Mallorca-Urlaub zwischen Annehmlichkeit und Luxus
Viele Medien schreiben einen "Imagewechsel" auf Mallorca geradezu herbei. Obwohl Urlauber immer mehr auf Premium setzen, bleibt die Insel auch 2024 für Backpacker und Gäste mit kleinem Geldbeutel eine erschwingliche Destination.
Urlaub auf Mallorca soll in diesem Jahr teurer werden. Das meldeten Ende vergangenen Jahres gleich mehrere Medien und Portale. Gleichzeitig schafften die Autoren eine Verbindung zwischen Preisanstieg und Luxus. Die Zeit der günstigen All-inclusive-Ferien in den touristischen Hochburgen der Insel sei vorbei, hieß es. Die Balearenregierung wolle immer mehr qualitativ hochwertigen Tourismus in den Vordergrund ihrer Marketingstrategie stellen.
Urlaubsziel für jeden Geldbeutel
Dass sich Massentourismus und Luxusurlaub auf der Insel auch künftig nicht gegenseitig ausspielen, liegt auf der Hand. Ebenfalls als sicher gilt die Tatsache, dass Mallorca auch in Zukunft ein vielfältiges Urlaubsziel bleibt – das nicht nur vor dem Hintergrund der Hotspots, sondern insbesondere mit Blick auf die jeweiligen Geldbeutel und Vorlieben der Gäste.
Natürlich geht es auch und gerade der balearischen Landesregierung um Qualität auf der Insel. Mit einem neuen Gesetz gegen den sogenannten Sauftourismus will man beispielsweise die für ihre üppigen und nicht selten ausufernden Partys bekannten Gebiete aufwerten. Das hat allerdings nichts mit dem Streben nach Luxus zu tun, sondern ist ein nachvollziehbares Bedürfnis eines jeden Urlaubsziels. Die persönliche Freiheit endet nun einmal dort, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt. Wer sturzbetrunken und grölend über die Strandpromenade wankt, der wird an keinem Ort der Welt gern gesehen sein. Deutlich härtere Strafen bei Verstößen sind also mehr als nachvollziehbar.
Lokaler Imagewandel
In diesem Zusammenhang kann man gern von einem „Imagewandel“ sprechen. Ein Beispiel hierfür ist die Playa de Palma mit ihrem kilometerlangen Sandstrand und der herrlich ausgebauten Promenade. Gerade diese beiden wunderbaren Alleinstellungsmerkmale gehen meistens unter, wenn von „der Playa“ die Rede ist. Das Gebiet wird bei sehr vielen Menschen mit „Ballermann“ und Partystimmung gleichgesetzt.
Wenn hier bei Besuchern eine geänderte Einstellung nachhaltig greifen würde, wäre nicht nur die Balearenregierung einen erheblichen Schritt weiter.
Erfreuliche Buchungszahlen
Mallorca ist auch in diesem Jahr ein beliebtes und führendes Reiseziel. Das bestätigen alle Reiseveranstalter und blicken zufrieden auf den bisherigen Verlauf ihrer Frühbucherkampagnen. Bei Tui beispielsweise sind diese im Vergleich zum vergangenen Jahr um ein Viertel gestiegen, bestätigte kürzlich Stefan Baumert von Tui Deutschland gegenüber dem Nachrichtenportal t-online. Ähnlich äußerte sich Ingo Burmester von DER-Touristik. Und das Reiseportal „Holidaycheck“ sprach schon im vergangenen November von einem Buchungsplus von 40 Prozent, verglichen mit dem Vorjahr.
Premium statt Luxus
Vor allem Familien setzten auf die Insel, denn die Kosten seien kalkulierbar, hinzu komme die Kinderfreundlichkeit, so Burmester weiter. Bei den Buchungen würden auch Familien eher auf Premium statt Lowcost setzen, hieß es. Das hat allerdings nicht wirklich etwas mit Luxus zu tun. Der Urlaub soll schlichtweg angenehm und rundherum entspannend sein. Natürlich sind auch weiterhin die echten Luxus- und Lifestyle-Angebote gefragt – doch damit wird Mallorca nicht automatisch zu einer Highclass-Destination.
Logische Annehmlichkeiten
Auch bei Ferienwohnungen oder -Häusern sind die Wünsche der Urlauber eher nachvollziehbar als luxuriös. So wünschen sich, laut einer Umfrage des Anbieters „Holidu“, fast die Hälfte der Gäste eine Finca mit Pool, rund ein Fünftel der Befragten wollen nicht auf eine Klimaanlage verzichten, und ebenfalls ein Fünftel benötigt einen Internetanschluss.
Preisplus von 9 bis 11 Prozent
Bei all dem steigen natürlich auch die Preise. Was an der Ladentheke spürbar ist, wirkt sich auch auf den Reisemarkt aus. Eine Auswertung von „Holidaycheck“ ergab ein durchschnittliches Plus von elf Prozent im Vergleich zum Sommer 2023. Eine Familie mit zwei Kinder im schulpflichtigen Alter zahlt für eine Woche Pauschal in der Hauptsaison rund 3.700 Euro. Bei Ferienhäusern rechnet „Holidu“ mit Mehrkosten von neun Prozent, was mit etwa 20 Euro mehr pro Nacht zu Buche schlägt.
Wanderer und Backpacker
Doch abseits der Familien kommen auch viele Singles, allein reisende Paare und Backpacker auf die Insel. Die finden bei den großen Portalen und Veranstaltern kaum Beachtung, denn sie fallen aus den üblichen Kostenkalkulationen der Reisekonzerne meistens heraus. Das liegt auch daran, dass sie ihren Urlaub individueller gestalten und auf Aktivität statt Klasse setzen. Wer durch die Tramuntana wandert, dem genügt eine einfache Übernachtungsmöglichkeit in einem Hostal oder einer Herberge.
Mallorca ist und bleibt ein Ziel für Wanderer und Outdoor-Liebhaber. Das wird auch auf Messen und im Tourismus kommuniziert. In diesem Segment auf Luxus zu setzen, würde Zweifel hervorrufen.
Urlauber blieben im vergangenen Jahr, nach Daten des spanischen Statistikinstituts, rund 6,5 Tage auf einer der Baleareninseln. In dieser Zeit gaben sie durchschnittlich 1.230 Euro aus – knapp sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Die mittleren Ausgaben eines Urlaubers pro Tag lagen demnach bei 188 Euro und damit um fast neun Prozent höher als 2022.
Von „Luxus“ sind diese Zahlen weit entfernt. Man gönnt sich halt – und das ist gut so.