Strandqualität zwischen Blau und Schwarz

Lebewesen wie Seesterne und Posidonia gehören zu einem funktionierenden Ökosystem.

Blaue Flaggen machen sich auf Mallorca und den Nachbarinseln rarer als früher. Dennoch lassen sich aus der Beflaggung nur bedingt Rückschlüsse ziehen. Wichtig sind vor allem auch die Farben Gelb und Rot.

Solides Ergebnis: In diesem Jahr wurden auf Mallorca und den Nachbarinseln insgesamt 46 Strände und Yachthäfen mit dem Qualitätssiegel „Blaue Flagge“ ausgezeichnet. Die Organisation FEE (Stiftung für Umwelterziehung) hat das Label in 14 verschiedenen Gemeinden auf den Balearen vergeben. Die Kriterien umfassen unter anderem Wasserqualität, Rettungsdienste und Service-Angebote. Mallorca und die Nachbarinseln liegen damit im Vergleich zu anderen Autonomen Gemeinschaften auf Platz sechs.
Besonders hervorgehoben wurde die Gemeinde Alcúdia für eine gute Zugänglichkeit sowie Service für Menschen mit Behinderung. Allerdings ist die Auszeichnung nur begrenzt aussagekräftig, da nicht für alle Strände und Yachthäfen die Blaue Flagge beantragt wird. Der berühmte Naturstrand Es Trenc (Gemeinde Campos) ist beispielsweise nicht in der Liste der Blauen Flaggen vertreten, da dort feste sanitäre Einrichtungen wie Toiletten fehlen. Ein Antrag würde daher von vornherein keinen Sinn machen.

Playa de Palma
Auch Kontroversen gibt es gelegentlich, im vergangenen Jahr etwa um die Playa de Palma, den Lieblingsstrand der Deutschen auf Mallorca.
Wie im Mai 2023 bekannt wurde, führt die deutsche Urlauberhochburg im Jahr 2023 keine Blaue Flagge mehr am Strand. „Blaue Flaggen zu verlieren, ist ein absolutes No-Go. Was für eine Botschaft sendet man damit an die Urlauber?“, so José Antonio Fernández de Alarcón vom Hotelverband AHPP damals. Auch 2024 hat sich an der Situation der Playa de Palma nichts geändert – sie bleibt vorerst weiter ohne Blaue Flagge. Die Playa de Palma hatte ihre zertifizierte Beflaggung bereits im Jahr 2016 einmal verloren und 2019 noch einmal für einige Jahre zurückgewonnen. Damals gab es Diskussionen um leichte Abstriche bei der Wasserqualität in einzelnen Messungen, insbesondere nach Starkregen und Gewitter. Die Auswertung hielten manche Beobachter seinerzeit für etwas verzerrend und irreführend. Allerdings kommt es auf der Insel immer wieder vor, dass nach Regenfällen die Rote Flagge gehisst werden muss, da in solchen Fällen über die ansonsten meist ausgetrockneten Sturzbäche („Torrentes“) etlicher Unrat im Meer landen kann. Einen solchen Sturzbach (Torrent des Jueus) gibt es auch in El Arenal an der Stadtgrenze von Palma de Mallorca und Llucmajor.

Objektiv etwas verbessert hat sich die Situation indes an Palmas Stadtstrand Can Pere Antoni beim leerstehenden Hochhaus des Energieversorgers Gesa – im Volksmund daher auch „Playa de Gesa“ genannt. Nachdem es dort bei Regen und Gewitter über viele Jahre hinweg immer wieder zu Verschmutzungen gekommen war, ist 2022 ein neues Kanalsystem mit Rückhaltebecken eingeweiht worden. Damit kann Regen und Abwasser endlich konsequent getrennt werden, damit die Rote Flagge wegen Schmutzwasser dort nicht mehr das Markenzeichen sein muss oder eben nur noch dann gehisst wird, wenn es einmal Probleme mit Wellen, Wind und Strömungen geben sollte. „Achtung Lebensgefahr!“ signalisiert die Farbe Rot, „Schwimmen auf eigene Gefahr“ die Farbe Gelb – so die unter Umständen überlebenswichtige Faustregel für den Sommer. Für eine Blaue Flagge reicht es am Stadtstrand Can Pere Antoni aber immer noch nicht.

„Q für Qualität“
Die Stiftung für Umwelterziehung (FEE) kümmert sich als nichtstaatliche europäische weltweit um die Vergabe der Blauen Flaggen und stellt dabei bestimmte Anforderungen an die Wasserqualität sowie an einen Dienstleistungskatalog.

Dabei geht es unter anderem um Informationstafeln oder Toiletten. Kritiker halten die Kriterien indes für teilweise willkürlich, und auf Mallorca waren in der Vergangenheit bereits einzelne Gemeinden bewusst aus dem Programm ausgestiegen. So setzte die frühere linke Mehrheit im Rathaus von Calvià zum Beispiel bewusst auf das Gütesiegel „Q für Qualität“ statt auf Blaue Flaggen.Die staatliche spanische Normierungsstelle AENOR zertifiziert ebenfalls Strände im ganzen Land – auch auf Mallorca. Insgesamt also viel Konkurrenz für die klassische Blaue Flagge. Inzwischen gibt es auf der Insel nur noch 21 davon für Strände, nachdem es in besten Zeiten einmal über 30 gewesen waren.
Dennoch liefern die Blauen Flaggen mitunter wertvolle Hinweise für Badegäste. So ist 2023 etwa bekannt worden, dass an der Cala Gran bei Santanyí die Wasserqualität nicht mehr als „exzellent“ gilt, sondern nur noch als „gut“. Auch 2024 ist die Bucht weiter ohne Auszeichnung.

Die Blaue Flagge sollte im Übrigen nicht mit den Flaggen verwechselt werden, die die Sicherheit für Badegäste anzeigen. Die Rote Flagge signalisiert ein strenges Badeverbot, während die gelbe Fahne darauf hinweist, dass man höchstens vorsichtig im flachen Bereich des Wassers baden sollte. Orange bedeutet, dass die Rettungsschwimmer gerade abwesend sind, und eine weiße Flagge mit violetten Quallen warnt vor Nesseltieren. Grüne Flaggen hingegen signalisieren ungetrübten Bade­spaß. An Naturstränden ohne Rettungsschwimmer ist die Eigenverantwortung der Badegäste wichtig.

Negativpreis
Ein anderes Problem, das nicht unbedingt mit der Wasser­qualität in Verbindung steht, sondern auch mit anderen Ärgernissen wie Lärmbelästigung zu tun haben kann, zeigen unterdessen die so genannten „Schwarzen Flaggen“ auf. Der Negativpreis einer spanischen Umweltschutzorganisation ging 2023 an Colonia Sant Jordi, da dort nichts gegen lautstarke nächtliche Musik auf Partybooten getan werde, hieß es. Die zweite schwarze Flagge ging im Vorjahr an die gesamte Küste Mallorcas – wegen angeblich mangelnden Kontrolle von Jetskis.
2024 wurden lediglich zwei Strände auf Ibiza mit der Schwarzen Flagge geehrt. Zum einen die Playa Talamanca wegen mutmaßlich schlechter Wasserqualität und dadurch bedingtes Absterben der ökologisch wichtigen Posidonia-Wiesen (Seegras). Betroffen ist auf der Nachbarinsel auch die Cala Xarraca, wo ein im Bau befindliches großes Hotelprojekt kritisiert wird.

Blaue Flaggen für Strände auf Mallorca 2024
• Alcúdia: Playa de Alcúdia
• Santanyí: Cala Mondragó (Sa Font de n’Alís),
Cala Santanyí, S’Amarador
• Felanitx: Cala Marçal, Cala Sa Nau,
Porto Colom (Platja S’Arenal)
• Muro: Platja de Muro
• Palma: Cala Estància, Cala Major,
Ciutat Jardí
• Sant Llorenç des Cardassar: Cala Millor
(Cala Nau), Sa Coma
• Santa Margalida: Son Bauló, Son Serra
• Ses Salines: Es Dolç (Es Port)
• Son Servera: Cala Millor, Es Ribell
• Pollença: Cala Barques, Cala Molins, Formentor
Blaue Flaggen für Sporthäfen auf Mallorca 2024
• Alcudia Mar Puerto Turístico Deportivo
• C.N. Cala Gamba (Palma de Mallorca)
• C.N. Porto Cristo (Manacor)
• C.N. S’Arenal (Llucmajor)
• Club de Vela Port d’Andratx
• Marina Palma Cuarentena (Palma de Mallorca)
• Marina Port de Mallorca
• Port Colònia Sant Jordi (Ses Salines)
• Port de Cala Figuera (Santanyí)
• Port de Cala Ratjada (Capdepera)
• Port de Soller
• R.C.N. Palma de Mallorca (Real Club Nautico)