Die konservative Balearen-Regierung hat in einer überraschenden Kehrtwende erklärt, dass die Grenzen des touristischen Wachstums auf Mallorca erreicht seien. Diese Entscheidung markiert einen Paradigmenwechsel, nachdem solche Aussagen bisher nur von linken Parteien gekommen waren.
Jahrzehntelang galt das Motto „mehr Touristen, mehr Wachstum“. Doch nun räumt die Regierung ein, dass eine weitere Steigerung der Besucherzahlen nicht mehr tragbar sei. Die Folgen des Massentourismus wie Umweltzerstörung, Überlastung der Infrastruktur und soziale Spannungen haben ein kritisches Niveau erreicht. Stattdessen soll der Fokus nun auf Qualitätstourismus liegen. Ziel ist es, wohlhabendere Urlauber anzuziehen, die mehr Geld auf der Insel ausgeben, aber insgesamt weniger Menschen anreisen. Dafür sind Investitionen in hochwertige Unterkünfte, Gastronomie und Freizeitangebote geplant. An einem runden Tisch mit der Hotelbranche hat sich die Regierung auf einen Wegfall von 18.000 Gästebetten geeinigt. Von 430.000 sollen noch 412.000 übrig bleiben, und die Maßnahme kann voraussichtlich nicht vor 2025 in Kraft treten.
Diese Neuausrichtung wird von vielen Einheimischen begrüßt, die unter den negativen Auswirkungen des Massentourismus leiden. Allerdings gibt es auch Kritik von Teilen der Tourismusindustrie, die Einbußen bei den Besucherzahlen fürchten.
Die Regierung betont jedoch, dass ein „Weiter so“ auf Dauer nicht möglich sei. Die natürlichen Ressourcen der Inseln seien endlich und müssen geschützt werden. Nur ein nachhaltiger Tourismus könne die Wirtschaft langfristig sichern und die Lebensqualität der Bevölkerung erhalten. Zudem ist eine repräsentative Umfrage unter der Bevölkerung geplant.
Die Kehrtwende ist einerseits eine Reaktion auf Tendenzen von „Overtourism“ wie jüngst mit kilometerlangen Staus im Raum Sóller. Andererseits will die konservative Balearen-Regierung damit womöglich auch Massenprotesten und Demonstrationen zuvorkommen, die jüngst auf den Kanaren für Unruhe gesorgt hatten. Handlungsmöglichkeiten gibt es durchaus: So gilt auf der kleinen Balearen-Insel Formentera im Sommer zum Beispiel schon seit einigen Jahren ein Mitnahme-Verbot für auswärtige Autos auf der Fähre. Foto: Archiv