Weihnachten international – von Monika Farré Conrad

Weihnachten international von Monika Farré Conrad
Weihnachten International von Monika Farre Conrad

 

 

Ich stamme aus einer multikulturellen Familie: Mein Vater war Spanier und meine Mutter Deutsche, und aus diesem Grund sind in unsere Familie die Gewohnheiten aus beiden Ländern aufgenommen worden.
Die Weihnachtsstimmung beginnt bei uns an den Brückentagen, dem 6. und 8. Dezember, oder auch dem spanischen Verfassungstag und dem Tag der Unbefleckten Empfängnis. Da wird der Weihnachtsbaum aufgestellt und dekoriert. Außerdem ist auch traditionell die Krippe aufzubauen, allerdings ohne das Jesuskind, das später hinzugefügt wird. Zu Hause backen wir auch Weihnachtskekse, oder wir machen den mallorquinischen „turrón“ aus Mandeln, Zucker und Zimt.
Die Kinder müssen ihre Briefe an die Heiligen Drei Könige schreiben, damit wir Zeit haben, die Einkäufe zu erledigen. Einfach ausgedrückt: Die Könige koordinieren sich mit dem Weihnachtsmann…

Der nächste Termin ist dann am 22. Dezember: el sorteo del Gordo de Navidad (Verlosung des „Dicken“ der Lotterie). Um 8 Uhr schaltet man Fernseher bzw. Radio an, um die Gesänge der Kinder der San Ildefonso-Schule zu hören, und wir hoffen, den „Gordo“ (das große Los) zu gewinnen. Wir Spanier kaufen Lose ab dem Sommerurlaub im Juli und August, denn wir teilen die Lose mit Familie, Freunden, Arbeitskollegen, Kunden… Viele Vereine und Schulen ver­kaufen Loszetteln (participaciones), die dann die Chancen vergrößern. Man sagt nie „No, gracias“, wenn einem ein Los angeboten wird, denn die Losnummer hat viele Möglichkeiten.
Am 24. Dezember ist Nochebuena (der Heilige Abend). Es ist ein Fest, bei dem die Familie zusammen an einem schön dekorierten Tisch ein üppiges Abendmahl verspeist, das aus Produkten und Süßigkeiten gemacht wird, die man normalerweise nicht immer genießen kann, wie Meeresfrüchte, Fisch oder Fleisch. Danach gehen wir in die Kirche zur Misa del Gallo (eine Mitternachtsmesse, die heutzutage oft um 22:00 Uhr stattfindet), um den mittelalterlichen Gesang der Sibylle (Cant de la Sibil.la), eines inzwischen inmateriellen UNESCO-Kulturerbes, zu hören. Dann müssen wir ins Bett gehen, damit Papa Noel (der Weihnachtsmann) uns die Geschenke aus dem Familienkreis bringen kann.
Der nächste Tag ist el día de Navidad (der Weihnachstag). Man isst zu Mittag mit der ganzen Familie, es kommen so viele Mitglieder wie nur möglich, und man verbringt praktisch den ganzen Tag zusammen. Auftakt ist der Aperitivo an, dann folgen in aller Ausführlichkeit die leckeren Speisen (wohlgemerkt, man ist noch satt vom vorigen Abend). Außerdem wird viel geredet und gelacht. Bei Familien mit Kindern werden dann die Geschenke auf der Straße ausprobiert: Fahrräder, Rollschuhe, oder Scooter sind überaus beliebte Geschenke.

Auf den Balearischen Inseln und in Katalonien ist es Sitte, dass man sich am 26. Dezember mit dem anderen Teil der Familie trifft. Oft organisieren sich die Familien, indem am 25. Treffen mit der Familie des Partners anstehen und am 26. umgekehrt.
Am 28. Dezember ist der Día de los Santos Inocentes. An diesen Tag werden Scherze und Witze gemacht, sogar die Medien veröffentlichen verrückte Nachrichten. Der typischste Witz ist es, jemandem eine Papierfigur auf den Rücken zu kleben.
Das große Fest ist natürlich die Nochevieja (Silvesternacht). Im allgemeinen wird mit Freunden gefeiert. Man trifft sich tagsüber und bereitet alles vor, frühzeitig gibt es Cava oder Wein. Am Abend zieht man sich festlich an und isst und trinkt, bis Mitternacht. Dann, bei jedem Glocken­schlag um 12, isst man eine Uva de la suerte (Glückswein­traube), um Glück im neuen Jahr zu haben. Dann wird bis in den frühen Morgen gefeiert. Im Morgengrauen essen wir heiße Schokolade und Ensaimada. Am 1. Januar finden weniger Treffen und Unternehmungen statt. Sogar die Großeltern vestehen, dass man müde ist und das man Schlaf braucht…
Das letzte Ereignis findet in der Nacht auf den 6. Januar statt: Die Heiligen Drei Könige bringen die Geschenke für die Kinder. Sie haben sich mit Papa Noel abgesprochen; diese Geschenke sind in der Regel die, die der traditionelle Teil der Familie bestellt hat. In vielen Städten und Dörfen kommen die Heilige Drei Könige ins Haus, wie in unserem Fall in Llucmajor. Wenn nicht, sollte man früh ins Bett gehen und an Wasser und Karotten für die Pferde denken.
Die Könige selbst freuen sich über Hierbas…