Mallorcas kleine Nachbarinsel Menorca ist eine echte Pferdeinsel. Das Pferd bestimmt seit Jahrhunderten die Traditionen. Kein Wunder, dass es auch im Sommer auf Menorca hoch zu Ross hergeht. Die Feierlichkeiten finden alljährlich im Juni in der Hauptstadt Ciutadella statt.
Zur Sommersonnenwende verwandelt sich das ansonsten recht beschauliche Menorca in eine Partymeile mit Tradition. Ursprünglich mit religiösem Hintergrund entstanden, haben sich die Festes de Sant Joan zu einem Volksfest entwickelt. Alljährlich kommen bis zu 30.000 Menschen nach Ciutadella. Drei Tage wird gefeiert – und natürlich steht das Pferd im Mittelpunkt.
Historische Bruderschaft
Gefeiert wird Sant Joan auf Menorca seit dem 14. Jahrhundert. Der Ursprung, so sagt man, findet sich in einer aus verschiedenen Schichten bestehenden Bruderschaft. Der zugehörige Ausschuss Junta de Caixers wird alle zwei Jahre neu gewählt und kümmert sich um die Bewahrung der Traditionen.
Glück per Schaf
Traditionell beginnen die Feierlichkeiten bereits am Sonntag vor dem 23. Juni. Dann gibt Es Fabioller, ein Trommel- und Flötenspieler, mit seiner Musik den Beginn der Feierlichkeiten bekannt. Begleitet wird er von einem nur mit einem Lammfell bekleidetem Mann, der ein ausgewähltes Schaf durch die Straßen und Gassen von Cuitadella trägt.
Gefolgt von vielen Menschen gehen die beiden von Tür zu Tür und laden die Bewohner ein.
Wer das Schaf berührt, dem sei Glück versprochen. Das Tier steht für Johannes den Täufer.
In den folgenden Tagen übt man sich in eher stiller Vorfreude. Richtig los geht es dann am 23. Juni. Ein Zug aus 200 Reiterinnen und Reitern, der verschiedene Stände, wie Bauern, Bürger, Adelige, Handwerk und Klerus symbolisiert, reitet durch die Stadt. Menschenmengen jubeln den Protagonisten zu, während diese versuchen, ihre Pferde zum Tanzen zu bringen. Dabei stellen sich die Pferde auf die Hinterhufe oder vollführen kurze Sprünge.
Haselnuss-Schlacht
Das Spektakel ist nicht ganz ungefährlich: Viele Zuschauer feuern sowohl Tiere als auch Reiter nicht nur an, sie versuchen, die Pferde zu stützen, was oft nicht ganz ohne Verletzungen bleibt. Ziel der Reiter ist die Landkapelle Sant Joan de Missa, die etwas außerhalb von Cuitadella liegt.
Dort findet nach dem Umzug eine Messe für die Reiterinnen und Reiter statt. Die Zuschauer feiern unterdessen in der Stadt weiter – überaus weltlich mit Gin und Sangria. Dabei bewerfen sie sich mit Haselnüssen.
Gegen Abend kommen die Reiter dann zurück in die Stadt und werden erneut feierlich empfangen. Als Dankeschön ziehen sie fast die ganze Nacht durch die Stadt und zeigen immer wieder kleine Kunststücke.
Nach so viel Trubel rund ums Pferd ist es allerdings noch immer nicht vorbei. Der dritte Tag der Festes de Sant Joan auf Menorca beginnt bereits um 8 Uhr mit einer Messe. Anschließend kommt man auf der Pla de Sant Joan zusammen, um erneut die kunstvollen Fähigkeiten von Reitern und Pferden zu bestaunen.
Bei der Ensortilla, oder dem „Ringelstechen“, reiten die sogenanten Caixeri mit Lanzen bewaffnet aufeinander zu. Eine zweite Disziplin ist der córrer abraçats. Hierbei galoppieren die Reiter möglichst dicht aneinander vorbei und versuchen dabei, sich kurz zu umarmen, ohne aus dem Sattel zu rutschen.
Beendet werden die Sonnenwendefeiern auf Menorca schließlich von einem großen Feuerwerk. Dann kehrt wieder Ruhe in Ciutadella ein. Vorübergehend, denn im Sommer wird auf Menorca gern, gut und auch mal abseits von Pferden gefeiert.