Euribor – KRISENINDIKATOR MIT SICHERHEIT

Krisenindikator Euribor

Der Euribor gilt als wichtiger Kennwert für Finanzstabilität

Mit der gewagten Feststellung „normal ist nichts mehr“ kommentierte das „Handelsblatt“ die jüngsten Ereignisse in der Bankenwelt. Erst die Krise der Silicon Valley Bank, dann die Notrettung der Crédit Suisse, schließlich die konzertierten Aktionen der Notenbanken, um einer neuerlichen Finanzkrise entgegenzuwirken. Anleger machen sich derzeit große Sorgen um ihre Einlagen. Und auch der Normalsparer stellt sich die Frage, wie sicher das Bankensystem noch oder eigentlich ist.

Krisenindikator Euribor
Abseits der Schlagzeilen lohnt bei der Einschätzung der Blick über den Tellerrand hinaus. Mit dem Euribor gibt es nämlich einen wichtigen Indikator, der auf mögliche Krisen hindeutet, oder aber Stabilität vermittelt.
Beim Euribor handelt es sich um einen Interbankensatz, also um einen Zinssatz, zu dem sich Banken und Kreditinstitute untereinander Geld leihen. Der Euribor wird in verschiedenen Zeitabständen beobachtet und ermittelt. An den Märkten besonders beobachtet wird der Drei-Monats-Euribor.

Vertrauen besteht
Dieser war Mitte März gesunken, gegen Ende des Monats notierte er weiterhin deutlich unter der Marke von 3,0 Prozent. Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise – das war im Jahre 2008 – lag der Euribor über 5,0 Prozent. Eine vergleichsweise niedrige Notierung des Euribor, wie aktuell zu erkennen ist, zeigt, dass das Vertrauen der Banken untereinander vorhanden und soweit auch intakt ist.

Das täuscht aber keineswegs über die aktuellen Probleme von Privatanlegern oder -kreditnehmern hinweg. In Spanien wird die Mehrzahl der Darlehen nach dem 12-Monats-Euribor und einem damit variablen Kredit berechnet. Mit der Neukalkulation, die einmal jährlich stattfindet, steigt oder sinkt der zu zahlende Kreditbetrag abhängig von der Differenz zwischen dem jeweils aktuellen Euribor und dem Vorjahreswert.
Bei einer durchschnittlichen Darlehenssumme, die in Spanien im vergangenen Jahr, laut Nationalem Statistikinstitut, bei 145.510 Euro über 24 Jahre lag, stieg die monatliche Rate von knapp 547 Euro auf nunmehr fast 814 Euro – ein Plus von 47 Prozent.
VDAX entspannt
In einer komplexen Finanzwelt wäre ein einzelner Indikator, wie der Euribor, allerdings kaum ausreichend. Deshalb gibt es auch im Bereich der Börse einen Kennwert: Der Volatilitätsfaktor VDAX gibt Hinweise auf die zu erwartenden Kursschwankungen im deutschen Leitindex.
Der schoss in den vergangenen Tagen mit zeitweise über 30 Prozent zwar deutlich nach oben, blieb allerdings weit unter dem Plus zu Zeiten nach der Lehman-Pleite oder zu Beginn der Pandemie. Damals legte der VDAX über 80 Prozent zu. Und noch etwas schafft Vertrauen: Politik und Finanzwelt wissen, wie sehr Marktpsychologie hilft, Krisen zu vermeiden.