Service Marc Fischer 31/01/2022

IZ Service – Trajeta Sanitaria, kleine Karte mit großer Wirkung

IZ Service – Trajeta Sanitaria, kleine Karte mit großer Wirkung

Die spanische Gesundheitskarte (Tarjeta sanitaria individual, TSI) öffnet den Zugang zur medizinischen Versorgung des Landes. Grundsätzlich erhältlich ist sie für Selbstständige sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Wer auf Mallorca in einem ordentlichen Beschäftigungsverhältnis ist, oder als Selbstständiger arbeitet, hat das Recht und die Pflicht in die staatliche Sozialversicherung Seguridad Social zu kommen. Damit ist man automatisch im öffentlichen Gesundheitssystem versichert und erhält die dunkelrote Tarjeta Sanitaria. Sie ermöglicht medizinische Behandlungen in der staatlichen Grundversorgung, bei Krankenhausbehandlungen sowie bei Notfällen. Mitversichert sind übrigens auch nächste Angehörige.

Karte beantragen
Sozialversicherte erhalten die Karte nicht automatisch, sie wird auf Antrag ausgestellt. Dafür zuständig ist das nächste Gesundheitszentrum (centro de salud) des Melde- beziehungsweise Wohnortes. Hierfür ist ein Termin notwendig, der telefonisch über die Rufnummern 902 079 079 oder 971 437 079 vereinbart werden kann. Neben dem persönlichen Erscheinen sollten von Ausländern folgende Dokumente mitgebracht werden: Ein gültiges Ausweisdokument, den grünen Beleg des Ausländerregisters sowie ein amtliches Passfoto. Wer nicht in Palma wohnt, muss zusätzlich eine Meldebeschei­nigung seiner Gemeinde vorlegen.

Alle Infos im Blick
Sind die Angaben stimmig, wird in der Regel ein zweiter Temin vereinbart, an dem der Versicherte seine Tarjeta Sanitaria erhält. Nur in großen Gesundheitszentren wird die Karte sofort ausgestellt. Ähnlich deutscher Krankenversicherungskarten befindet sich auch auf der spanischen Karte ein Foto des Versicherten sowie ein Mikrochip, auf dem die Patientendaten gespeichert sind. Die Gültigkeit der Tarjeta Sanitaria ist auf der Vorderseite vermerkt. Immer dann, wenn man als Patient ein staatliches Gesundheitszentrum oder Krankenhaus aufsucht, muss die Karte vorgelegt werden. Zudem werden auf der Karte Rezepte gespeichert.
Ein Blick auf die Rückseite der Gesundheitskarte zeigt Informationen über das nächste, zuständige Ärztezentrum sowie den dortigen Hausarzt. Diese sind wichtig, denn in Spanien gilt ein strenges Hausarztmodell, auch, wenn es keine eigenständigen Hausarztpraxen gibt. Das bedeutet: Zieht man um, wechselt der Hausarzt. Ist man mit „seinem“ Hausarzt unzufrieden, muss der Wechsel beim Gesundheitsdienst IB-SALUT beantragt werden. Die Tarjeta Sanitaria ist nur in Spanien gültig. Bei Reisen ins Ausland muss eine Europäische Krankenversicherungskarte beantragt werden.

Versichert auch ohne Job
Gerät man in die Arbeitslosigkeit, bleibt man während des Bezugs des spanischen Arbeitslosengeldes weiterhin versichert. Für Selbständige, die aus wirtschaftlichen Gründen ihren Betrieb aufgeben, noch keine Altersrente beziehen können und als selbständig Beschäftigte in die spanische Sozialversicherung eingezahlt haben, besteht der Versicherungsschutz fort, wenn ihre Einkünfte unter 100.000 Euro liegen und eine Krankenversicherung auf anderem Wege nicht möglich ist.

Zuzahlungen bei Medikamenten
Auch in Spanien gibt es eine sogenannte Patientenbeteiligung für Medikamente. Bis zur Einkommensgrenze von 18.000 Euro beträgt diese 40 Prozent, bis zu 100.000 Euro bei 50 Prozent, höhere Einkommen zahlen 60 Prozent Eigenanteil an Medikamenten. Arbeitslose ohne Leistungsbezüge, Bezieher einer Mindestrente sowie Bedürftige sind von der Zuzahlung befreit. Rentner mit einem Einkommen zwischen 7.500 und 18.000 Euro sowie zwischen 18.000 und 100.000 Euro sind mit einer Zuzahlung von zehn Prozent sowie einem monatlichen Maximalbetrag zwischen 8 und 18 Euro dabei. Bei höheren Einkommen beträgt die Zuzahlung 60 Prozent, der monatliche Maximalbetrag 60 Euro.

Leistungen des Gesundheitssystems
Die Leistungen der staatlichen Krankenversicherung umfassen Untersuchungen, Behandlungen, aber auch Überweisungen, notwendige Operationen und Krankschreibungen. Ausgenommen sind zahnmedizinische Eingriffe, die über die Kontrolle und das Ziehen eines erkrankten Zahns hinausgehen. Ebenso nicht mitversichert sind Brillen und Hörgeräte.

Private Zusatzversicherung
Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang, dass die Tarjeta Sanitaria die medizinische Grundversorgung absichert. Wer keine Sozialversicherungsbeiträge zahlt oder zusätzliche Leistungen in Anspruch nehmen möchte, sollte eine private Zusatzversicherung abschließen. Laut offizieller Statistiken macht das inzwischen ein Fünftel aller Spanier. Eine private Zusatz-Krankenversicherung ermöglicht den direkten Weg zum Facharzt unter Umgehung eines Gesundheitszentrums und der notwendigen Überweisung. Zudem wirkt sich eine Privat­versicherung auch auf die Wartezeiten aus, die auf Mallorca, trotz aller Verbesserungen, weiterhin vergleichs­weise lang sind.