Funkspruch statt Whatsapp
Für Yachtskipper ist ein UKW-Sprechfunkzeugnis auf Mallorca Pflicht. Sie lassen sich auf der Insel recht einfach erwerben.
Rund 170 Jahre ist es her, dass der US-amerikanische Buchhändler Samuel Morse den Morse-Code erfand – und damit gleichzeitig den Grundstein für den modernen Seefunk legte. Heutzutage wird auf Booten und Yachten schon längst nicht mehr gemorst. Stattdessen ermöglichen moderne Ukw-Sprechfunkanlagen die Kommunikation zwischen Schiffen auf hoher See oder Bootsbesatzungen und Hafenkommandaturen an Land.
Grundsätzlich gilt: Ist eine Motor- oder Segelyacht mit einem Sprechfunkgerät ausgerüstet, muss der Schiffsführer über einen international anerkannten Befähigungsnachweis zur Nutzung des Gerätes verfügen. Für Skipper von Charter- und Privatyachten ist das sogenannte „Short Range Certificate“ (SRC) gesetzlich vorgeschrieben.
„Viele Hobby-Skipper verfügen immer noch nicht über einen SRC-Schein. Werden Sie jedoch von der Guardia Civil auf See erwischt, drohen ihnen empfindliche Bußgelder“, sagt Linda Revill, die seit über sieben Jahren die Skipper-Schule „Aigua Sea School“ in Palmas Modeviertel Santa Catalina leitet. Zu dem relativ moderaten Preis von 99 Euro kann bei ihr der sowohl in Spanien als auch anderswo anerkannte britische SRC-Schein erworben werden. Entweder in einem Tageskurs bei ihr in der Schule oder in einem interaktiven Online-Kurs im Internet. Anschließend steht eine circa halbstündige Praxisprüfung mit Linda auf dem Programm. Die schlägt mit weiteren 60 Euro zu Buche.
Wer lieber das deutsche Pendant erwerben möchte, also das sogenannte „UKW-Funkbetriebszeugnis für die Sportschifffahrt“ kann dies ebenfalls auf Mallorca. Die Schulungsabteilung des Yachtbrokers „First Yacht“ in Port Andratx bietet zweitägige Ausbildungskurse in Theorie und Praxis an. Kosten: 595 Euro plus weitere 95 Euro Prüfungsgebühr.
In beiden Fällen sind Grundkenntnisse der englischen Sprache Voraussetzung. „Alle Funkkommandos müssen weltweit in englischer Sprache gesendet und verstanden werden“, erklärt Linda Ryell. Neben den verschiedenen Kommando-Tafeln, beispielsweise zum Absetzen eines Notrufes (siehe Kasten), wird beim SRC-Lehrgang auch der praxisnahe Umgang mit den Geräten vermittelt. „Die meisten Anlagen gleichen sich zwar in ihrem Aufbau, können aber in der technischen Ausstattung variieren. Wir schulen daher auf insgesamt fünf verschiedenen Model-Typen.“ Allen gemein ist eine rote „Distress“-Taste, die seit 1999 weltweit vorgeschriebener Bestandteil des internationalen Seenot- und Sicherheitsfunksystem (GMDSS)
„Sobald die Taste betätigt wird, wird automatisch auf dem UKW-Kanal 16 ein Notruf mit Namen und Positionsdaten des in Seenot geratenen Schiffes abgesetzt“, erklärt Revill. Die „Distress“-Taste sollte daher auch nur in buchstäblich allerletzter Not betätigt werden.
„Die Benutzung eines Sprechfunkgerätes an Bord einer Yacht ist nicht jedermanns Sache. Viele haben echte Probleme damit, einfach so ins Mikro hineinzusprechen, ohne zu wissen, wer ihnen am anderen Ende womöglich zuhört“, sagt Revill. Sie übe mit ihren Schüler deshalb auch immer gleich eine klare und deutliche Aussprache.
Ob eine Sprechfunkanlage in Zeiten von Smartphones und Whatsapp denn überhaupt noch eine große Rolle an Bord spiele?„Und ob!“, erwidert Revill. „Ein korrekt benutztes Funkgerät kann im Notfall entscheidender sein als eine aufgehende Rettungsinsel. Die Mobilfunkabdeckung hört in der Regel nach drei oder vier Meilen Abstand zur Küste auf. Danach ist man nur noch über Ukw erreichbar.“