Wo die Yachten auf Mallorca schlafen gehen

So paradox es vielleicht klingen mag: Ein Boot ist am besten an Land aufgehoben. Nur dort ist es sicher vor permanenten Salzverkrustungen, Feuchtigkeits- und Schimmelbefall sowie regelmäßiger Osmosebildung am Unterwasserschiff. Viele Eigner lassen ihre Segel- und Motoryachten aus diesem Grund im Winter einlagern, sprich an einen Platz an Land – oder am besten gleich in eine trockenen  Lagerhalle bringen. Auf Mallorca bieten vor allem Sporthäfen solche Bootslagerplätze an, allerdings ist der Platz dort meist stark limitiert oder aber solchen Yachten vorbehalten, die in der hafeneigenen Werft kurz- oder längerfristige Refit- oder Reparaturmaßnahmen in Auftrag gegeben haben.  

Illegale Lagerplätze unter Mandelbäumen
Findige Unternehmer kamen daher irgendwann auf die Idee, Bootslagerplätze auf unbebauten Grundstücken im Inselinneren, oftmals kilometerweit vom nächsten Hafen entfernt zu errichten. Jahrelang wurde diese Trocken-Marinas unter Mandelbäumen von den Gemeinden geduldet. Im vergangenen Jahr kam es schließlich zum Eklat, nachdem das Rathaus in Andratx gleich mehrere solcher Plätze entlang der Straße zum Port schließen ließ. Begründung: Keine der Stellflächen war als "Industriegebiet" ausgewiesen, beziehungsweise verfügte über die dafür vorgeschriebenen Auflagen wie beispielsweise einer deckenflächenden Bodenversiegelung zum Schutz vor auslaufenden Chemikalien. Kurios: Gleich ein Dutzend Bauern der Gegend, die bis dahin im Auftrag der Lagerfirmen die Yachten aus und wieder ins Wasser transportiert hatten, marschierten wenige Tage nach Bekanntwerden der Verfügung mit ihren Trekkern vor dem Rathaus auf, um gegen die Schließung der Bootsparkplätze zu demonstrieren. Erfolglos, versteht sich.

"Einigen dieser Firmen wurde ein Bußgeld von 100.000 Euro aufgebrummt", weiß Andreas Hug, Geschäftsführer von Balear Boats Service. Er bietet bereits seit 1995 Unterstell- und Einlagerungsplätze für Yachten auf der Insel an. „Unsere Stellplätze liegen im Industriegebiet Son Oms in Palma“, so Hug. Platz ist dort für Boote bis zu einer Höhe von 4,20 Metern und einer Breite von 4 Metern. Die jeweiligen Lagerflächen werden in Quadratmetern abgerechnet.
Im Außenbereich sind es 7,5 Euro pro Quadratmeter, in der Halle 9,90 Euro pro Quadrat­meter. Für eine 15 Meter lange und vier Meter breite Motoryacht würden somit etwa 450 Euro Openair-Lagermiete im Monat anfallen. Ein gleichwertiger Liegeplatz im Hafen von Palma kostet derzeit mindestens das Fünffache.
Allerdings fallen im Falle der Trocken-Lagerplätze Extra-Kosten an, wie beispielsweise der Transport vom und hin zum Hafen. "Wir bieten unseren Kunden dafür auch ein breites Spektrum an Serviceleistungen an", sagt Andreas Hug. Die sind zwar ebenfalls kostenpflichtig, umfassen aber von Antifouling-Behandlungen über Motorinspektionen bishin zu Sattlerarbeiten alle bei einer Yacht anfallenden Refit- und Reparturarbeiten.

Landesregierung erklärt Liegeplätze an Land zur Priorität
Bootsliegeplätze an Land – egal wie auf­wändig ihre praktische Umsetzung für Yachtbesitzer auch scheinen mag – dürfen in Zukunft aufgrund des sich weiter verknappenden Angebots in den Marinas eine wichtige Rolle spielen. Zumindest für Yachten mit Größen von bis zu 16 Metern. Neben kleineren Sporthäfen wie Sa Rápita haben auch vermeintliche Superyacht-Marinas wie Port Adriano damit begonnen, Stellflächen an Land in Form von mehrstöckigen Boots–Regalen zu schaffen. Unterstützung gibt es – man glaubt es ebenfalls kaum – dabei sogar von politischer Seite. Sowohl Landesregierung als auch die balearische Hafenbehörde versprachen auf einer Pressekonferenz bei der letzten International Boat Show in Palma im vergangenen Jahr, sowohl öffentliche als auch private Häfen mit Subventionen bei der Schaffung von Trockenliegeplätzen zu unterstützen. Die Lösung der seit Jahren wachsenden Verknappung für Privatyachten habe Priorität, erklärte Landeswirtschaftsminister Yago. Und die liegt letztendlich an Land. So paradox das auch klingen mag.