Peter Wackel “Ich würde eine Saison niemals ‚Abhaken’”

Peter Wackel im Interview mit der Inselzeitung Mallorca

Peter Wackel ist ein Urgestein der Partyszene an der Playa. Seine größte Auszeichnung: Der Zuspruch des Publikums. Die wichtigste Herzenssache: Sein Hilfsprojekt "Peter-Wackel-School" in Namibia.

Peter Wackel bezeichnet sich selbst als „Oldtimer“ in der musikalischen Szene der Playa de Palma. Für ihn liegt die Zukunft des Tourismus in einer gesunden Mischung aus Unterhaltung und gepflegtem Urlaub. Die aktuelle Enttäuschung der Initiative Palma Beach über Partyurlauber kann er nicht teilen.

Wie fühlt sich der Start in die Saison 2022 an?
Im Moment macht sich eine Art „Vollgas-Gefühl“ bemerkbar, und ich persönlich habe den Eindruck, es ist noch mehr los als vor Corona. Ich bin regelmäßig im Flieger zwischen Mallorca und Deutschland unterwegs. Auch hier ist es wirklich der Wahnsinn. Ich glaube, die Menschen haben einen wirklichen Nachholbedarf in Sachen Urlaub, und all das findet nun komprimiert im Sommer statt. Jedenfalls habe ich beschlossen: Es wird ein posititiver, musikalischer Sommer, bei dem ich am Ende weiß, was ich gemacht habe.

Der Vorsitzende der Qualitätsvereinigung Palma Beach, Juan Ferrer, sagte, man könne die Saison „abhaken“, der Sauftourismus sei zurück. Ist das so?
Ich würde eine Saison niemals abhaken. Mal ehrlich, die Lokale sind voll, auch die, die sich der Qualitätsoffensive angeschlossen haben. Was natürlich nicht geht ist, dass Menschen im Urlaub die Grundregeln des Anstands vergessen. Deshalb schießt die Politik auch gerne mal über das Ziel hinaus, und das wird dann noch lieber von deutschen Medien aufgenommen und verbreitet. Dass man nicht mit Adiletten und Sporttrikot in ein gepflegtes Restaurant geht, wo Leute vernünftig essen möchten, sollte für jeden selbstverständlich sein. Ich bin ein echter Unterstützer des Partytourismus, davon lebe ich, davon lebt die ganze Insel, dadurch kommt die Masse. Dann gibt es eine Klientel, die eben anders urlauben möchte, und dazu hat Palma Beach einen entscheidenden Schritt getan. Jetzt werden wir gerade überrannt, weil die Leute wieder hungrig auf Feiern und Party sind. Mallorca ist einfach ein beliebtes und einfach zu erreichendes Ziel. Eine Qualitätsoffensive geht über Jahre, der Partytourismus wird nicht verschwinden. Er wird sich künftig eben auf Hotspots konzentrieren – wie den „Bierkönig“, oder den „Megapark“, und nicht mehr in der Breite stattfinden.

Wurden und werden bei den Plänen der Qualitätsoffensive
die Ansprüche der Künstlerinnen und Künstler ausreichend berücksichtigt?
Schauen wir mal zurück. In den 60er und 70er Jahren verfolgte man das Konzept: „Deutsches Bier, deutsche Würste, deutsches Liedgut nach Mallorca“. Das war damals revolutionär. Nach all den Jahren will man das von jetzt auf gleich umgestalten. Die Urlauber sind da, die Künstler sind da – aber wir wollen nun Qualität. Ich merke es gerade an einem neuen Club an der Playa: Plötzlich stehen da DJs aus den USA, aus den Niederlanden oder aus Australien auf der Bühne. Wir haben sechs Millionen Touristen an der Playa de Palma, da habe ich keine Lust, dass diese Nachfrage durch eine kleine Gruppe ausgebremst wird. Es sind minimale Stellschrauben, die aber viel bewirken können. Ich habe während der Pandemie, gemeinsam mit Castell Miquel, meinen eigenen Wein entwickelt. Der kostet ein paar Euro mehr in den Lokalen, aber ich sehe, auch das läuft. Ich kenne viele Leute, auch Bekannte, die kommen gerne an die Playa de Palma, bleiben nicht mehr so lang, wohnen dafür im Fünf-Sterne-Hotel und gehen ab und zu gerne in den „Bierkönig“. Ich denke, die Zukunft wird aus diesem Mix bestehen: Peter-Wackel-Auftritt, oder ins „Oberbayern“, davor oder danach schön Essen gehen, Tanzen gehen, einen wunderbaren Urlaub verbringen.

Du gehörst zu den bekannten Namen der Partyszene an der Playa, hast jahrzehntelange Erfahrung. Wie wichtig sind Newcomer?
Newcomer sind enorm wichtig. In diesem Jahr haben wir beispielsweise Julian Sommer oder Layla. Wichtig ist nicht nur das eine Lied, sondern das folgende, usw.. Ich kann jedem nur Geduld, Glück und Mut wünschen. Seid freundlich, stellt Euch vor. Am Anfang ist es wirklich verdammt schwer. Auf der anderen Seite entscheidet immer das Publikum. Im besten Fall schwappt der Hit nach Deutschland und bildet sich dann im Après-Ski oder im Karneval ab.

Der sprichwörtliche „Biss“ ist also ganz entscheidend…?
Jeder, der in dieser Branche Fuß fassen will, muss sich darüber im Klaren sein, dass es ein Beruf ist. Man hat wenig Zeit, man ist unterwegs, man muss planen, das ist ein harter Job. Natürlich gibt es auch diejenigen, die sagen: „Ich mach‘ das mal, nehme ein Jahr mit, und danach gehe ich wieder in meinen bisherigen Alltag“. Das kann und muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer auf Nachhaltigkeit setzt, der sollte vor allem nett zu Kolleginnen und Kollegen und der Presse ein. Es ist stets ein Geben und Nehmen.

Warum gibt es diese „Faszination“ für viele Trash-TV-Stars, sich ausgerechnet an der Playa zu versuchen?
Die Faszination heißt, schnelles Geld zu verdienen. Die meisten können nicht singen, es sind Vollplayback-Künstler, die aber darauf setzen, dass man sie eben aus dem Fernsehen kennt. Man ist natürlich nah am Publikum, und das merkt irgendwann, dass der oder die gar nicht singt. Aber auch hier gilt: Das Publikum entscheidet. Und wenn der- oder diejenige bekannt ist, einen großen Skandal hinter sich oder das Dschungelcamp überlebt hat, dann kommen Leute. Das war an der Playa de Palma schon immer so: Wer auftritt, muss faszinieren und interessieren.

Wie und wo siehst Du Dich und die Playa in zehn Jahren?
Es wird eine ganz große Übergangszeit geben, hin zu einer Mischung aus Party­angeboten und einem gepflegten Urlaubserleben. Wir haben inzwischen 14 Rooftop-Bars an der Playa de Palma, das ist einfach genial. Und dann hab ich nach dem Essen aber auch wieder „Durst“ nach ungezwungener Unterhaltung, durch mich oder eben durch die anderen Künstlerinnen und Künstler. Ich sehe mich also definitiv hier auf Mallorca. Meine persönliche Veränderung der vergangenen Jahre war, dass ich nicht mehr um 2 oder 3 Uhr nachts auftrete, sondern um 17 Uhr. Da habe ich meine feste Zeit, immer dienstags im „Bierkönig“. Ich habe gemerkt, das funktioniert, ich bin jetzt 45. Die Leute kommen vom Strand, haben Lust auf ein Bier, der Wackel singt dazu – perfekt. Danach geht die eine Hälfte ins Hotel, die andere bleibt, weils ohnehin lustig und schön ist. Das kann ich mir die nächsten Jahre weiter vorstellen.

Titel, wie „König“ oder „Kaiser“ sind vergeben. Welche Auszeichnung wäre Dein Traum?
Ich bin ja aus Bubenreuth bei Erlangen. Wer weiß, was da geht? – Nein, im Ernst: Mir ist es viel lieber, wenn jemand etwas für meine Peter-Wackel-School in Namibia spendet. Das sind für mich viel größere Auszeichnungen. Natürlich freue ich mich über Ehrungen, wie für den Titel „Scheiß drauf…“, oder über Fernsehauszeichnungen. Aber wichtig ist für mich, wenn das Interesse des Publikums da ist, wenn es Buchungen gibt, dafür bin ich dankbar, das sind tolle Anerkennungen. In diesem Jahr freue ich mich über meinen Auftritt beim Oktoberfest in Blumenau in Brasilien, ich darf mit einer Reisegruppe nach Namibia, das sind internationale Engagements, die machen mir einfach Spaß.

www.wackel.de

 

Peter Wackel im Interview mit der Inselzeitung Mallorca