Wer als Mallorca-Urlauber in seinem persönlichen Fotoalbum blättert, wird immer wieder begeistert sein. Die schönsten Motive bilden bleibende Erinnerungen an einen unvergesslichen Inselaufenthalt. Ob Schnappschüsse am Strand, ausgesuchte Perspektiven mit türkisblauem Wasser, oder faszinierende Panoramen über die Bergwelt der Serra de Tramuntana – Mallorca ist in jeder Hinsicht bildgebend und bildschenkend.
Bei all dem Reichtum an fotografischen Schauplätzen, die sich dem Urlauber bieten, ist es fast schon selbstverständlich, dass auch die Profis in Sachen Aufnahmen die Insel für sich entdeckt haben – und immer wieder neu entdecken.
Italien legt den Grundstein
Die Faszination für den Drehort Mallorca entstand zu einer Zeit, in welcher die Filmbranche noch in den Kinderschuhen steckte. Der italienische Regisseur Giovanni Dario schuf im Jahre 1913 an verschiedenen Schauplätzen der Insel den Stummfilm „La sortija misteriosa“ („Der geheimnisvolle Ring“). Nicht zuletzt geprägt von den Erzählungen der französischen Schriftstellerin George Sand in ihrem Reisebericht „Ein Winter auf Mallorca“, sah Dario offenbar ein Mallorca, das seinem Film einen entsprechend mystischen Ausdruck verleihen konnte.
Das war keinesfalls selbstverständlich, denn die Spielfilme dieser Ära waren erzählerische Monumentalfilme. Italien hatte zuvor mit „Quo vadis?“ und Tausenden von Statisten eine echte optische Duftmarke gesetzt. Dario bildete einen Kontrapunkt und machte Mallorca von nun an zum Drehort.
Das allerdings vor allem und zunächst für die italienische Filmbranche. Im Jahre 1923 entstand der nicht ganz unumstrittene Streifen „Venganza Isleña“ („Rache der Insel“), der in Italien unter General Primo de Rivera verboten war. In dem Film ging es, unter anderem, um Inzest. Drei Jahre später ging es, nach Darios Werk, filmisch erneut um ein Geheimnis: Regisseur Francisco Aguiló drehte auf Mallorca „El secreto de la Pedriza“ („Das Geheimnis der Pedriza“). All das zeigt, dass Filmemacher zunächst auf die geheimnisvolle Wirkung der Insel bauten und daraus ihre Geschichten entwickelten.
Insel der Film-Schmuggler
Einen ersten echten Bezug zwischen der Insel, dem Meer und der Geschichte schuf der Regisseur und Schauspieler Hans Behrendt mit seinem Stummfilmklassiker „Die Schmuggelerbraut von Mallorca“ aus dem Jahre 1929.
Behrendt, der nicht nur Regie führte, sondern neben der Österreicherin Jenny Jugo auch eine Hauptrolle übernahm, erzählt die Geschichte der attraktiven Mallorquinerin Rosita, die mit den beiden Fischern Pedro und Andrea befreundet ist. Der wohlhabende Tolomeo überredet die drei zu einer waghalsigen Schmugglerfahrt, die an Land mit einem Todesopfer, einem Gefangenen und einem glücklichen Paar endet.
Die Dreharbeiten fanden an verschiedenen Orten auf Mallorca statt, die Innenaufnahmen entstanden in den Filmstudios Babelsberg.
Cineastischer Meilenstein
Einen ersten internationalen Meilenstein beim Mallorca-Film setzte 1949 „Jack Black“ („Jack el negro“), eine spanisch-amerikanische Koproduktion mit George Sanders in der Hauptrolle. Regie führte Julien Duvivier. Die Außenaufnahmen entstanden an der Cala Barques und der Cala Sant Vicenç im Norden der Insel.
Durchbruch in den 50ern
In den 1950er Jahren entwickelte sich Mallorca zu einem echten Eldorado für Filmemacher und Schauspieler. Die erst 20 jährige Joan Collins kam 1953 auf die Insel, um unter der Regie von Noel Langley in Peguera „Our Girl Friday“ zu drehen. Die deutschen Kinogrößen Lilly Palmer und Willy Birgel standen 1956 für den Streifen „Zwischen Zeit und Ewigkeit“ auf Mallorca vor der Kamera. Christine Kaufmann und Dieter Borsche drehten 1960 den Film „Ein Thron für Christine“ auf der Insel.
Für spannende Szenen in „Sindbad’s siebte Reise“ wählte Regisseur Nathan Juran 1958 die Höhlen von Artà sowie den Torrent de Pareis als natürliche Kulisse. Dieser sollte über 50 Jahre später erneut internationalen Filmruhm erlangen.
Mörder am Strand
Doch zunächst setzte Regisseur Guy Hamilton cineastische Zeichen auf Mallorca: Er brachte für Agatha Christies Kriminalroman „Das Böse unter der Sonne“ im Jahre 1982 Schauspielgrößen, wie Peter Ustinov, Colin Blakely, Jane Birkin, oder Nicholas Clay auf die Insel. Der belgische Privatdetektiv Hercules Poirot ermittelte in einem verzwickten Mordfall auf einer idyllischen Insel im Mittelmeer.
Südfrankreich auf Mallorca
Für die Gesamtansicht des fiktiven Eilands wählte Hamilton die im Westen Mallorcas gelegene Insel Sa Dragonera. Weitere Schauplätze waren die Playa de Formentor, die als französische Südküste herhalten musste, sowie die Caló des Monjo. Übrigens existierte das dortige, im Film gezeigte, Hotel tatsächlich. Es gehörte einem Deutschen, wurde später von der Gemeinde Calvià aufgekauft und schließlich abgerissen. Die Fundamente sind noch heute zu sehen.
Wolkenatlas am Meer
Für eine spektakuläre Location entschieden sich die Regisseure Lana und Lilly Wachowski und Tom Tykwer im Jahre 2011: Szenen für den Hollywood-Blockbuster „Cloud Atlas“ entstanden an der Cala de sa Calobra, wo der Torrent de Pareis ins Meer mündet. Die US-Schauspieler Tom Hanks und Halle Berry kamen für die Dreharbeiten eigens auf die Insel und wurden von den spanischen Medien fast auf Schritt und Tritt begleitet. Um die Tramuntana ungestört genießen zu können, schaffte es der verkleidete Hanks für einen Tag, den Medien zu entgehen.