Ende der„Iberischen Ausnahme“ für Strom
Vergünstigungen auf Energie laufen allmählich aus. Dennoch ist Strom auf Mallorca nur halb so teuer wie in Deutschland. Daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern.
Für Stromkunden auf Mallorca gibt es eine gute und eine schlechte Neuigkeit. Die gute Nachricht ist, dass die zum Jahreswechsel angekündigten Preiserhöhungen von der Regierung in letzter Minute noch etwas abgeschwächt wurden; die schlechte besteht darin, dass das nur vorübergehend gilt, und es bald weiter nach oben geht.
Die Mehrwertsteuer ist zum 1. Januar 2024 von 5 auf 10 Prozent gestiegen und wird das ganze Jahr auf diesem Niveau bleiben, bevor sie 2025 wieder die normale Höhe von 21 Prozent erreichen wird. Noch gradueller ist der Anstieg bei der Stromsteuer (IEE), die vor der Corona-Krise 5,113% Prozent betragen hatte und dann auf 0,5 % gesenkt wurde. Sie liegt vom 1. Januar bis 31. März bei 2,5 Prozent, und vom 1. April bis 30. Juni bei 3,8 Prozent, bevor sie im zweiten Halbjahr 2024 wieder das normale Niveau erreichen soll. Da auf die Steuer kurioserweise noch Mehrwertsteuer fällig ist, wird 2025 wieder ein realer Satz von 6,186 Prozent erreicht.
Man wundere sich also nicht, wenn die Stromrechnung in nächster Zeit jedes Quartal etwas teurer wird. Neben all den genannten Abgaben gibt es im Übrigen noch eine Sondersteuer auf die Stromerzeugung (IVPEE). Diese beträgt im Prinzip 7 Prozent, bleibt allerdings noch bis 31. März 2024 ausgesetzt. Besteuert wird dabei die Energieproduktion – nicht die Netzentgelte. Sobald sie wieder in Kraft tritt, sind etwa 3 bis 4 Prozent Mehrkosten auf der Rechnung zu erwarten.
Unter dem Strich also nicht unbedingt ein Anti-Inflationsprogramm. Immerhin kommen die Erhöhungen nicht schockartig auf einmal, sondern erst nach und nach. Außerdem ist die kurze Heizperiode auf Mallorca und in vielen anderen Landesteilen Spaniens schon fast wieder vorbei. Die vielen Verbraucher, die ihre Wohnungen nur mit Strom-Splitgeräten (eigentlich eine Art Wärmepumpe) beheizen, werden also zumindest in diesem Winter merklich entlastet. Anders wird es im Sommer aussehen, wenn die Klimaanlagen laufen, und voll wirksam ist der Preisschub dann zum Jahreswechsel 2024/2025.
Keine „Merit Order“
Was die sogenannte „Iberische Ausnahme“ betrifft, so ist diese nun ausgelaufen und spielte eigentlich schon seit März 2023 keine praktische Rolle mehr. Mit der Sonderregelung, die Premier Pedro Sánchez (PSOE) der EU abgerungen hatte, war es auf dem Höhepunkt der Energiekrise gelungen, die Strompreise auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Grundsätzlich bestand die Maßnahme in einer staatlichen Deckelung der Gaspreise für die zu Spitzenbedarfszeiten erforderlichen Stromerzeugung in Gaskraftwerken. Dies im Gegensatz zur sogenannten „Merit Order“ in Deutschland und im Rest der EU. Diese kann nämlich dazu führen, dass bei mangelndem Wind und/oder fehlender Sonne, der Strompreis kurzzeitig schier ins Unermessliche schießt, wenn gerade kein halbwegs günstiges Gas vorhanden ist.
Unter dem Strich zahlte man in Deutschland teilweise 40-60 Cent für die Kilowattstunde Strom – gebremst lediglich durch die Milliardensubventionen der „Strompreisbremse“ – während Spanien auch auf dem Höhepunkt der Krise selten über 15 Cent lag. Unter dem Strich durchaus ein Erfolg für den Sozialisten Sánchez. Und auch in Zukunft dürfte Strom in Spanien im Vergleich zum überteuerten Mitteleuropa einigermaßen erschwinglich bleiben.
Nur geringfügig getrübt wird die Bilanz dadurch, dass ein Teil der Einsparungen durch die „Iberische Ausnahme“ über Netzentgelte wieder von den in der anderen Tasche entlasteten Verbrauchern einkassiert wurde. Indes sind die Schulden für frühere Investitionen in die Netzinfrastruktur zuletzt auf etwa 10 Milliarden Euro gesunken. 2013 hatten sie fast 28 Milliarden betragen. Für die Regierung war das vor allem deswegen praktisch, weil die Summe formal bei den Netzbetreiberfirmen lag und nicht auf die in Spanien relativ hohe Staatsverschuldung angerechnet wurde. Vielleicht ein Taschenspielerstrick, den Scholz, Habeck und Lindner bei ihren verfahrenen Plänen zur „Energiewende“ einmal ins Auge fassen sollten? Fakt ist jedenfalls, dass allein durch weggefallene Subventionen für Netzentgelte die deutsche Kilowattstunde bereits im ersten Quartal noch einmal über drei Cent teurer werden soll. Unter 30 Cent wird es dann keine Haushaltstarife mehr geben.