Bergrettung Mallorca – Man sollte die Berge ernst nehmen

Bergrettung Mallorca – Man sollte die Berge  ernst nehmen

Waren es 2019 über 200 Einsätze, zu denen die Bergretter auf Mallorca ausrücken mussten, sank die Zahl
pandemiebedingt im vergangenen Jahr auf 153 Einsätze. Nun wird es wieder voller in den Bergen
.

Toni Josep Sosa kommt immer dann zum Einsatz, wenn der schöne Aktivurlaub zum überraschenden Notfall wird. Ob verirrte Person oder verletzter Wanderer – Toni und sein Team versuchen in kürzester Zeit das Leben anderer zu retten und setzen dabei, nicht selten, ihr eigenes aufs Spiel.

Würdest Du die Berge Mallorcas als besondere Herausforderung für Wanderer bezeichnen?
Man sollte die Berge Mallorcas, so wie alle Berge, ernstnehmen. Viele Wanderer gehen davon aus, dass die Wege einfach und gut markiert sind. Das ist nicht so. Die Berge Mallorcas haben überaus steile Stellen, und nur wenige Wege sind wirklich gut gekennzeichnet. Die meisten unserer Rettungsaktionen betreffen Wanderer, die sich verirrt haben und aus unwegsamem Gelände nicht mehr selbst herausfinden. Einige sind Pfaden gefolgt, die sie irgendwo im Internet gefunden haben oder als Tipp für eine angeblich "einfache Tour" in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Tatsächlich sind sie aber für Wanderer alles andere als geeignet.

Was gehört zu einer richtigen Planung?
Es gibt fünf Sicherheits­regeln, an die sich jeder Ausflügler halten sollte: Erstens ist es wichtig, die Route vorzubereiten, zweitens auf die richtige Ausrüstung zu achten. Damit meine ich nicht nur die Kleidung und festes Schuhwerk, sondern auch die Verpflegung, insbesondere Getränke. Wanderer sollten unbedingt einen Blick auf die aktuelle Wettervorhersage werfen und diese über eine App regelmäßig kontrollieren. Teilen Sie Freunden, Nachbarn oder Hotelpersonal mit, wohin Sie gehen, welche Strecke Sie nutzen. Und noch etwas ganz Wichtiges: Seien Sie stets ehrlich zu sich selbst: Nur Sie kennen Ihre persönlichen Leistungsgrenzen. Die Bombers de Mallorca haben übrigens ein Video mit den wichtigsten Tipps veröffentlicht.

Angenommen, ich gerate in eine Notsituation. Was sollte ich tun?
Wichtig sind drei Zahlen: 1-1-2. Das ist die Notrufnummer, die Dich mit der Rettungsleitstelle der Balearen verbindet. Von dort wird alles koordiniert. Die Kolleginnen und Kollegen alarmieren umgehend die richtigen und nächsten Einsatzkräfte.

Gibt es überall eine Netzabdeckung?
Es hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Fast die gesamte Insel, inklusive der Berge, besitzt mittlerweile eine Netzabdeckung. Bei einem Notruf wählt sich das Telefon automatisch in den stärksten Anbieter ein. Aber natürlich gibt es weiterhin einige schwarze Flecken, bei denen eine Mobilfunkanbindung punktuell schwer oder gar nicht vorhanden ist, wie entlegene Regionen oder abgelegene Torrents. Ein wichtiges Beispiel ist der Torrent de Pareis. Hier haben wir vor allem im Sommer viele Rettungseinsätze. Für den Notruf muss man oft einen geeigneten Ort etwas weiter oben oder unten suchen.

Was passiert, wenn die Bergrettung alarmiert wird?
Die Leitstelle erfragt zunächst, um was für einen Notfall es sich handelt. Übrigens ist man dort mehrsprachig. Dann geht alles sehr schnell, und die entsprechenden Rettungsteams werden alarmiert. Auf Mallorca gibt es das Team GRM der Feuerwehrrettung in Sóller und Inca und das Rettungsteam des Zivilschutzes GREIM mit dem Hubschrauber "CUCO".

Wie können wir uns den Einsatzablauf vorstellen?
Alles hängt vom Notfallgeschehen und den Örtlichkeiten ab. Die Rettung einer orientierungslosen Person ist völlig anders als die Rettung eines Verletzten aus einer Höhle, einem Torrent oder aus steilem Gebirge. Letzteres bezeichnen wir als "technische Rettungen", sie sind häufig anspruchsvoller und komplexer.

Kannst Du Dich an eine schöne Geschichte aus einem Rettungseinsatz erinnern?
Es gibt, zum Glück, viele schöne Momente bei Rettungsaktionen. Vor allem, wenn sich der Einsatz als nicht ganz so schwerwiegend entpuppt als man, laut Meldung, denken könnte. Meist ist das bei verirrten Personen der Fall. Ich erinnere mich an ein Paar, das sich in einer Schlucht verlaufen hatte und bis in die tiefe Nacht ausharren musste. Es war Winter, und es war sehr kalt. Als ich bei den beiden eintraf, fragte ich sie natürlich als erstes, wie es ihnen ginge. Sie sagten mir, dass sie große Angst gehabt hätten. Aber als sie das helle Licht auf meinem Helm gesehen hätten, habe das ausgesehen wie ein göttlicher Lichtschein. Das ehrt uns natürlich als Retter, aber wir sind einfach nur Menschen.

5 Wichtige Regeln für Mallorcas Berge

Die Bergwelt Mallorcas ist in jeder Hinsicht überraschend: Jede Landschaft ist einzig­artig, keine Wanderung gleicht in Anspruch und Eindrücken einer anderen. Der Natur sollte jeder Wanderer mit Respekt begegnen. Die Insel bietet eine Vielzahl von Wegen, deren Verlauf niemand kennt. Oft handelt es sich um alte Schmuggler- oder Köhlerpfade. Manche Wanderer gehen unüberlegt auf eine Entdeckungstour, verlaufen sich und finden dann nicht mehr zurück. Oder sie unterschätzen Streckenführungen, verlieren den Halt und stürzen.

Die Bergretter haben einige Tipps für Wanderer zusammengestellt, die Risiken vor­beugen und im Notfall die Rettung vereinfachen.
1. Route vorbereiten
2. Passende Kleidung, festes Schuhwerk, Verpflegung mitnehmen
3. Aktuelle Wettervorhersage einholen
4. Die eigene Leistungsfähigkeit richtig einschätzen
5. Freunden, Bekannten, Hotelpersonal mitteilen, wohin Sie gehen