In der spanischen Politik läuft derzeit eine Art Fernduell zwischen zwei Persönlichkeiten im Ausland: dem in Dubai residierende Ex-König Juan Carlos (1975-2014) und dem früheren katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont, der 2017 nach einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum seines Amtes enthoben worden war, dann nach Brüssel flüchten musste, 2019 aber mit Winkelzügen ein Mandat im EU-Parlament erringen konnte, ohne in der Zwischenzeit jemals wieder einen Fuß auf spanischen Boden gesetzt zu haben.
Er wird weiterhin wegen Aufruhrs und Zweckentfremdung von Staatsgeldern von der Justiz gesucht, konnte eine Auslieferung unter Berufung auf Immunität und mit guten Anwälten jedoch stets verhindern. Nun sind seine katalanischen Nationalisten der Partei „Junts“ im Parlament das Zünglein an der Waage für Premier Pedro Sánchez (PSOE) und haben einen Tolerierungspakt geschlossen. Puigdemont und seine Mitstreiter von 2017 sollen amnestiert werden, so der Deal. Davon abgesehen, dass Katalonien jetzt so viel Einfluss auf die Politik in Madrid hat wie noch niemals zuvor.
Ein entsprechendes Amnestie- Gesetz ist ins Parlament eingebracht worden und könnte im Februar oder März verabschiedet werden. Zwar schäumt die demonstrierende Rechte auf den Straßen, und konservative Richter versuchen das Vorhaben noch zu torpedieren. Das Verfassungsgericht hat jedoch eine „progressive“ Mehrheit und dürfte alles durchwinken.
Puigdemont (61), den manche eigentlich schon vor Weihnachten zurückerwartet hatten, kann sich also vielleicht schon bald in Barcelona begrüßen lassen. Er steht damit besser da, als Ex-König Juan Carlos, der am 5. Januar in Dubai seinen 86. Geburtstag gefeiert hat. Zwar sind inzwischen alle Straf-, Steuer- und Zivilverfahren wegen Korruptionsverdacht im Sande verlaufen, und das frühere Staatsoberhaupt zeigt sich gelegentlich bei Regatten mit Freunden oder bei Familienfesten im Lande – zuletzt zum 60. Geburtstag seiner Tochter Prinzessin Elena kurz vor Weihnachten.
Doch gern gesehen ist Multimillionär Juan Carlos in Spanien nicht mehr. Sein Sohn Felipe VI. hatte ihn auch wegen außerehelicher Beziehungen zur deutschen Prinzessin Corinna zu Sayn-Wittgenstein schon vor Langem von allen Repräsentationsaufgaben entbunden. „Juan Carlos – Liebe, Geld, Verrat“, so der Titel einer sehenswerten Dokumentation, die seit Januar in der ARD-Mediathek zur Verfügung steht. Sollte es das Schicksal so wollen, könnte der Alt-König wie sein Großvater, der 1931 gestürzte Alfonso XIII., womöglich im Exil sterben. Eine medizinische Behandlung in Spanien würde man ihm aber wohl nicht verweigern. Schließlich gilt der Übergang zur Demokratie nach Francos Tod 1975 („Transición“) trotz aller Schattenseiten auch mit als das Verdienst von Juan Carlos I.