Auf der einen Seite die großen Namen, wie Graves, Sand oder auch Jules Verne. Auf der anderen Seite die unbekannteren aber prägenden, mallorquinischen Dichter und Denker. Reale Zeitreisen verbinden sie – und damit auch Literatur und Insel.
Bücher und Lesen faszinierten sie schon immer. Hinzu kam eine innige Liebe zu Mallorca und ihren Dichtern. Diese kulturell überaus spannende Kombination war für Carme Castells Grundlage einer besonderen Idee: Die Literaturwissenschaftlerin und Leiterin der Stiftung Dichterhäuser wollte das immaterielle Kulturerbe der Insel bekannter machen. Nicht nur durch Museen und Ausstellungen, sondern greifbarer, spürbarer, nachvollziehbarer. Vor allem aber im Einklang mit der Landschaft und den Schauplätzen, an welchen die Schriftsteller lebten, arbeiteten, oder an denen sie ihren Versen Bilder verliehen.
Insgesamt drei Häuser berühmter Dichter gibt es auf der Insel: Das von Llorenç Villalonga (1897 – 1980), einem Psychiater und Schriftsteller aus Palma, der die Sommer in Binissalem verbrachte. Das von Blai Bonet (1926 – 1997), heute Kulturzentrum Ses Cases Noves in Santanyí. Und das Geburtshaus von Rafel Ginard (1899 – 1976) in Sant Joan. Alle drei gehören zu den prägenden Autoren des 20. Jahrhunderts. Sie alle ebneten Carme Castells förmlich den Weg zu einem Projekt, das heute als „Walking on Words“ sowohl im Internet als auch als App (WOW) Leseratten und Literaturfreunde zu mehr als einer „Tour de Kultur“ einlädt.
Das faszinierende Projekt beschränkt sich nicht allein auf die Wirkungsstätten der inzwischen über 40 Autoren. Carme Castells und ihre Mitarbeiterinnen Francisca Niell und Joana Maria Serra haben Zitate gesammelt. Robert Graves, Jules Verne, Julio Cortázar, Gertrude Stein oder Anaïs Nin – sie alle ließen Orte der Insel in ihre Texte einfließen, verbanden Worte mit landschaftlichen oder emotionalen Eindrücken. Der hohe Anspruch von "Walking on Words": Sprache und Ausdruck – stets anspruchsvoll in der Vermittlung – mit realem Erleben zu verknüpfen. Das funktioniert – vorausgesetzt, man nimmt sich Zeit.
Das literarische Mallorca wird zu einer Welt der Wahrnehmung. Der Leser nimmt nicht nur passiv auf, er wird zu einem aktiv Erlebenden, lernt die Insel in allerbester Begleitung kennen. Geführt und beschrieben von Künstlerinnen und Künstlern, die auf und über Mallorca geschrieben und ihre Eindrücke beschrieben haben.
Sieben Touren haben Castells und ihr Team inzwischen zusammengestellt, ausgesucht nach geographischen und thematischen Kriterien. Jede Route beginnt an einem Museum oder Kulturzentrum, welches die Grundlage für das Kommende liefert. Die Touren unterschiedlicher Länge besuchen Schauplätze, die mit den Werken in unterschiedlicher Weise verbunden sind: Die Autoren haben hier gelebt, gewirkt, oder erweckten die Orte zu einem besonderen Leben, wie beispielsweise der Dichter Bartomeu Rosselló Porcel, der seinen Besuch in Sóller unter anderem mit den Zeilen "Und die Ströme des Windes verbreiten Orangeaden. Ich koste Gärten" beschrieb.
„Walking on Words“ ist eine Einladung von Dichtern und Denkern zum Dichten und Denken. Mallorca mal anders kennenlernen: Auf tiefgründigen, unterhaltsamen Pfaden.
Alle Touren und Informationen:
www.walkingonwords.com
(auch auf Deutsch) App: WOW (für Android und iPhone)