komplett vertrottelter Zweibeiner zu sein, der den Fotoapparat richtigherum hält und manchmal in einem passenden Augenblick auf den Auslöser drückt. Diese Augenblicke dauern bei Katzen oft mehrere Stunden, womit selbst „Fotografen“ mit ausgeprägtem Spätzünder-Intellekt zu ihren „Schnappschüssen“ kommen.
In Summe: Katzenfotos sind ein billiger Trick, um sich selbst als Fotograf zu inszenieren.
Heißt übrigens Garfield (Uiiiii-uiiiii – Originalitätsalarm!). Herzig ist er aber schon…
Thomas Fitzner ist Journalist und Buchautor
(u.a. „Das Geheimnis von Chateau Limeray“)
Infos unter www.thomasfitzner.com