IZ Interview mit Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband DRV zum Sommerurlaub auf Mallorca

Frau Heinen, können Sie sich noch daran erinnern, wann und zu welchem Anlass beim DRV zuletzt die Korken geknallt haben?

Das war sicherlich anlässlich der Ergebnisse des Touristikjahres 2019. Zu diesem Zeitpunkt haben wir erneut ein Rekordjahr vermelden können. Auch das vergangene Jahr ist noch wirklich gut angelaufen – dann kam Corona…

Und heute: Überwiegen Bangen oder Hoffen?

Wir sind zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr einen Nachholeffekt bei den Urlaubern sehen werden. Sehr viele Menschen haben im vergangenen Jahr Corona-bedingt komplett auf ihren Urlaub verzichtet, sind zu Hause geblieben oder waren nicht dort auf Reisen, wo sie gerne hingereist wären. Das Interesse am Thema Reisen ist groß, auch wenn aktuell noch eine gewisse Buchungszurückhaltung zu erkennen ist. Diese ist der derzeit noch sehr unsicheren Situation geschuldet – niemand kann genau sagen, was gehen wird und was nicht. Sobald mehr Klarheit herrscht, werden die Buchungen ganz bestimmt steigen. Weiter voranschreitende Impfungen und kluge Sicherheitskonzepte werden ebenfalls dazu beitragen, dass wieder mehr gereist werden wird.

Wie bewerten Sie die politischen Entscheidungen?

Was wir definitiv nicht brauchen, sind pauschale Appelle, auf Reisen zu verzichten. Was wir hingegen dringend brauchen ist ein kluges Restart-Konzept – hier kommt von der Politik bisher noch nichts. Das erschwert die Situation und auch die Planung für die Zeit, wenn Reisen wieder möglich sind. Gut war sicherlich, dass relativ schnell wirtschaftliche Unterstützung kam. Auch wenn diese Hilfen nicht immer punktgenau waren und bis heute Nachbesserungen notwendig sind, damit die überwiegend mittelständisch geprägte Reisewirtschaft, diese Krise übersteht.

Buchen oder nicht buchen? Was empfehlen Sie Reiselustigen mit Blick auf den Sommerurlaub?

Buchen. Aber dann bitte mit Blick auf die Absicherung eine Pauschalreise. Das ist die sicherste Reiseform für die Urlauber, denn sie haben rund um die Uhr einen Ansprechpartner an ihrer Seite, der sich kümmert und auch pro-aktiv informiert, wenn etwas nicht so läuft wie es soll. Auch für den Fall, dass aus welchen Gründen auch immer eine vorzeitige Rückreise erforderlich sein sollte, sind Pauschalreisende abgesichert: Der Reiseveranstalter kümmert sich und organisiert alles. Die Rückholgarantie ist also inklusive. Wenn die Reisewilligen sich dann auch noch für die Buchung im Reisebüro beraten lassen, sind sie wirklich auf der sicheren Seite, denn die Experten im Reisebüro kennen sich auch mit den jeweiligen Reisebedingungen, was zum Beispiel Stornierungen und Umbuchungen betrifft, aus.

Welche Chancen hat Mallorca, zurück zur einstigen Beliebtheit "nach Corona" zu kommen?

Ich selbst bin großer Mallorca-Fan. Aber unabhängig davon gehe ich davon aus, dass die Balearen auch nach Corona wieder zu den beliebtesten Reisezielen zählen werden. Die Fangemeinde ist groß und die Inseln haben viel zu bieten. Darüber hinaus ist aktuell das Sicherheitsbedürfnis der Menschen besonders ausgeprägt. Da werden vorrangig Reiseziele ausgewählt, die man kennt und wo sich die Reisenden sicher fühlen.

Reiseveranstalter müssen mit Angeboten kommen, Hotels und Airlines ihre Bereitschaft zeigen, tatsächlich öffnen/fliegen zu wollen bzw. zu können. Wer müsste sich zuerst "bewegen"?

Flexibilität ist sicherlich das, was das Jahr 2021 prägen wird. Flexibilität auf allen Seiten. Reiseveranstalter, Hoteliers, Airlines und auch die Zielgebiete arbeiten eng zusammen, um da wo es möglich ist, schnell zu agieren und entsprechende Angebote in den Markt zu stellen. Dementsprechend geht es nicht darum, wer sich zuerst bewegt, sondern um die Zusammenarbeit.

Wie viel Bereitschaft ist innerhalb der Reisebranche noch vorhanden, politischen Entscheidungen "entgegenzukommen" und gemeinsam etwas im Sinne des Tourismus zu bewirken?

Auch hier ist Zusammenarbeit wichtig. Sowohl der politischen Seite als auch der Reisewirtschaft liegt die Sicherheit der Menschen am Herzen. Es geht nicht um „entgegenkommen“. Reiseveranstalter, Reisebüros und die vielen anderen Unternehmen, die im Tourismus aktiv sind brauchen aber Klarheit. Daher ist die Forderung an die Politik, zeitnah ein schlüssiges Restart-Konzept vorzustellen, wie Reisen – sobald es die Corona-Pandemie zulässt – sicher möglich sein werden.