„Aber Hallo“ Familiendrama mit Folgen

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Wenn eine Katalanin für Spanien einen Filmpreis gewinnt, ist für Unterhaltung gesorgt

Unter großem Applaus hat der Film „Alcarràs“ bei der 72. Berlinale den Goldenen Bären abgestaubt. Der Streifen ist ein Familiendrama von Regisseurin Carla Simón. Und damit überraschend aktueller denn je. Das politische Familiendrama folgte nämlich gleich im Anschluss an die Preisverleihung. Grund ist die Herkunft Simóns. Sie stammt aus Katalonien, womit das Drama seinen Lauf nahm.
Der separatistische Regierungschef der Autonomen Gemeinschaft, Aragonès, sprach von einem „Triumph“. Gleichzeitig dankte er der Filmemacherin, dass sie „der Welt die katalanische Kultur und Sprache gezeigt“ habe. Klingt etwas selbstsüchtig, hätte man aber so stehen lassen können. Allerdings gibt es in Spanien auch eine Zentralregierung. Die mag zwar – um beim Film zu bleiben – aus talentierten Darstellern bestehen, hält aber so gar nichts von vorwitzigen Statements der Länderchefs.
Deshalb gratulierte Regierungschef Sánchez der guten Carla Simón gleich mal in persönlichen Worten und zum Erfolg des „spanischen Films“. „Heute hast Du Geschichte geschrieben“, so der Sozialist. Dass der Film auf Katalanisch gedreht wurde und auch in Katalonien spielt, kehrte Sánchez unter die Leinwand. Zwei Belobigungen für einen Film – auch damit wäre die Geschichte zu einem glücklichen Ende gekommen.
Doch es geht um ein Familiendrama, und das muss Spanien einfach in vollen Zügen auskosten. Die Diskussion folgte in Leserkommentaren unter den zahlreichen Artikeln der nationalen Presse. Dabei ging es um die sinnlose Frage, ob „Alcarràs“ nun ein spanischer oder ein katalanischer Film sei.
Ein Leser von „La Vanguardia“ aus Barcelona klagte: „Wenn ein Katalane einen Preis gewinnt, eine internationale Anerkennung erfährt, dann ist er Spanier, wenn er aus einem anderen Grund erwähnt wird, dann ist er Katalane.“ Dieser Kommentator legte noch nach, in dem der er behauptete, „Spanien“ (was auch immer er genau mit diesem Begriff meint…) eigne sich seit Langem die Erfolge von Katalanen an, um die Region „zu annullieren und zu assimilieren“. Wow… das kommt einer Kriegserklärung gleich. Andere warfen den katalonischen Kritikern vor, sich stets als „weinerliches Opfer Spaniens“ darzustellen. Sehr diplomatisch formulierte es „El País“: Die katalanische Filmemacherin sei die erste spanische Regisseurin, die eines der vier großen Festivals gewonnen hat“.
Der Film selbst ist übrigens wenig politisch. Die Geschichte erzählt vom Alltagsleben einer Pfirsich-Bauernfamilie, die in Existenznöte gerät, weil auf ihrem Land Solaranlagen entstehen sollen. Ein saftiger Unterschied zur politischen Diskussion.
Und was sagt die Regisseurin – übrigens selbst im Pfirsich­anbau tätig? Die Auszeichnung wolle sie den kleinen Familien von Bauern widmen, „die jeden Tag den Boden bestellen, damit wir Essen auf dem Tisch haben. Und das gelte für viele Kleinbauern, in Katalonien, in Spanien und weit darüber hinaus. Wie beruhigend sachlich. Simón wollte halt nur spielen. mf