Aber Hallo – Wenn sich Schwurbeln in Luft auflöst
Von weißen Männchen und grünen Streifen – oder andersherum...
Alle Meldungen aus der unterhaltsamen Welt der Märchen und Mythen lösen sich irgendwann in Luft auf. Das ist beruhigend, obwohl sich manch‘ hanebüchener Unsinn erstaunlicherweise eine längere Halbwertszeit besitzt als die aufregendste Relotius-Reportage aus alten „Spiegel“-Zeiten.
Apropos „in Luft auflösen“. Zu einem flüchtigen Aerosol verwandelte sich kürzlich eine angebliche Nachricht des spanischen Wetterdienstes. Diesem wurde von Anhängern Grüner Männchen vorgehalten, die Wetterfrösche hätten das Versprühen bestimmter Chemikalien bestätigt, um damit das Wetter zu beeinflussen. Im Gespräch waren Bleioxid, Silberjodid und Kieselgur. Verladen in Tanks von Flugzeugen sollte die Stoffe dann über Land ausgekippt werden. Zudem habe die spanische Regierung explizit den Begriff „Chemtrail“ in ihr Amtsblatt aufgenommen.
Anhänger der „Chemtrail“-Saga sind der Meinung, die sichtbaren weißen Kondensstreifen hinter Flugzeugen, die teils wunderbare Formen und Muster am Himmel bilden, seien Aerosole mit magischen Auswirkungen aufs Wetter. Diese Schwurbler witterten ihre Chance: Zu schön wäre es, wenn diese normalen, meteorologischen Entwicklungen nicht nur klare Zeichen einer Verschwörungstheorie, sondern nun auch offiziell belegt worden wären.
Der spanische Wetterdienst AEMET dementierte die Meldung sehr rasch. Es gebe weder Kenntnisse noch Beteiligungen an irgendwelchen Projekten zur Beeinflussung des Wettergeschehens. Auch das Wort „Chemtrail“ tauche in keinem Amtsblatt auf.
Einmal mehr zeigte sich, wie das Prinzip „stille Post“ auch unkoordinierte Weise zu Schwachsinn führen kann. Im Jahre 2015 hatte sich ein Abgeordneter des EU-Parlaments erlaubt, eine entsprechende Anfrage zu „Chemtrails“ zu stellen. Meteorologen hätten zugegeben, mittels Chemikalien aus der Luft das Wetter zu beeinflussen – damit sollte der Tourismus gefördert und die Landwirtschaft gestärkt werden. Schon damals widersprach die Kommission der Behauptung. In keinem Amtsblatt findet man das Wort „Chemtrails“. Hinweis auf „Vernebelungs-, Thermovernebelungs- und Mikrovernebelungstechniken“ bezogen sich auf die Ansteckungsgefahren bei Corona. In Räumen. Nicht am Himmel.