Mallorcas Hoteliers-Vereinigung FEHM: “Wir alle wollen endlich wieder loslegen!”

Interview mit María Frontera, Präsidentin der Hoteliers-Vereinigung FEHM

Mit welcher Stimmung blicken die Hoteliers Mallorca´s auf den Sommer 2021?

Die Aussichten sind düster. Die Auswirkungen der Pandemie haben auf Mallorca und den Nachbarinseln zu einem Rückgang des Bruttoinlandproduktes um fast 27 Prozent geführt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Wenn sich nichts ändert, werden die Öffnungszahlen der Hotels unterhalb der notwendigen Hoffnungen liegen. Derzeit sind 47 Betriebe geöffnet. Allerdings muss man bedenken, dass viele von ihnen nur einzelne Bereiche nutzen, da die Beschäftigungszahlen nicht ausreichen.

Das bedeutet, man würde gerne mehr öffnen, aber wirtschaftliche Verhältnisse stehen dem entgegen?

Grundsätzlich ja. Viele der Betriebe, die im vergangenen Jahr geöffnet hatten, haben Verluste eingefahren. Daher ist die Entscheidungsfreude aktuell verständlicherweise gering. Wir alle wollen loslegen, wir wollen arbeiten und bestehen darauf, endlich Maßnahmen umsetzen zu können, welche die Saison sichern. Das erfordert ein Tätigwerden in verschiedenen Bereichen.

Welche meinen Sie?

Seit Beginn der Pandemie warnen wir davor, dass eine touristische Saison nicht durch einen einfachen Startschuss wieder in Gang gesetzt werden kann. Eine Saison ist von so vielen Faktoren abhängig, vor allem mit Blick auf Planung und Koordination.

Fordert die Hotelbranche eventuell zu viel?

Nein, es geht gar nicht darum, zu zeigen, was die Hotelbranche will, sondern darum, zu beweisen, was sie kann. Dazu müssen die Voraussetzungen gegeben sein. Hoteliers und Politik müssen gemeinsam dazu beitragen, diese Voraussetzungen mit Blick auf ein gemeinsames Ziel zu entwickeln. Dann können wir auf die Quellmärkte schauen und genau abwägen, wie wir mit diesen zusammenarbeiten können.

Das klingt sehr theoretisch…

Wir müssen in unserem Handeln verschiedene Variablen berücksichtigen. Dazu gehören Flugverbindungen, die Gesundheitssituation, sogar Entscheidungen der Regierungen Deutschlands und Großbritanniens. Welche verheerenden Auswirkungen diese auf unsere Wirtschaft haben können, mussten wir 2020 erleben.

Halten Sie eine Tourismussaison in diesem Jahr überhaupt für möglich?

Ob es einen Touristensommer 2021 gibt, hängt davon ab, ob die spanische Regierung und die übrigen Regierungen Europas, eventuell unter Leitung der EU, einen einheitlichen Fahrplan entwickeln, der sich stets und rasch an aktuellen Entwicklungen orientiert.

Keine Kritik an der Balearenregierung?

Auch die Balearen müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen. Wichtig ist, die Zahl der Impfstoffdosen zu erhöhen und die Lieferungen den jeweiligen Bedürfnissen einer Gemeinde oder Region anzupassen. Keine andere spanische Region befindet sich in einer so heiklen Situation wie die Balearen, speziell Mallorca. Es ist unerlässlich, dass bis zum Sommer mindestens 70 Prozent der Bevölkerung einen Impfschutz besitzen, damit wir nicht ein soziales und wirtschaftliches Drama erleben.

Was genau kann dabei helfen?

Ein effizientes Management. Leider sind wir weit von diesem Ziel entfernt. Die politischen Entscheidungsträger bleiben in ihrer Welt und verändern nicht ihr Handeln. Und das, obwohl sie wissen, dass viele Unternehmen nicht überleben werden, und dass sie aufgrund ihrer "Nicht­entscheidungen" für die Zerstörung des Geschäftsgefüges und Tausender Arbeitsplätze verantwortlich sind. Man muss anders handeln und arbeiten.

Blicken wir auf dieReiseveranstalter. Was erwarten Sie von diesen?

Wir haben lange darauf bestanden, dass wir, um wieder reisen zu können, harmonisierte Maßnahmen innerhalb der EU in Gesundheitsfragen benötigen. So können wir Mobilitätseinschränkungen beseitigen, zum Beispiel durch die Schaffung eines überprüfbaren Systems, das die Impfung zertifiziert. Was wir aber sehen sind leider nur widersprüchliche Positionen zwischen den Ländern Nord- und Südeuropas.

Sie sprechen von einer Art "Lizenz zum Reisen"?

Wir brauchen anerkannte und überprüfbare Mechanismen. Nennen Sie es "Gesundheitszertifikat" oder "Gesundheitsreisepass" – es bleibt dasselbe. Wichtig ist, dass es etwas bringt und dem Tourismus nützt. Wir betrachten sehr genau und teils mit Sorge die Entwicklung in Deutschland, die Impfraten und die politischen Entscheidungen. Deutschland und auch Großbritannien sind Märkte mit entscheidender Bedeutung für Mallorca und die Nachbarinseln.
Aber es geht nicht nur darum, was in den Quellmärkten geschieht. Es geht auch darum, wie wir als Reiseziel wahrgenommen werden. Wir müssen als sicheres Ziel auftreten, in dem man gerne seinen Urlaub verbringt oder auch Kongresse und Sport­events veranstaltet. Daran müssen wir hart und dringend arbeiten.

Wann kann, Ihrer Meinung nach, Mallorca zu der touristischen Stärke wiederkehren, welche Mallorca vor der Krise mal hatte?

Das ist schwer zu sagen. Viele Unternehmen sind, nach Überwinden der ersten Krise, bereits an ihrer Grenze, da sie seit Oktober 2019 geschlossen sind. Dennoch haben sie mit enormen steuerlichen Abgaben zu kämpfen. Angesichts der Dringlichkeit von Rettungsmaßnahmen wurde die Initiative "SOS Turismo" ins Leben gerufen. Die Unterstützer aus Wirtschaft und Tourismus – Arbeitnehmer, Geschäftsleute und auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger – fordern Politik und Verwaltungen zum Handeln auf.

Welche Forderungen gibt es?

Die Schutzmechanismen in Form finanzieller Rettungsschirme, Unterstützungen und Zahlungsaussetzungen müssen beibehalten werden. Unternehmen brauchen Flexibilität, um zu vermeiden, dass Geschäftsgefüge und Belegschaft vollständig zerstört werden.
Diese Botschaft muss auch an die Quellmärkte gehen. Mallorca, die Balearen, müssen hier wieder ein sicheres und zuverlässiges Reiseziel werden, in das internationale Touristen Vertrauen haben. Jahrzehntelange touristische Erfahrung ist die Grundlage für die Entscheidung der Urlauber.