„Rauhnächte“ magische Nächte um die Weihnachtszeit und Neujahr
Die Rauhnächte – eine besondere Zeit von Andrea Nonn
Ein Mythos und eine Legende…. für die meisten Menschen sind die Rauhnächte ein Relikt aus der Welt der Sagen und Geister. Doch es steckt weit mehr als ein besonderer Zauber und Magie in den zwölf Tagen zwischen dem 24. Dezember und 6. Januar – der Zeit, in der die Dunkelheit zuhause ist.
Für die Germanen waren die Rauhnächte eine besondere, heilige Zeit, in der nicht gearbeitet wurde. Statt dessen nutzte man die Zeit für die Familie, zum Feiern und zum Orakeln. In Haus und Hof wurde ausgiebig geräuchert, um Mensch und Tier, Hab und Gut zu beschützen und Dämonen zu vertreiben. Der Ursprung des Wortes „Rauhnacht“ scheint nicht ganz geklärt zu sein, neben dem „Rauch“ für den Brauch des Räucherns kommt ebenfalls das Wort „haarig“ (rûch) in Betracht.
Nach alten Überlieferungen sollen die finsteren Mächte an diesen Tagen sehr mächtig sein, Seelen wiederkehren, Geister erscheinen und Dämonen Haus und Hof übernehmen. Hast Du auch schon einmal gehört, dass man z. B. zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche aufhängen soll? Odin oder Frau Holle könnten ein Wäschestück mitnehmen und daraus ein Leichentuch für den Besitzer machen …
Mit der Besinnung auf alte Werte und Jahrhunderte altes Wissen erkennen immer mehr Menschen und auch Mediziner den Wert, den die Rauhnächte für Körper und Seele bieten können, wenn denn die Botschaften der Natur erkannt und richtig gedeutet werden. Dann können die Tage zwischen den Jahren zu einem gestärkten und gelassenen Start ins neue Jahr verhelfen.
Die Natur hat vor den Rauhnächten, also vor dem 24. Dezember, allen unnötigen Ballast abgeworfen. Mit dem ersten Schnee wird es noch ruhiger, alle Energie und Konzentration ist auf das Innere gerichtet – aufs Erdreich, auf den Kern des Baumstamms. Innere Einkehr, Ruhe und Muße waren in früheren Zeiten auch für die Menschen in der dunkelsten Zeit des Jahres ganz selbstverständlich, besonders auf dem Land. Doch in Zeiten der Globalisierung stehen auch im Winter die Räder nicht still. Besonders die Städte sind erhellt, Trubel herrscht in den Geschäften, Kinos und Sportstudios an jedem Tag. Winterdienst und öffentliche Verkehrsmittel machen auch bei Schnee und Eis mobil, das neue Jahr wird von den meisten mit leuchtenden Raketen, krachenden Böllern und großen Feten begrüßt.
In keiner Zeit des Jahres gelingt es besser, tiefer mit seinem Inneren in Kontakt zu treten, zu philosophieren, zu meditieren und sich mit den wichtigen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen sowie sich neu zu orientieren und Kraft zu schöpfen. Da die Rauhnächte von einigen Feiertagen und Wochenenden begleitet sind, kann dies auch dann gelingen, wenn in dieser Zeit gearbeitet wird, die restliche Zeit aber frei von Berufs-Hektik und Freizeit-Stress bleibt. Die Sensibilität gegenüber der Natur ist in dieser Zeit besonders hoch. „Ein Winter-Spaziergang bewirkt oft Wunder, er bietet Antworten auf jede Frage, wenn man denn offen und neugierig wie ein Kind übers Land streift“.
Wie wichtig die Botschaften der Rauhnächte gerade heute sind, zeigt auch die Resilienz-Forschung aus der Psychologie. Resilienz ist die Fähigkeit, mit inneren und äußeren Einflüssen umzugehen. Stress, Streit, Krankheit, Verliebtheit, Steuerschulden oder viele weitere Faktoren, die täglich auf uns wirken, auszugleichen. Doch damit das Körper-Geist-Seele-System diese Fähigkeit nicht verliert, braucht es Zeiten der Stille, der inneren Ruhe, der Druckfreiheit, der Erholung – Tage wie die Rauhnächte. Geht die innere Balance verloren, werden wir krank.
In der europäischen Mythologie öffnen die Rauhnächte auch eine besondere Tür zur Welt der Geister und Dämonen. Ein Mittel, diese zu vertreiben, waren laute Geräusche, besonders zu Silvester – der Nacht, in der die Tore zur Unterwelt besonders weit geöffnet sein sollen. Darin liegt der Ursprung des Silvester-Feuerwerks. Auch das Räuchern oder Ausräuchern der Stuben und Ställe mit wohlriechenden Kräutern dient seit Jahrhunderten dazu, böse Geister zu vertreiben und gute Energien ins Haus einzuladen.
Durch ihre Verbindung zu besonderen Kräften sind die Rauhnächte seit Jahrhunderten alter Bräuche auch die beste Zeit für Orakel, für den Blick in die Zukunft – auf die Geburt des Kindes, die nächste Ernte oder extreme Wetterlagen. Dabei steht jede Rauhnacht für einen Monat des neuen Jahres. Die Zeichen und Botschaften dieser Zeit erlauben also einen Blick auf das komplette Jahr.
Egal, ob jemand an altes Brauchtum glaubt oder nicht: Die Chance, die Rauhnächte zum eigenen Wohlbefinden zu nutzen und Jahrhunderte alte Weisheiten neu zu beleben, sollte genutzt werden – zur Entspannung und einem besinnlichen Zusammensein mit den Menschen, die wirklich wichtig sind. Innerlich aufgeräumt und ausgeruht kann dann das neue Jahr kommen.
Die Vorhersagen beziehen sich auf das kommende Jahr und dabei steht jede der Rauhnächte für einen Monat im kommenden Jahr: die erste für den Januar, die zweite für den Februar usw. Alles wird in diesen Tagen beobachtet. Jeder Tag hat eine ganz besondere Qualität, besondere Fragen, mit denen Du Dich auseinandersetzen kannst.
Lichtvolle Begleiter für Dich in den heiligen Nächten
Diese Nächte können auch für Dich zu einer sehr persönlichen Zeit werden, indem Du sehr bewusst den Übergang vom alten in das neue Jahr erlebst .
Dafür habe ich 2 Rituale für Dich „ausgegraben“, welche hoffentlich auch für Menschen zugänglich sind, die sich weniger mit „diesen Dingen“ beschäftigen. Ich lade Dich herzlich zum mitzumachen ein.
Du brauchst dafür: ein Notizheft, Kerzen, eine kleine Aufbewahrungsbox für die Zettelchen und Räucherwerk. Schreibe alles auf, was Du in dieser Zeit erlebt und geträumst hast. Am Ende des Jahres kannst Du dann vergleichen, was tatsächlich davon eingetroffen ist – ich finde das sehr spannend.
Zur Vorbereitung: kläre offene Angelegenheiten, bezahle alle Rechnungen und Schulden, gebe Ausgeliehenes zurück , räume auf, reinige Dein Zuhause. Kurzum: Mache reinen Tisch.
- Rauhnacht (25.12.): Altes abschliessen
- Hausreinigung: Gehe mit einem Handfeger und Besen durch das Haus und fege richtig aus. Aber diesmal tue es still und auch symbolisch; wenn Du magst, kannst Du dabei laut oder leise das Mantra sprechen: „Glück zieht hinein, Anhaftungen ziehen hinaus.“, oder was Dir sonst ähnliches einfällt.
- Zettel verbrennen: Schreibe alte Gedanken, Glaubensmuster und alles, was Du loslassen möchtest, auf kleine Zettel. Diese Zettel übergibst Du dann als Opfergaben der geistigen Welt. Entweder durch verbrennen oder Du kannst auch kleine Schiffchen daraus falten, die Du in einen See oder auf einen Fluss setzt.
- Rauhnacht (26.12.): Still werden
- Rauhnacht (27.12.): Sich öffnen
- Rauhnacht (28.12.): Der inneren Welt vertrauen
- Rauhnacht (29.12.): Den Körper heiligen
- Rauhnacht (30.12.): Beziehungen heilen
- Rauhnacht (31.12.): Die Gefühle umarmen
- Rauhnacht (1.1.): Eine Entscheidung treffen
- Rauhnacht (2.1.): Die Dinge ordnen
- Rauhnacht (3.1.): Achtsam werden
- Rauhnacht (4.1.): Dankbar sein
- Rauhnacht (5.1.): Zum Licht erwachen