Unklare Perspektiven für Mallorca und ganz Spanien nach der Parlamentswahl am 23. Juli: Im Land gibt es offenbar keine klaren Mehrheiten. Bei einem Auszählungsstand von 88 Prozent lieferten sich die konservative Volkspartei PP und die Sozialisten von Ministerpräsident Pedro Sánchez überraschend ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Keiner der beiden Blöcke auf der rechten und der linken Seite des politischen Spektrums konnte einen eindeutigen Sieg für sich verbuchen. Auch zusammen mit den Rechtspopulisten von Vox bleibt Oppositionskandidat Alberto Nuñez Feijóo hinter der absoluten Mehrheit von 176 Parlamentsmandaten zurück, nachdem er in den Umfragen wochenlang weit vorne gelegen hatte.
Die PSOE von Pedro Sánchez zeigt sich indes etwas stärker als von manchen erwartet und zieht mit fast ebenso vielen Sitze ins Parlament ein wie die PP. Beide großen Parteien bewegten sich bei der Auszählung über 30 Prozent. Auch die Linkspopulisten von Sumar und die Rechtspopulisten von Vox lagen eng beieinander.
Wie schon oft nach Wahlen in Spanien kommt regionalen Akteuren wieder eine wichtige Rolle bei der Regierungsbildung zu. Das betrifft unter anderem die Baskische Nationalpartei PNV mit 5 Mandaten, die Kanaren-Koalition CC (1 Sitz), womöglich aber auch die Katalanen von Carles Puigdemont, der nach einem illegalen Referendum von der spanischen Justiz verfolgt wird.
Auf Mallorca und den Nachbarinseln gibt es ebenfalls ein Patt zwischen den Lagern mit jeweils 3 Sitzen für PP und PSOE. Die regionalistische Öko-Partei „Més“ erreichte unter dem Dach der linken Plattform „Sumar“ ein Mandat und könnte in Madrid an Einfluss gewinnen, während Vox einen von zwei Balearen-Sitzen verloren hat.
Falls kein Bewerber bei der Wahl des Ministerpräsidenten in einigen Wochen oder Monaten eine relative oder absolute Mehrheit der Abgeordneten auf sich vereinigt, drohen Ende 2023 oder Anfang 2024 Neuwahlen in Spanien. Bis dahin dürfte die linke Koalitionsregierung von Pedro Sánchez (PSOE) geschäftsführend im Amt bleiben.
Ob er am Ende sogar Chancen auf eine Bestätigung im Amt hat, war am Wahlabend völlig offen. Auch ein Tolerierungsmodell oder eine Art inoffizielle große Koalition zwischen PSOE und PP ist denkbar. Schon in den Tagen vor dem Urnengang hatte Sánchez-Widersacher Feijóo im Verlierer-Stil eines Donald Trump jedenfalls Zweifel an der Korrektheit der Briefwahl geäußert. Fotos: Mediawiki Commons