“Aus Gästen sind Freunde geworden”
Beatrice Ciccardini
Im Alter von 20 zog es die gebürtige Schweizerin Beatrice Ciccardini nach Spanien. Als Mitarbeiterin eines Reisebüros kam sie am 4. Januar 1976 von der Playa de Aro bei Girona nach Mallorca. Hier führte sie, zusammen mit ihrem Ex-Mann, die Partyszene zu großen Erfolgen. Mit der „Krone“ ist sie seit Jahrzehnten eine geschätzte Gastronomin mit Herz.
Was braucht Frau für ein erfolgreiches Lokal an der Playa de Palma: Durchhaltevermögen oder gute Nerven?
Das Durchhaltevermögen steht natürlich an erster Stelle. Man investiert unglaublich viel Energie, aber auch Zeit. Ganz wichtig ist aber: Du musst es mit Liebe angehen. Arbeitszeiten sind kaum zu berechnen, Du bist jeden Tag viele Stunden voll bei der Sache. Dann ist es entscheidend, gute Angestellte zu haben. Das ist gerade auf Mallorca in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Viele beklagen sich, dass sie keinen Job haben, und das, obwohl Du ihnen einen Jahresvertrag mit wöchentlich 40 Stunden und gutem Lohn anbietest. Schließlich ist der freundliche Umgang mit Gästen wichtig. Du musst auf sie eingehen. Wir können in der „Krone“ sagen, dass wir das beste Publikum haben. Unsere Gäste sind dem Lokal treu und freuen sich über das Wiedersehen, über Gespräche, über Fotos, usw.. Wir sind einfach eine große Familie.
Was bedeutet für Dich Gastronomie, mit der man Gäste begeistert?
Es muss einfach alles stimmen und in sich stimmig sein. Das Essen muss schmecken und der Service freundlich sein. Du musst empfangen, im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur Gas, sondern auch Gast-geben. Unsere Gäste sind mehr als das, sie sind zu Freunden geworden. Das schafft gegenseitige Begeisterung und sorgt dafür, dass Gäste wiederkommen.
Du kommst aus dem Künstlerbereich, was gab den Ausschlag zu einem Wechsel?
Zusammen mit meinem Ex-Mann hatte ich 1987 das „Bolero“ und das „Oberbayern“ aufgebaut. Vor allem das „Oberbayern“ war total heruntergewirtschaftet.
Es musste etwas Neues entstehen. Ich hatte dann die Idee, Künstlerinnen und Künstler aus der Musikszene auf die Insel zu holen. Los ging es mit Mel Jersey und Jürgen Drews, nach und nach kamen immer mehr Sängerinnen und Sänger, die in den 70er Jahren bekannt waren, hinzu. Es war ein echter Erfolg. Zudem sind echte Freundschaften entstanden, die bis heute erhalten sind. Das ist einfach schön und es zeigt mir, dass es die Anstrengungen wert waren. Nach meiner Scheidung habe ich mich dann anders orientiert. Es kam die „Krone“.
Bei „Krone“ und Dir muss man unweigerlich auch Deinen Partner Christian nennen. Wie habt ihr Euch kennengelernt?
Christian habe ich nach meiner Scheidung kennengelernt. Er wollte eine Gastronomie aufbauen, und ich habe ihm dabei geholfen. Wir wurden erfolgreiche Geschäftspartner. Christian war immer gut drauf, war immer am Lachen. Als wir die „Krone“ fanden, war ich mir sicher: Das passt, auch im gemeinsamen Wirken. Heute ist er das Gesicht der „Krone“ und nicht mehr wegzudenken. Er stammt ja aus Uruguay. Vielleicht… nein, ganz sicher macht das seinen Charme aus.
Euer Lokal ist für viele Künstlerinnen und Künstler ein Lieblingsort. Gibt es eine besondere Geschichte rund um Stars und Sternchen?
Dadurch, dass ich viele kenne und mit vielen befreundet bin, blieben meinem Leben die Kontakte auch in der „Krone“ erhalten. Durch die Pandemie wurde es etwas ruhiger, und ich selbst habe mich in den Ruhestand verabschiedet. Aber mit vielen treffe ich mich noch heute, zum Beispiel mit Schäfer Heinrich oder Nicole. Dann schwärmen wir von den „alten Zeiten“. Besondere Geschichten gibt es viele. Ich hatte zum Beispiel Melanie Müller beim „Bachelor“ entdeckt und dachte mir, sie könnte vielleicht auch mal singen. Sie hat es dann tatsächlich gemacht. Ähnlich war es mit Mia Julia. Du brauchst einfach ein paar Songs, bei denen die Leute mitgehen.
Jedes Jahr im Sommer ist die Playa de Palma ein Thema in deutschen Medien. Wird vieles übertrieben dargestellt?
Es wird schon sehr viel übertrieben dargestellt. Gerade zur Pandemiezeit hatte ich viele Interviews. Ich habe mich stets bemüht, Dinge so zu beschreiben wie sie wirklich sind, dass man es versteht. Viele Medien sind stets auf Sensationen aus, das ist überaus schade. Ich selbst habe mit der Presse allerdings nur Positives erlebt, kann mich also nicht beschweren. Aber es gibt eben auch die andere Seite.
Partymeile, Pandemie, dann wieder zurück zur Party – wohin führt der Weg der Playa?
Die Situation war ja immer schlimmer geworden. Es gab schon immer Urlauber, die gefeiert haben. Aber es wurde immer mehr übertrieben, viele Urlauber, gerade jüngere, sind schon morgens betrunken. Dann wird randaliert, zerstört, einfach mutwillig. Das ist nicht mehr schön und überaus traurig. Durch Corona kam eine gewisse und buchstäbliche Ernüchterung: Zwei Jahre lang war absolut nichts los. Ich habe aber immer gesagt: Sobald Corona vorbei ist, wird es weitergehen wie vorher. Und so ist es auch. Man versucht zwar, durch höherwertige Hotels ein anderes Publikum zu bekommen. Aber das beschränkt sich halt auf ein paar Meter. Und: Wer wirklich zum Feiern hierher kommt, der geht auch in ein Fünf-Sterne-Hotel. Das ist eben die Playa de Palma. Auf die Schnelle wird sich sicher nichts ändern.