Sparen hat gute Aussichten, zum internationalen Wort des Jahres zu werden. Das mag überraschen, denn so ganz verkehrt war der mit dem Begriff verbundene Trend noch nie. Gut, Sparen ist halt nicht einfach und oftmals mit schmerzlichen Einschränkungen verbunden. Und wer hat’s neu erfunden? Der Russe.
Okay, dieses Wort schmerzt in den aktuellen Zeiten noch mehr als sparen. „Russland“ und „Russe“ wollen derzeit einfach nicht mehr ganz so geschmeidig über die Lippen kommen. Das war vor vielen Jahren vollkommen anders. Traumhafte Momente kommen in den Sinn, denken wir an Ex-Kanzler Kohl und den sowjetischen Staatschef Gorbatschow, die sich in Strickjäckchen zum Angelausflug im Kaukasus trafen. Rund 32 Jahre später sind vom dereinst zwanglosen Stelldichein mit Blick auf den kommenden Winter offenbar lediglich die Strickjäckchen geblieben. Geschichte wiederholt sich eben.
Geschichte ist ohnehin eine spannende Sache. Wer erzählt sie, wer schreibt sie? Darf man als unbeteiligter Beobachter überhaupt noch hinterfragen, nachdenken, Dinge von beiden Seiten her betrachten? Geht es nach Markus Lanz, lautet die Antwort „nein“. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Wenn sich Russen – da ist das „böse“ Wort schon wieder – und Ukrainer gegenseitig Raketen um die Ohren hauen, ist Hinterfragen offenbar fehl am Platz. Das überrascht, denn bei jedem Tötungsdelikt gehört der Satz „Das Motiv des Täters ist völlig unklar“ zur liebgewonnenen Floskel. Wer niedermetzelt, muss schließlich einen Grund haben. Oder sollten wir ihn oder sie doch lieber einfach nur verdammen? – Der wilde Messerstecher, der wahllos um sich schießende Pistolero – all diese Subjekte verdienen die mediale und öffentliche Chance auf Erklärung. Nur der Kreml-Despot hat keine Chance auf Ursachenforschung? Passt irgendwie nicht.
Um es klar und ungeschminkt zu formulieren: Krieg ist Scheiße. Krieg hat keine Berechtigung. Wir alle sollten aber nicht müde werden, zu hinterfragen, wie es zur jetzigen, unerträglichen Situation kommen konnte. Das sind wir uns selbst schuldig. Denn aus Fehlern kann man lernen, vor allem politisch.
Denkverbote sind, ebenso wie Bücherzensur, ein Unding. Das wird jeder Indianer bestätigen. Das hat mehr als nur ein Gschmäckle, wie man in Baden-Württemberg sagt.
Apropos Ländle. Der inzwischen in die Jahre gekommene Landeshäuptling Kretschmann hatte vor kurzem den ultimativen Tipp zum Sparen gegeben: Aufs Duschen verzichten, dafür lieber mal den Waschlappen hervorkramen. Zack, Fettnäpfchen. Der selbstbestimmte Mitteleuropäer lässt sich ungern vorschreiben, wie er seine Körperpflege auszuüben hat.
Das bestätigte jetzt die spanische Regierung: „Muss ich den Familien sagen, dass sie mit kaltem Wasser duschen sollen, wie es die deutsche Regierung getan hat? Das würde mir nicht im Traum einfallen“, sagte die Ministerin für Ökologischen Wandel, Teresa Ribera, der Zeitung „El Mundo“. Offenbar träumt man im politischen Deutschland und am Ende der Pandemie weiterhin von einer generellen Empfehlungs-, wenn nicht sogar Auflagenkultur für Bürgerinnen und Bürger.
Möge es ein Traum bleiben, Ihr Waschlappen.