IZ-Serie Menschen auf Mallorca – Willi Meyer
Keine Angst vor ungewöhnlichen Wegen
Willi Meyer ist eines der bekanntesten musikalischen Gesichter der Insel. In seinem "Studio 21,4" hat er als Produzent schon vielen Stars und Sternchen den passenden Weg geebnet.
Sehr schnell kommt man bei Willi Meyer zum Thema Musik. Seinem Lieblingsthema. Wen wundert es? Der Musiker ist ein lebendiges Zeugnis dafür, was Musik und was man mit Musik erreichen kann. Am Mischpult seines modernen Studios entwickelt er kreative Ideen und Sounds für bekannte und (noch) unbekannte Künstlerinnen und Künstler. Doch das Leben abseits der Bühne ist für Willi Meyer nur halb so unterhaltsam. Deshalb steht die andere Hälfte von Meyer nur allzu gern selbst auf der Bühne, komponiert und textet. Kostprobe seines vielfältigen Schaffens bekommen Gäste bei seinem regelmäßigen Format „music & talk“, das mit tollen Musikern an verschiedenen Locations stattfindet. Willi Meyer – der Musiker der Herzen.
Wie inspirierend ist die Insel für Dich als Musiker?
Inspiriert haben mich meist Menschen und Ereignisse –ganz egal, wo sie passieren. Da ich hier viele Menschen treffe und auf der Insel viel passiert, ist die Insel selbst natürlich auch inspirierend. Immerhin habe ich meine Autobiographie und auch einige Songs hier geschrieben.
Du zitierst gern den großartigen PeterHerbolzheimer: „Es gibt keine schlechte Musik – nur schlecht gemachte!“. Wie lautet
Dein Rezept, um gute Musik zu machen?
Wichtig ist, dass man seinen Stil findet, seinen Weg. Eigentlich ist es wie bei vielem im Leben. In einem Song hab ich mal geschrieben: „Ich kenne meinen Weg, wenn ich auch manchmal blind durch’s Leben geh“. Man sollte versuchen, das zu machen, was man auch kann. Und ich habe immer versucht, ganz wenig auf mich einwirken zu lassen. Keine Ahnung, ob das clever war, aber so wollte ich eben zu mir und zu meinem eigenen Stil finden.
Du bist der Experte an den Reglern, stehst aber auch und gerade immer wieder live auf der Bühne. Wie sehr beeinflusst moderne
Technik den handgemachten Sound? Und: Wie weit darf Technik gehen?
Alles wird einfacher. Als ich Anfang der Achtziger zum Beispiel den Sound für Carpendale gemacht habe – mit einer 18 köpfigen Band – hatte ich zwei Monitorwege zur Verfügung, alles war analog. Und irgendwie klang es trotzdem. Heute arbeitet man mit digitalen Pulten. Acht oder auch 16 Monitorwege sind heute normal. Das ist übrigens sehr wichtig, damit die Musiker hören können, was sie möchten und brauchen – aber wirklich besser kann man deshalb nicht spielen. Es ist halt einfacher. Und leider ist der Satz: „you hear what you see“ nicht immer gültig. Man kann vieles aus der Kiste holen. Man ist nicht mehr sicher, was wirklich live gespielt wird. Kann ein Segen, aber auch ein Fluch sein.
Neben Musik produzierst Du Werbe- und Radiospots. Was gehört dazu, um Hörerinnen und Hörer zu fesseln?
Man muss scheinbar ein wenig crazy sein, natürlich auch kreativ, und man sollte die Welt kennen. Man darf auch keine Angst vor ungewöhnlichen Wegen haben: Der Satz „off the beaten tracks“… beschreibt das ganz gut.
Du stehst seit mittlerweile über 50 Jahren auf der Bühne. Ist live im wahrsten Sinne des Wortes Dein Lebenselixier?
Genau – in diesem Jahr 2023 wird „55years on stage“ gefeiert. Ohne live geht gar nichts. Ich werde jetzt sogar öfter spielen – neben „music &talk“ mit größerer Band, wird es auch kleine Konzerte geben, zum Beispiel als Duo oder so, bis hin zum Quartett. Meist dann guitar, violin, keyboard, percussion. Immer so, wie es grad passt.
Viele namhafte Künstlerinnen und Künstler haben in Deinem „Studio 21,4“ schon aufgenommen und produziert:
Die Les Humphries Singers, Jürgen Drews oder DJ Ötzi, um nur einige zu nennen. In Sachen Zusammenarbeit, ist das eine Art Geben und Nehmen?
Ich habe gelernt, dass es immer ein Geben und Nehmen ist. Die berühmtesten Musiker oder Schauspieler haben sich ohne Stress von mir „leiten“ lassen. Oft neigen einige wenige Newcomer dazu, unnötig zu diskutieren – selbst wenn sie grundsätzlich super gut spielen, meist besser als ich. Meist ist das eine Art Unsicherheit. Sie müssen sich ja noch finden und beweisen.
Dein Herz hängt an Duisburg, Du bist allerdings bekennender Mallorca- Liebhaber, lebst hier seit Jahrzehnten. Was hat die Insel, was Duisburg nicht bieten kann?
Das ist so wahr! In meinem Song für Duisburg: „Ganz schön kaputt“ sing ich ja: „…Und doch ein Teil von mir ganz schön kaputt – und trotzdem bleib‘ ich hier.“
Ich bin ja eigentlich sehr spät das erste mal durch eine Lady auf die Insel gekommen. Das war Anfang der Achtziger. Und alles hat mich sofort an Kalifornien erinnert. Dort hatte ich ja in den 70ern lange Zeit gelebt. Aber dahin gab es kein Zurück mehr. Ein bisschen beschrieben habe ich das in dem in der Coronazeit entstanden Song „Und du denkst“.