Guido Eickelbeck – „Wir schätzen die Freundlichkeit“
Der ehemalige Radprofi Guido Eickelbeck kennt die Insel wie seine Westentasche
Mit seinem Unternehmen VIP Cycling bietet er als Tourguide und Trainer begleitete Rundkurse an. Zu ihm kommen Top-Manager und Prominente aus aller Welt, um beim Auspowern auf zwei Rädern einen Kontrapunkt zum oftmals harten Joballtag zu finden. Doch Eickelbeck setzt inzwischen auch auf die wachsende Zahl von Familien, welche die Insel im Sattel kennenlernen möchten. Hier seine Tipps.
Was macht Mallorca zu einem attraktiven Reiseziel für Radfahrer?
Ich denke, grundsätzlich profitieren sie von den allgemeinen Vorzügen der Insel: Beste Fluganbindungen und ein tolles Wetter. Speziel für Radurlauber kommt ein hervorragendes ausgebautes Straßennetz hinzu. Die Verkehrswege verlaufen fast schon Spinnennetz-förmig; neben den Hauptrouten gibt es jede Menge kleinerer Caminos, die zu neuen Entdeckungen einladen oder auch Abkürzungen oder Ergänzungen zu festgelegten Touren bieten. Ein Pluspunkt ist auch das inselweite Angebot an Radverleihs. Wir Profis schätzen nicht zuletzt die Freundlichkeit der mallorquinischen Fahrer, die nicht mit zwei Millimeter Abstand an einem vorbeibrettern, sondern Abstand halten oder warten. Tja, und dann findet man an allen Ecken und in allen Orten gemütliche Cafés für den cortado oder das tapa zwischendurch.
Was sollte man beachten, wenn man die Insel per Rad erkunden möchte?
Das Wichtigste ist, die Hauptstraßen zu meiden und lieber die kleinen Wege zu nutzen. Dann gehört zu jeder Tour eine Radkarte in Papierform, oder noch besser Bikemap zum herunterladen. Noch besser ist natürlich ein erfahrener Radguide als Begleitung.
Ist die Insel auch im Sommer ein Radziel?
Im grunde sprichst Du zwei verschiedene Märkte an. Im März bis Mitte Mai ist die Hochsaison für den – so schlimm es klingt – Massen-Radtourismus. Das haben auch schon die US-Amerikaner mitbekommen, die sehr gerne die direkten Flugverbindungen nutzen – und zwar ganzjährig und auch im Sommer. Damit sind wir beim anderen Marktsegment. Diese Gruppe setzt besonders auf Guides und auf Luxus. Die Amerikaner buchen teure Hotels, wie Son Claret oder Son Vida und wollen ihre Touren mit hochwertigen Bikes fahren.
Ausleihen oder mitbringen – was ist besser?
Es gibt so gute und qualitativ hochwertige Räder auf Mallorca zu mieten – ganz gleich, ob Trekking-, Rennrad oder E-Bike – da muss niemand sein Fahrrad mitbringen. Das eigene Rad ist zwar eine Gewohnheitssache, die einfach passt. Aber man sollte auch an die Strapazen beim Transport und die Kosten denken. Deshalb: Mieten ist weitaus komfortabler. Mein Tipp als Profi: Wer ein Stück seines eigenen, bekannten Rades unbedingt dabei haben möchte, sollte einfach seinen Sattel und seine Pedalen mitbringen. Allein damit kann man beim Leihrad das eigene in gewisser Weise „ersetzen“.
Gibt es auch familienfreundliche Strecken auf der Insel?
Die gibt es. Dazu vorab: Bei Familien wächst das Interesse und der Markt für E-Bikes. Das merken wir auch bei VIP-Cycling und bieten diese Touren ebenfalls sehr gerne an. Inzwischen sogar schon zweimal wöchentlich. Wer ohne Guide in Familie unterwegs ist, dem empfehle ich natürlich die weitläufige Playa de Palma. Sehr schön zu Fahren ist auch das Umland zwischen Santa Maria del Camí und Binissalem, bis hinaus nach Inca, Manacor oder auch Sa Pobla. Dort empfiehlt sich ein Abstecher in den s’Albufera Nationalpark.