Mallorcas gescheitertes Skigebiet

Mallorcas höchster Gipfel, der Puig Major.

Ehrgeizige Winterpläne in den 30er Jahren

Im Februar und Anfang März erneut Schnee auf Mallorca – womöglich schwingen sich wie schon im Januar wieder ein paar wagemutige Skifahrer und Snowboarder auf die Bretter. Was nur wenige wissen: Der Spanische Bürgerkrieg verhinderte den Bau des ersten spanischen Skigebiets auf Mallorca.

Mit dem Bau der Seilbahn auf den Puig Major wurde im Juni 1936 begonnen, doch aufgrund der Feindseligkeiten wurden die Arbeiten im Juli gestoppt und nie wieder aufgenommen. Die Idee war damals, einen Touristenkomplex mit Hotel, Restaurants, Gesundheitszentrum und Skipisten zu bauen. Der Ingenieur Antoni Parietti Coll hatte sein eigenes Unternehmen gegründet und plante alle Details der Infrastruktur. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 2 Millionen Peseten.

Durch den Krieg wurden die Arbeiten unterbrochen und die Wirtschaft des Landes destabilisiert, so dass das Unternehmen den Bau nicht fortsetzen konnte. Trotz späterer Bemühungen, das Projekt wieder aufzunehmen, waren die erforderlichen Mittel im zerbombten und verarmten Nachkriegs-Spanien nicht mehr aufzubringen. Über Jahrzehnte hinweg ging es in der Franco-Zeit für Normalbürger nur noch ums Überleben unter einer selbst ernannten und völlig skrupellosen Elite. Vergnügen fiel für die meisten aus.

Die Idee eines Skigebiets auf dem Gipfel des Puig Major blieb dennoch ein Traum, und noch Jahre später, in den 1960ern und 1970ern, wurden verschiedene Möglichkeiten zur Wiederaufnahme des Baus geprüft, die jedoch alle aus wirtschaftlichen und politischen Gründen scheiterten.

Calobra-Straße und Seilbahnprojekt
Antoni Parietti war auf Mallorca 1928 für den Bau der Straße nach Sa Calobra verantwortlich. Während der Arbeiten kam er auf die Idee, eine Seilbahn auf den Gipfel des Puig Major zu bauen. Im Jahr 1930 gründete er sein eigenes Unternehmen, „Funicular Aéreo del Puig Major SA“, mit einem Kapital von 2 Millionen Peseten und plante alle Details. Die Infrastruktur würde aus zwei Stationen bestehen, eine Station in Cals Reis und eine in 1.400 m Höhe, die eine Strecke von 2.016 m und eine Steigung von 715 m mit einer durchschnittlichen Steigung von 36 % überwinden sollte. Die deutsche Firma Bleichert-Zuegg war bereits mit dem Bau beauftragt. Eine Berg- und Talfahrt sollte 11 Peseten kosten.

Viele Jahrzehnte später, ab 2004, versuchte dann eine Gruppe von Geschäftsleuten, am Berg Galatzó bei Calvià eine Skipiste zu errichten, was jedoch von der Stadtverwaltung abgelehnt wurde. Ein surrealistisches Projekt aus der Zeit des Immobilienbooms nach der Euro-Einführung auf Mallorca…

NATO-Stützpunkt statt Seilbahn auf Mallorca
In den 1950er Jahren hat sich Antoni Parietti übrigens mit mehr Erfolg erneut am Puig Major versucht, diesmal mit einer Straße, nachdem er bereits die Planung der Panoramastrecke von Port de Pollença nach Formentor vorangetrieben hatte. Man entwarf eine gebührenpflichtige Route zum Puig Major, damals ein unberührtes Gebiet mit schwierigem Zugang. Das Projekt wurde zwar genehmigt, doch dann kam zwischen dem Franco-Regime und den USA eine Vertrag über den Bau einer Militäranlage auf dem Gipfel zustande.

Die Regierung enteignete das Projekt und die Straße wurde tatsächlich gebaut, aber nicht mehr für den Tourismus, sondern für militärische Zwecke. Die Arbeiten an der neuen Straße, der Militäranlage, dem Stausee und der Radarstation begannen 1955 und wurden im Dezember 1959 abgeschlossen.

Ausstellung im Generalarchiv des Inselrats
Die Realisierung war eine große Umweltbelastung für das Gebiet, da der Gipfel abgetragen werden musste, um eine ebene Fläche zu erhalten, was einen Höhenverlust von etwa neun Metern mit sich brachte. Heute überwacht die NATO das gesamte westliche Mittelmeer von ihrem Panorama-Standort am Puig Major auf Mallorca. Das Generalarchiv des Inselrats erinnerte 2022 mit einer gut dokumentierten Ausstellung an das, was alternativ möglich gewesen wäre und sich einstmals auf einem guten Weg befunden hatte. Die Grundmauern der Talstation Cals Reis sind übrigens noch heute zu sehen. Eingeweihte wissen, wo sie sich befinden.

Foto: paucabot/CC-BY-SA-4.0,3.0,2.5,2.0,1.0