Funklöcher überall und komplizierte Applikationen, mit denen man mitunter schon ab 60 kaum noch klarkommt: So hatten wir uns die Verheißungen der Digitalisierung nicht vorgestellt, als vor der Jahrtausendwende die Massen das Internet entdeckten. Die Rede ist jetzt nicht nur von der schlechten Infrastruktur in Deutschland und von Banking-Apps, die dank EU-Vorgaben womöglich bald fünfstufig gesichert sind. Nein es geht um die digitale Verwaltung auf Mallorca.
Haben Sie schon einmal versucht, online einen Termin bei der Verkehrsbehörde Dirección General de Tráfico (DGT) zu buchen? Oder vielleicht einen Termin beim Meldeamt im Rathaus von Palma, nachdem man eigentlich schon vor Längerem umgezogen ist? Gar nicht so einfach, nachdem bereits Corona zwei Jahre lang den Betrieb der Ämter gehörig durcheinander gebracht hatte.
Bei der DGT lässt das System zu den meisten Zeiten des Tages keine Terminbuchung zu, sondern weist den User mit Hinweis auf „technische Probleme“ wieder ab – nicht ohne zuvor die Eingabe sämtlicher persönlicher Daten gefordert zu haben. Die Dienststellen des Meldeamts in Palma wiederum haben üblicherweise auf etwa drei Wochen hinaus keine Online-Termine verfügbar. Später geht es aber auch nicht, da der sichtbare Kalender irgendwann abbricht. Dies mit dem Hinweis, dass „bald“ Termine zur Verfügung stehen würden. Man möge es doch bitte erneut probieren. Tut man das eine Woche später, ist die Situation allerdings die gleiche, nur im Kalender eben um sieben Tage nach hinten verschoben. Termine: Fehlanzeige.
Was soll der geplagte (deutsch-) mallorquinische Bürger also tun? Nicht verzagen, denn es gibt einen Trick, den die IZ-Redaktion mit diversen Telefonaten ausbaldowert und selbst getestet hat. Den Gang zum Meldeamt solle man bitte unter der Woche um Punkt 14 Uhr buchen. Da würden stets einige Termine freigeschaltet, meint eine freundliche Rathausmitarbeiterin auf Nachfrage. Und in der Tat: Es funktioniert. Allerdings muss man sich dabei sputen, denn um 14.05 oder um 14.15 Uhr können alle verfügbaren Zeitfenster schon wieder vergeben sein. Wer es nicht weiß, hat eben Pech gehabt, scheint sich die Verwaltung zu sagen…
Ganz ähnlich die Situation bei Tráfico. Ermittelt in diesem Fall allerdings nicht über das dauerbesetzte Telefon, das im Prinzip ebenfalls Terminbuchungen erlauben würde, sondern über ein privates Hilfsbüro für Behördengänge (Gestoría). Morgens um 10 Uhr ist hier der richtige Zeitpunkt für die Buchung von Online-Terminen. Bitte sehr pünktlich sein und alle Daten schon bis 9.59 Uhr eingeben, damit man zwischen 10.00 und 10.01 nur noch auf den Button klicken muss. Meint zumindest die nette spanische Gestoría. Denn danach ist wieder Sabbat. Ein Rezept, das zumindest kürzlich noch funktioniert hat und wahrscheinlich solange läuft, bis sich die Verwaltungsinformatiker wieder etwas anderes überlegen. Der eigentliche Behördengang war dann übrigens erfreulich unkompliziert.
Wie gesagt: Wir hatten uns die Sache mit der Digitalisierung eigentlich einmal etwas anders vorgestellt. Das Problem ist dabei aber nicht allein die Informatik, sondern die Knappheit der analogen Ressourcen. Wie Inselmedien Anfang des Jahres berichteten fehlen auf Mallorca derzeit etwa 1000 Staatsdiener, weil die Gehälter bei den hohen Mieten für einen Umzug vom Festland nicht attraktiv genug sind. Und wo es nicht genug Beamte gibt, kann es eben auch keine Termine geben.
Verwaltungsagenturen (Gestorías) dürfen sich freuen, die Branche hat derzeit wohl Hochkonjunktur. Allerdings ist dabei durchaus auf den Preis zu achten. Statt 500 Euro, die der spanische Steuerberater für die Auto-Abmeldung haben wollte, bezahlte der Verfasser am Ende nur 8 Euro Gebühren für den selbst gebuchten Termin. Wer keinen Allround-Betreuer für Mallorca-Angelegenheiten hat und nicht allein gegen Windmühlen kämpfen will, der sollte sich also die richtige Agentur mit Spezialisierung auf die Verkehrsbehörde suchen.