Wein aus eigenem Anbau – So klappt es mit dem Weinberg auf Mallorca

Mit Vino de la Isla den eigenen Mallorca Wein ernten

Wein am eigenen Heim: Der Herr der Trauben

Mit seinen beiden Unternehmen „Weinwert“ und „Vino de la isla“ schafft Henri Fink einen neuen Zugang zu Weinanbau und
Wertschätzung: Reben auf dem eigenen Land sind nicht nur Faszination für das eigene Produkt, sondern auch Anlageobjekt.

Henri Fink von Weinwert und Vino de la isla auf Mallorca

Henri Fink macht in Wein. Seine Begeisterung für Anbau und Rebsorten, für die Technik des Kelterns und die Chancen, aus brachliegendem Land das Beste herauszuholen, treibt den 39 jährigen Winzer und Kellermeister an. Der gebürtige Norddeutsche hat auf und für Mallorca eine ganz eigene Form der Wein-Kultur entwickelt: Mit ihm und seinem kompetenten Team aus Önologen und Winzern kommt der Weinanbau auf Fincas der Insel und lässt damit bislang ungenutzte Flächen und weinbegeisterte Herzen aufblühen.


Was genau steckt hinter Deinen Unternehmen „Weinwert“ und „Vino de la isla“?
„Weinwert“ beschäftigt sich mit allen Agrarfragen und -aufgaben. „Vino de la isla“ ist für die Entwicklung und Vermarktung der Weine zuständig. Natürlich gibt es Überschneidungen.

Wie muss man sich die einzelnen Bereiche und Aufgaben vorstellen?
Am Anfang steht natürlich der Wunsch des Kunden nach einem eigenen Weinberg. Hier kommt zunächst „Weinwert“ zum Einsatz: Gemeinsam mit dem Fincabesitzer besprechen wir, welche Ideen er oder sie selbst hat, und was möglich ist. Wir überlegen, wie der Traum von einem bestimmten Wein in der Realität und bezogen auf das vorhandene Land umgesetzt werden kann. Das bezieht sich nicht allein auf die Rebsorte und das vorhandene Terroir, also die vorhandenen Boden­eigenschaften.
Ein Beispiel: Jemand möchte eine Syrah anbauen. Aus dieser Traube kann ich zum Beispiel einen Rosé herstellen. Ich habe aber auch die Möglichkeit zu einem Rotwein.
Oder es geht um die Alkoholmenge. Für einen guten Roten muss ich hochreife Trauben verwenden. Für einen schweren Rotwein, der ins Barrique geht, muss ich hingegen die Traubenmenge an den Reben reduzieren. All das ist die Aufgabe von „Vino de la isla“, auf Basis der zuvor ermittelten Situation. Das muss bereits in die Planungen für die Pflanzungen bis hin zur Ernte und Verarbeitung besprochen und überlegt werden. Daran orientiert sich all unsere Arbeit, damit der Kunde und wir mit dem Produkt glücklich sind.

Wie groß ist die Fläche, die ihr inzwischen auf der Insel und im Kundenauftrag bewirtschaftet?
100 Hektar, 100 Fincas, allerdings mehr als 100 Weine. Über 100 Weine, aus den eben genannten Gründen und getreu dem Motto „Entdecke die Möglichkeiten“.

Bleiben wir bei den Möglichkeiten: Der Kunde hat Wünsche. Sind die alle erfüllbar?
Nein, es gibt natürliche Grenzen. Nicht immer kann auf dem vorhandenen Land der Lieblingswein angebaut werden. Das ist eine wichtige Beratungsleistung von „Weinwert“. Es gibt Grundstücke, die sind eher für die Rotweinproduktion geeignet, andere eher für Weißwein oder Rosé. Allerdings hat man als erfahrener Winzer viele Stellschrauben, an denen man drehen kann, so dass es „passt“. Stichwort: Wahl der Rebsorte. Da lässt sich schon etwas machen, um nachher doch den Lieblingswein zu erhalten. Aber nochmal: Es geht nicht immer alles.

Das hängt vor allem mit dem Boden zusammen?
Genau. Nicht auf jedem Terrain kann man jeden Wein herstellen. Oder anders: Eine Rebsorte ist stets bestrebt, das Beste zu geben. Das funktioniert allerdings nur auf dem richtigen Boden. Wer nachhaltig denkt und arbeitet, so wie wir, weiß, man kann nicht nur fordern, sondern muss vor allem fördern. Nur so entsteht am Ende ein Produkt, das rundherum begeistert.

Wie drückt sich so etwas aus?
Nehmen wir dieses Weinjahr. Es war super heiß und extrem trocken. Soweit ich mich erinnern kann, war bis in den August hinein der letzte signifikante Regen im April. Nicht überall war es möglich, die Reben zu beregnen, weil einfach kein Wasser vorhanden war. Da ist es schon so, dass wir von tendenziell besseren Rotweinen ausgehen, die Weißweine hingegen leicht zu alkoholisch werden.

Wie viele Mitarbeiter habt ihr?
Im Herbst, wenn es an die Ernte geht, sind es um die 60. Beim Stamm­per­sonal liegen wir bei rund 40.

Lass‘ und über die Weinsorten Eurer Kunden sprechen…
Im vergangenen Jahr haben wir für unsere Kunden 64 Partien Weiß und Rosé abgefüllt, hinzu kamen etwa 20 Partien Rotwein. Für dieses Jahr gehen wir von rund 100 Weinen aus. Aber da wir schon wieder von der Zahl „100“ sprechen: Die 100 Hektar Anbaufläche im Auftrag unserer Kunden, die ich eingangs genannt hatte, haben wir bereits geknackt. Das ist nicht nicht mega groß, aber schon ordentlich. Ich finde, die „100“ sind einfach ein guter Richtwert zum Veranschaulichen.


Wer auf den Geschmack gekommen ist und Euch
kennenlernen möchte, findet Euch an prominenter Stelle…
Das kann man sagen. Das Château befindet sich im alten Castell an der Autobahn Ma-15 zwischen Palma und Manacor, direkt an der Ausfahrt 20. Hier gibt es, neben der Weinmanufaktur, unter anderem, eine Weinlounge, einen Showroom und die Möglichkeit für Events und Verköstigungen. Es ist die Heimat der kleinsten Weingüter auf Mallorca, nämlich derjenigen unserer Kunden, die ihren Traum vom eigenen Weinberg auf heimischer Fläche umgesetzt haben.

Wer mit Euch anbaut, ist dort zu finden?
In der Regel schon, also wer mag. Allerdings unterliegen auch wir und die Produkte unserer Kunden einer strengen Qualitätskontrolle. Wir produzieren keinen Wein nach Lust und Laune, sondern haben Vorgaben.

Was bedeutet das, und wie wird kontrolliert?
Es gibt die geschützte Ursprungsbezeichnung „Vino de la Terra Mallorca“. Hierfür wird amtlich kontrolliert, wie viel Liter, wie viel Kilo werden pro Hektar geerntet. Um welche Rebsorten handelt es sich, von welcher Finca kommt welche Charge, usw.. Das wird meist zur Lesezeit geprüft und dokumentiert. Übrigens unangemeldet. Das heißt, wir müssen ständig und fortlaufend unsere und die Produktqualität unserer Kunden sichern und gewährleisten.


Wie wird sich der Wein  auf Mallorca im Allgemeinen entwickeln?
Was die Fläche angeht, liegt die Insel inzwischen bei rund 3.000 Hektar. Was die Qualität angeht, ist noch viel Luft nach oben. Es entwickelt sich auch viel, neue Projekte, hinter denen sehr viel Geld steckt. Das sind teilweise Sachen mit jeder Menge Potential. Zudem kommt mit diesen Projekten auch sehr viel Know-how nach Mallorca. Auch wir arbeiten ständig an der Qualitätsschraube. Interessant ist, wie und ob sich der Tourismus auch entsprechend entwickelt, also hin zu mehr Qualität beim Wein. Das wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Aber die Insel ist auf einem sehr guten Weg.