In Deutschland sind die Immobilienpreise in den letzten drei Quartalen nominal um 4,2% gesunken, was gerade bei gleichzeitig hoher Inflation Anlass zur Sorge gibt. Medien wie „Handelsblatt“ und „Spiegel“ bezeichnen dies als historisch beispiellos. Der starke Preisrückgang sei der stärkste in den sechzig Jahren seit Beginn der Preiserhebungen.
Was Mallorca betrifft, gibt es allerdings vorsichtig Entwarnung. Der Marktbericht von Engel & Völkers verdeutlicht, dass der Markt im Jahr 2023 eine sanfte Landung erlebte. Sie folgte auf einen Boom, bei dem die Verkäufe durch den Nachholbedarf aus Lockdownzeiten und das steigende internationale Interesse am Lebensstil auf Mallorca angekurbelt wurden. Im Jahr 2022 wurden auf Mallorca laut E&V so viele Immobilien verkauft wie seit 17 Jahren nicht mehr. Die stetige Normalisierung des Marktes im Jahr 2023 führt laut dem Report „zu einem nachhaltigeren Verkaufsniveau bei unveränderten Preisen und zeigt außerdem, dass der Markt auf einer starken lokalen und internationalen Nachfrage basiert“. Dabei lag die Zahl der Neubau-Transaktionen 2023 immer noch etwas über dem Zeitraum 2016-2019.
In Deutschland haben einige Akteure auf dem heimischen Immobilienmarkt offenbar vergessen, dass die Preise vor 15-20 Jahren noch sehr niedrig waren. Erst 2011 begann sich der Markt zu erholen, und bis 2022 stiegen die Preise deutlich an. Die Einführung von Negativzinsen durch die Europäische Zentralbank im Jahr 2016 spielte ebenfalls eine Rolle bei dem Preisanstieg.
Run nach Süden?
Die Investoren hätten ihr Interesse inzwischen auf die teilweise noch unterbewertete Peripherie Europas, insbesondere Spanien und Italien, verlagert, glaubt das schweizerische Fachmedium Handelszeitung. Die Immobilienpreise in diesen Ländern haben fast ein Jahrzehnt lang stagniert (allerdings nicht auf Mallorca). Italien und Spanien waren von der Finanzkrise 2008 im Vergleich zu anderen Ländern stärker betroffen. Risiken wie Insolvenzen und Bankpleiten schreckten damals Investoren ab. Die Immobilienmärkte in diesen Ländern erreichten 2013-2015 die Talsohle. Seitdem steigen die Preise in Spanien und Italien wieder, aber nicht so stark wie in Mittel- und Nordeuropa.
„Man konnte gut beobachten, wie das Kapital, das zuvor in andere Länder geflossen war, nach Deutschland ging“, sagte Thomas Veraguth, CIO für Schweizer und globale Immobilienstrategien bei der UBS der Handelszeitung. „Sehen Investoren Opportunitäten, geht es sehr schnell, bis sie ihre Gelder aus einem Land abziehen und in ein anderes Land investieren. Zumal europäische Investoren nicht mit Verlusten rechnen müssen, da es für sie in der Euro-Zone keine Währungsrisiken gibt.“
„Zyklen sind also normal. Sie sind keine neue Entwicklung. In Panik zu verfallen, wie es aktuell in Deutschland teilweise der Fall ist, ist somit verfehlt“, meint die Handelszeitung. Gut möglich, dass Mallorca in diesem Umfeld einmal mehr zu den Gewinnern zählt, zumal sich auch US-Investoren auf den Balearen für bestimmte Segmente zu interessieren zu beginnen.