Sie wollen endlich wissen, warum Mallorca und der Rest der Balearen eines der beliebtesten Segelreviere in Europa ist? Nein? Ich erzähle es trotzdem.
Das geht ganz schnell: Mehr als 300 Sonnentage im Jahr, relativ beständige, voraussehbare – und daher insbesondere zum küstennahen Segeln geeignete – thermische Winde, unzählige Calas und Buchten zum Ankern und Baden, ein halbwegs ausreichendes Angebot an Liegeplätzen in den Sporthäfen sowie eine europaweit vielleicht kaum zu toppende Zahl an nautischen Versorgungs- und Service-Dienstleistern.
Segeln kann man auf Mallorca das ganze Jahr, allein, zu zweit, mit Freunden, der Familie – und bei Regatten sogar gegen die Zeit.
Weltweit unterteilt man Freizeit- und Hobbysegler in zwei Arten: Den "Cruisern" und den "Racern". Erstere lassen sich auf dem Wasser Zeit, um von A nach B zu segeln. Letztere wollen möglichst schnell über die Ziellinie kommen. Das ist auf dem Land bekanntlich nicht anders. Hier unterscheidet man zwischen Familienkutsche und Sportwagen. Wer auf der Straße schneller als die anderen unterwegs sein möchte, nimmt dafür gerne eine fehlende Rücksitzbank oder einen kleinen Kofferraum in Kauf. Auf dem Wasser müssen "Racer" dagegen auf schwerlastigen Komfort wie teakholzvertäfeltes Kabinenmobiliar oder voll ausgestattete Pantrys an Bord verzichten.
Um es auf den Punkt zu bringen: "Cruiser" und "Racer" passen aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten einfach nicht zusammen.
Dennoch versuchen Yachthersteller seit Jahren diese Inkompatibilität unter ein Deck zu bekommen. Jüngstes Beispiel ist die "Dehler 30 OD", ein knapp 10 Meter langer Performance-Cruiser, der laut seiner Entwickler, der renommierten deutschen Großserienwerft Dehler, den Spagat zwischen Cruisen und Racen auf dem Wasser schafft.
Bei der Konzeption der Yacht, die im Rennmodus vorzugsweise alleine oder zu zweit gesegelt werden soll, wurden die dafür nötigen Anforderungen umgesetzt. Das Rumpfdesign mit Doppelruder orientiert sich an den Open-Class-Booten, geringer Freibord und niedriger Mast sorgen für einen tiefen Schwerpunkt. Um bei Anwind-Kursen ohne größere Crew die nötige Stabilität zu schaffen, verfügt die "30 OD" über ein Wasserballast-System mit zwei Tanks. Das Cockpit dient vor allem dem Ablegen der zahlreichen Leinen und Tampen zum Trimmen der Segel.
Unter Deck wirkt die Yacht spartanisch und nackt. An Steuerbord befindet sich die Pantry, die aus einem einflammigen Gaskocher und einer Mini-Spüle besteht. An Backbord liegt das WC mit Durchgang zu einer der beiden Achterkajüten. Die Doppelkoje im Vorschiff erreicht man am besten auf allen Vieren, statt Lattenrost finden sich GFK-Klappen mit Luftschlitzen. Der Salon mit zwei Bänken ist mit einer Bodenwrange abgeteilt, die den Rumpf verstärken soll. Der Stauraum ist insgesamt knapp, aber für zwei oder drei Tage-Törns ausreichend.
Die rund 100.000 Euro teure Dehler 30 OD richtet sich vor allem an jüngere Kundschaft, die sportlich segeln möchte, ohne dabei auf zumindest rudimentäre Komfortansprüche zu verzichten, beispielsweise um auch mal mit Freunden die Nacht über auf dem Wasser bleiben zu können.
Im Cruising-Bereich ist das Segeln alleine oder zu zweit schon lange ein wichtiges Thema, es gibt aber auch einen unübersehbaren Trend zu Solo- und Doublehanded- Regatten. Aus gutem Grund, schließlich ist der Aufwand deutlich geringer, weil man nicht – wie in der ORC-Szene – eine mehrköpfige Crew anheuern muss.
Auf Mallorca könnte die Dehler 30 OD mit ihrem Konzept als Performance-Cruiser auf großes Interesse stoßen. Schließlich zählen die Balearen, sowie der Rest des westlichen Mittelmeeres, in Sachen Amateur- und Semiprofi-Regatten zu den Hotspots in Europa. Nirgendwo sonst werden – oder wurden bis zum Ausbruch der Covid-19-Pandemie – so viele Küsten- und Offshore Segelwettbewerbe veranstaltet wie hier. Allein auf Mallorca fanden 2019 mehr als 50 Regatten statt.