Yachtexperte Jonathan Syrett: „Palma braucht eine Superyacht-Marina!“
Jonathan Syrett ist in der internationalen Yachting-Branche kein unbeschriebenes Blatt. Mehr als 20 Jahre lang führte der Engländer die Geschäfte für die Spanien-Dependance der renommierten Yachtbroker-Agentur Camper & Nicholsons in Palma. Syrett, der mit seinen Eltern im Alter von neun Jahren auf die Insel zog, war zudem Mitgründer des spanischen Superyachtverbandes (AEG) sowie Initiator des Balearischen Yacht Broker Verbandes (BYBA), der 2012 die "Palma Superyacht Show" in die kurz vor ihrem Ende stehende Bootsmesse integrierte – und damit den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung Palmas als eine der Top-Standorte für Super- und Megayaten weltweit legte. Vor rund einem Jahr verkaufte Syrett seine Franchising-Filiale im Club de Mar zurück an Camper & Nicholsons, – und arbeitet seitdem als selbstständiger Berater für Käufer und Besitzer von großen und noch größeren Privatyachten (www.hamilton-marine.com)
Was kann man denn beim Kauf einer Super- oder Megayacht falsch machen?
So ziemlich alles. Wer sich in dieser Branche nicht auskennt, läuft Gefahr, am Ende nur mit Ärger, Stress und Sorgen dazustehen, statt sich an Bord von genau diesen Dingen zu erholen und seine Anschaffung zu genießen. Der Kauf und die Instandhaltung einer kleinen Yacht stellen viele Menschen bereits vor eine echte Herauforderung. Bei richtig großen Yachten sieht die Lage noch viel komplizierter aus.
Hinter großen Yachten stehen Menschen mit riesigem Privatvermögen. Warum sollten die sich Sorgen machen?
Genau da fangen die Probleme ja an. Reiche Menschen überschätzen oft ihren Reichtum, wenn es um den Kauf einer Superyacht geht. Aber Spaß beiseite. Meine Aufgabe sehe ich darin, Käufer hinsichtlich aller zu erwartenden Kosten, der notwendigen Instandhaltung, dem Liegeplatz, der Crew und den eventuellen Chartermöglichkeiten zu beraten. Das gilt sowohl für Neueinsteiger als auch bereits erfahrende Yachtbesitzer, die sich ein neues Boot zulegen möchten. Dank langjähriger Erfahrung und einem weltumspannenden Netzwerk an Kontakten sehe ich mich in der Lage, praktische Entscheidungshilfe zu leisten, die meinen Kunden ermöglicht, ihre Traumyacht ohne Kopfschmerzen zu genießen.
Sie waren maßgeblich daran beteiligt, dass die spanische Regierung vor ein paar Jahren die Anmeldesteuer für ausländische Luxus-Charteryachten gekippt hat. Und damit den Weg ebnete für die Entwicklung Palmas als internationaler Superyacht-Hotspot. Hat Ihnen irgendjemand dafür gedankt?
Mallorcas Politiker haben damals das Potential der Nautikbranche für die Insel nicht erkannt. Und tun es, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, auch heute nicht. Dabei ist diese Branche der zweitgrößte Wirtschaftsmotor der Insel. Palma de Mallorca steht beispielsweise in Sachen Refit für Supersegelyachten an Platz 1 auf der Welt. Nirgendwo sonst gibt es eine bessere Infrastruktur und ein Netz aus Dienstleistern, um seine Yacht warten und reparieren zu lassen.
Palma ist also eine der weltgrößten Werkstätten für Luxusyachten. Klingt nicht gerade glamourös.
Palma, Mallorca und die Balearen sind in der Welt der großen Privatyachten sehr viel mehr als Lack und Ersatzteile. Die vielfältige Schönheit dieser Inseln ist für jeden Skipper unbestritten. Wer einmal seine Yacht hier liegen hat, egal ob für längere oder kürzere Zeit, der kommt immer wieder. Dank der ausgezeichneten internationalen Flugverbindungen ist Palma ganzjährig problemlos zu erreichen. Wo gibt es das sonst in Europa?
Scheint also in der hiesigen Yachtbranche alles nach einem Selbstläufer auszusehen?
Leider nicht. Die Kapazitäten sowohl hinsichtlich der Liegeplätze als auch den Service-Einrichtungen hat auf der Insel, aber vor allem in Palma ihre Grenzen erreicht. Werften und Refit-Unternehmen können häufig keine weiteren Aufträge annehmen, weil kein Platz mehr da ist. Und die Konkurrenz schläft nicht. Die Marina von Barcelona baut gerade ihr Service-Angebot für Superyachten enorm aus. Auch andere Häfen auf dem spanischen Festland springen in die Bresche. Palma dagegen schwimmt die Kundschaft langsam weg.
Wie sieht eine mögliche Lösung aus?
Palma braucht endlich einen eigenen Superyacht-Hafen. Die Pläne dafür sind bereits bis ins letzte Detail ausgearbeitet und liegen den verantwortlichen Stellen, also der spanischen Zentralregierung und der balearischen Hafenbehörde vor.
Wo soll die Superyacht-Marina gebaut werden?
Direkt vor der Kathedrale, sprich auf der zur Bucht von Palma gelegenen Uferseite, an der sich die Straße zum STP-Gelände befindet.
Wann geht es los?
Ein Projekt dieser Größenordnung bedarf eines politischen, aber auch gesellschaftlichen Konsens. Der ist derzeit noch nicht gegeben. Als Mit-Initiator des Vorhabens weiß ich, dass es neben Fingerspitzengefühl ausreichend Zeit und Geduld für die Umsetzung braucht. Aber das ist beim Kauf einer Millionen Euro teuren Privatyacht auch nicht anders.