Stunk am Steg
Undurchsichtige Preispolitik in den Yachtclubs auf Mallorca verärgert viele ausländische Skipper. Verband klagt über hohe Abgaben
Ausländische Yachteigner und Charterurlauber haben es bei der Wahl von Dauer- oder Transitliegeplätzen auf den Balearen nicht gerade einfach. Alle der rund 25.000 registrierten Liegeplätze werden von drei unterschiedlichen Parteien verwaltet: der regionalen Hafenverwaltung „Ports IB“, verschiedenen Privatkonzessionären sowie den rund zwei Dutzend Segel- und Yachtclubs, den sogenannten clubs náuticos.
Das Verwirrspiel ist umso größer, als dass die Liegeplätze in zahlreichen Marinas wie beispielsweise Pollensa, Andratx oder Porto Cristo gleich von mehreren Konzessionären verwaltet werden – mit zum Teil erheblichen Preisunterschieden. Dorn im Auge ist vielen ausländischen Skippern dabei insbesondere die undurchsichtige Preispolitik einiger Yachtclubs. „Tariflisten auf den Webseiten der Clubs sucht man mancherorts vergeblich. Und auch auf telefonische Anfrage erhält man in vielen Fällen keine Auskunft darüber, was ein Sommerliegeplatz genau kostet. Das gibt es in anderen europäischen Charterdestinationen wie in Kroatien oder Italien nicht“, meint Martin Muth, Mittelmeer-Ratgeber der Kreuzer-Abteilung des Deutschen Seglerverbandes DSV sowie Autor des jährlich erscheinenden Revierführers „Portbook Mallorca“.
„Das Problem ist, dass es für die Transitliegeplätze auf den Balearen keine einheitlich festgelegten Gebührensätze gibt“, sagt Rafeal Palmer, Geschäftsführer des balearischen Yachtclub-Verbandes ACNB. Seine Mitglieder können die Tarife nach eigenem Ermessen festsetzen. Dass einige von ihnen dabei in den vergangenen Jahren „über die Strenge“ geschlagen hätten, will Palmer gar nicht ausschließen.
„Viele Clubs sind durch die steuerliche Mehrbelastung in den vergangenen Jahren unter wirtschaftlichen Druck geraten. Wie alle anderen Sportvereinigungen, die in Spanien bis vor zwei Jahren noch von der Mehrwertsteuer befreit waren, müssen auch die Segel- und Yachtclubs jetzt 21 Prozent Steuern auf die Mitgliedsbeiträge abführen. Dazu sind in den vergangenen Jahren noch weitere regionale Abgaben wie beispielsweise für die Entsorgung von Klärwasser dazugekommen.“
Da man die Mitgliedsgebühren in den Clubs nicht einfach so anheben könne, hätten viele Clubs eben die Preise für Sommer- oder Transitliegeplätze angezogen. „Eine andere Lösung gibt es derzeit nicht“, meint Pamer
Trotz der im Vergleich zu den öffentlich verwalteten Liegeplätze höheren Tarife könne man über eine geringere Auslastung in dieser Saison aber nicht klagen. „Die von den Yacht- und Segelclubs verwalteten Liegeplätze waren im Sommer zu fast 100 Prozent ausgebucht“, sagt Pamer. Verkürzt hätte sich allerdings die Hochsaison an sich. „So richtig gut läuft es eigentlich nur noch im Juli und August“.
Immerhin: Gleich geblieben sei dafür die Zahl der in den insgesamt 24 Clubs Náuticos auf den Balearen registrierten Mitgliedern von derzeit rund 15.000 Bootseignern. „Der Anteil von ausländischen Yachtbesitzern in den Clubs liegt im Durchschnitt bei zehn Prozent. Nur in einigen Häfen wie beispielsweise in Pollensa oder Andratx liegt der Ausländeranteil etwas höher“. Und über eine mangelnde Nachfrage brauchen sich die Clubs auch keine großen Sorgen zu machen. „Wir haben dieses Jahr bereits über 1.000 Anfragen nach einem Liegeplatz registriert“, so Pamer.
Weitere Info über die Segel- und Yachtclubs auf den Balearen untere www.acnauticosbaleares.com