Feuer übt seit jeher auf den Menschen eine besondere Faszination aus. Flammen sind nicht greifbar, doch man kann ihre Hitze spüren, die Gefahr, die von ihnen ausgeht. Feuer ist aber auch Leben: Es bewegt sich, es atmet und es frisst.
In der mallorquinischen Tradition und Folklore hat Feuer im Zusammenspiel mit Dämonen eine besondere Bedeutung. Viele Feste drehen sich um diese reizvolle Paarung, die als Jahrtausende altes Erbe die Kultur der Insel bis heute prägt.
Christliche Wurzeln
Ihre Bedeutung, so sagt man, hat tatsächlich keine heidnischen, sondern vielmehr christliche und bäuerliche Wurzeln. Ein Grundgedanke mag gewesen sein, sich der Gefahr zu stellen, das Böse zu vertreiben und damit einen konfrontativen Schutz aufzubauen. „Wer die Geister ruft, wird nicht von ihnen überrascht“, könnte man die Bedeutung der kulturellen Feuerspektakel der Insel auf einen kurzen Nenner bringen. Bei vielen anderen Festen werden ganz einfach Orts- und Inselheilige geehrt.
Dass viele dieser Fiestas ausgerechnet im Januar stattfinden, hängt mit dem Winter zusammen. Auch hier war in alten Zeiten das Ziel, Kälte, Schnee und Regen mit ausgelassener Stimmung und, nicht zuletzt, Feuer zu vertreiben.
Nachdem die Heiligen Drei Könige längst wieder im Morgenland angekommen sind, wird es auf Mallorca heiß.
Stadt der Lagerfeuer
Am 16. und 17. Januar beginnt mit San Antonio einer der am meisten erwarteten Momente: Der Auftritt der dimonis (Dämonen) zeigt den Beginn der Revetlla de Sant Antoni. Zu traditioneller Musik wird rund um die foguerons, die Lagerfeuer, getanzt und gesungen. Die größten Spektakel finden in Sa Pobla, Manacor und Artà statt.
Dazu gehören natürlich auch die berühmten Feuerläufe correfocs. Die sind weniger beschaulich. Selbst als Zuschauer empfiehlt es sich, feuerfeste Kleidung zu tragen, denn die Dämonengruppen (colles de dimonis) sind alles andere als zurückhaltend. Manch‘ funkensprühende Fackel kommt Besuchern bedrohlich nah und vermitteln den „heißen Atem der Hölle“.
Neben Sant Sebastiàn und San Antonio finden die Feuerläufe beispielsweise in Sa Pobla oder zu Sant Jaime und dem großen Weinfest Sa Vermada in Binissalem statt.
Zurück in den Januar und nach Palma. Die beiden Heiligen Antoni und Sebastiá beherrschen hier den Feiertagskalender des Januars. Sant Antoni ist der Schutzpatron der Tiere, der von den Einheinischen sehr geschätzt wird. Rund um den 20. Januar feiert die Stadt dann ihren Schutzheiligen Sebastiàn.
Bereits am 19. Januar verwandelt sich die Stadt in eine leuchtend-lodernde Kulisse. In vielen Straßen bauen Einheimische einen zentralen Ort, an dem ein großes Feuer entzündet wird. Die gesamte Stadt lädt zu einer Unterhaltungstour ein, man ist auch als Fremder willkommen, wird in den Kreis der Feierbiester aufgenommen, sollte allerdings ein paar Leckereien für den Grill mitbringen. Auf vielen Bühnen finden Live-Konzerte statt.
Feuer im Sommer
Feuer und correfocs spielen bei den gefeierten Traditionen Mallorcas allerdings nicht nur im Winter eine Rolle. Die Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni ist ein weiteres kulturelles Highlight im Kulturkalender der Insel. Viele sprechen von einer „magischen Nacht“, in der man den Sommer begrüßt und das Ritual vorschreibt, die Nacht mit einem reinigenden Bad im Meer zu beenden.
Sommersonnenwende
Die Nit de Sant Joan ist die kürzeste Nacht des Jahres, und sie wird nicht nur auf Mallorca sondern an zahlreichen Orten des Mittelmeeres gefeiert. Wer zu dieser Zeit schon einmal nächtens entlang der spanischen Küste geflogen ist, wird einen wunderbaren Eindruck bekommen haben.
Auf all diesen Festen ist Feuer der Hauptdarsteller. Die Flammen symbolisieren die Erneuerung, stehen für den Beginn eines neuen Zyklus. Auf Mallorca sind vor allem die Fiestas in Calvià, Deià, Sant Joan und natürlich in Palma bemerkens. und besuchenswert.
In Palma beginnen die Festlichkeiten bereits am Nachmittag Dann finden im Parc de la Mar viele Attraktionen und Workshops statt. Kinder können spielen und basteln, Erwachsene treffen sich in gemütlicher Runde.
Am Ende heiße Samba
Gegen 23 Uhr beginnen dann die Feuerläufe correfocs. Verschiedene Gruppe von Dämonen und Teufeln jagen umher. Im Mittelpunkt stehen zwei riesige, feuerspeiende Drachen, jener des Sant Jordi und der Drac de Na Coca. Letzterer besitzt Verbindungen zu Sagen, die sich rund um Palma ranken. Die Nacht endet irgendwann am frühen Morgen mit einer großen Batucada, einer Art Samba, und gewaltigen Trommelklängen, welche die ganze Stadt erfüllen.