Es soll sie wirklich geben: Leute, die einen Heidenspaß daran haben, dicht an dicht gedrängt mit Einkaufstaschen in der Hand auf Barhockern in einer lärmerfüllten, wuseligen Halle zu sitzen, um dort zwischen Dutzenden von Gastro-Ständen Delikatessen zu essen, Champagner zu trinken und über Gott und die Welt zu plaudern.
Foodcourts oder Gourmetmärkte heißen diese Orte, die sich seit Jahren in allen Großstädten der Welt wachsender Beliebtheit erfreuen. Und Palma de Mallorca macht davon keine Ausnahme. In der Hauptstadt stehen derzeit vier solcher Schlemmer-Tempel zur Auswahl, wobei es sich bei zwei von ihnen eigentlich um ganz normale Markthallen handelt.
Mercat 1930, Paseo Marítimo
Direkt an Palmas Meeresboulevard befindet sich der 2017 eröffnete „Mercat 1930“, dessen Name dem ehemaligen Nobelrestaurant „Mediterráneo 1930“ geschuldet ist, dessen livrierte Kellner ihre Gäste hier einst an eingedeckten Tischen bedienten. Insgesamt 14 Gastro-Stände finden sich in der im Industrie-Design dekorierten Halle. Mittendrin stehen Tischreihen, vor denen man auf Barhockern Platz nehmen kann. Bestellt wird direkt am Stand, wobei es dabei vorkommen kann, dass man seinen bereits ausgewählten Platz bei der Rückkehr von jemanden anders besetzt vorfindet. Am besten also, man lässt zur Sicherheit einen aus der Begleitung zurück, um sich in Ruhe – ähnlich wie an einem Hotelbüffet – die Auswahl der angebotenen Gerichte an den Ständen anzusehen. Und die reicht von aufwändig gestalteten Hamburgern über Sushi, Meeresfrüchte, thailändischer Fusionsküche, Fleischspezialitäten vom Grill bis hin zu Pasta und spanischen Tapas. Am „Green Food“-Stand kommen natürlich auch Vegetarier und Veganer auf ihre Kosten. Die Portionen werden meist in Häppchen-Größe serviert, die dafür aufgerufenen Preise sind dagegen recht großzügig bemessen. Natürlich ist auch das Getränke-Angebot ebenso exotisch und variabel wie die angebotenen Gerichte. Zur Auswahl stehen unter anderem Craft-Bier, Gemüsesäfte, Champagner und Wein diverser Sorten und Herkunftsländer.
Mercat 1930 Paseo Marítimo, 33
Öffnungszeiten:
Sonntag bis Donnerstag
von 13 bis 16 Uhr sowie von 19 bis 24 Uhr
Freitagabends bis 1 Uhr
Samstags von 13 bis 1 Uhr.
www.mercat1930.com
Mercat Olivar, Plaza Olivar
1951 wurde die große Markthalle im Zentrum der Hauptstadt eröffnet, seitdem bieten dort von Montag bis Samstag einheimische Händler an über 100 Ständen Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Käse, Wurstwaren und vieles mehr an. Insbesondere am Freitag und Samstag ist der Mercat Olivar einen Besuch wert, um hier ein wenig zu schlemmen und zu trinken. Das gastronomische Angebot ist dabei längst nicht nur auf Tapas oder belegte Brötchen begrenzt.
In den vergangenen Jahren eröffneten hier gleich drei Sushi-Stände, eine Lachs-Bar sowie eine Meeresfrüchte- und zwei Austern-Bars.
Wer es authentisch will, marschiert in der Fischhalle zur „Bar del Peix“. Mit ein wenig Glück findet man dort noch einen freien Platz auf einem der Barhocker und bestellt sich eine kleine oder große Ration aus dem reichhaltigen Angebot an frittiertem Tintenfisch, Kabeljau, Muscheln und Meeresfrüchte. Ebenfalls im Angebot sind verschiedene Tapas-Gerichte und hausgemachte Kroketten. Dazu kann wahlweise Wein, Bier oder ein Softdrink geordert werden. An der Bar del Peix trifft man vor allem ältere Mallorquiner, die sich gerne auf ein Pläuschchen mit ihrem Sitznachbarn einlassen.
Schräg gegenüber befindet sich die Austern- und Champagnerbar und bietet verschiedene Menüs für ein oder mehrere Personen an. Freunde japanischer Gastronomie kommen beim „Yoshushi“ des ehemaligen deutschen Sternekochs Thomas Wilden – ebenfalls in der Fischhalle – auf ihre Kosten. Wilden betreibt in der Markthalle zudem das „Pink Salmon“ – eine kleine Schlemmerbar, die sich auf die Zubereitung von frischen Lachs-Snacks spezialisiert hat.
Wem diese Art von vormittäglicher Kost – die Markthalle schließt ab 14.30 Uhr – doch ein wenig zu exotisch ist, dem empfehlt sich natürlich die „Bar Petit“ – eine der ältesten Standbars im Mercat. Dort werden neben Café con leche, Tortilla und belegten Brötchen auch die klassischen spanischen Tapas wie „Albondigas“ (Fleischklösschen) oder „Ensaladilla rusa“ (Kartoffelsalat) serviert.
Mercat Olivar Plaza de Olivar 4, Palma
www.mercatolivar.com
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag
von 7 bis 14.30 Uhr
Mercado Gastronómico San Juan,
Plaza S´Excorxador
Palmas ehemaliger Schlachthof an der Plaza S´Escorxador wurde 2017 nach einem millionenteuren Umbau eröff
net und gilt seitdem als die Mutter als Gastromärkte in Palma. Zwar liegt der Markt etwas abseits vom Zentrum, wird aber dennoch sowohl von Nachtschwärmern – geöffnet ist am Wochenende bis 2 Uhr morgens! – sowie den Besuchern des genau gegenüberliegenden Programmkinos „Cine Ciutat“ frequentiert. Oder anders gesagt: Der Laden ist meist proppenvoll.
Der erste Leckerbissen, den man beim Eintreten erspäht, ist die spektakuläre Einrichtung, ein gut durchdachtes Ensemble aus Stahl und Holz, mediterranen Bodenfliesen und riesigen Designer-Lampen, die von der fast 15 Meter hohen Decke hängen. Über die gesamte Länge der Halle steht in der Mitte ein durchgehender Tisch mit – wie sollte es auch anders sein – Barhockern. Ist keiner mehr frei, was nicht selten vorkommt, wird auch gerne mal im Stehen gegessen. Das soll für die Verdauung ja angeblich eh besser sein.
Neben dem architektonischen Augenschmaus stehen im Mercado San Juan insgesamt 17 Gastro-Stände zur Auswahl, an denen der Gaumen sich zwischen einer schwindelerregenden Zahl von Häppchen, Tapas oder kleinen Gerichten entscheiden darf. Und auch muss. Aus kulinarischer Sicht ist hier die halbe Welt vertreten. Ob Sushi, Thai-Food, argentinisches Grillfleisch, italienische Pasta oder spanischer Ibero-Schinken. Es soll schon Besucher gegeben haben, die schweißgebadet aus der Markthalle flohen, weil sie sich einfach nicht entscheiden konnten. Man kann dafür schon ein bisschen Verständnis haben.
Mercado Gastrónomico San Juan
Carrer de l´Emperadriu Eugénia
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag von 12 bis 24 Uhr
Freitag und Samstag von 12 bis 2 Uhr
www.mercadosanjuanpalma.es
Mercat de Santa Catalina,
Santa Catalina
Noch bis in die 70er Jahre gaben sich hier Fischer und Bootskapitäne die Klinke in die Hand. Heutzutage zählt das Stadtviertel Santa Catalina insbesondere unter ausländischen Yachties, wohlhabenden Künstler und gut verdienenden Kreativen zu den angesagtesten Wohn- und Ausgehbezirken der Hauptstadt. Irgendwo mittendrin steht auch noch eine Markthalle, die sich in den vergangenen Jahren zu einem angesagten gastronomischen Treffpunkt für die kosmopolitische Nachbarschaft entwickelt hat.
In dem mit Neonlampen beleuchteten Innern wirkt der Mercado mit seinen über 50 Ständen, an denen von Montag bis Samstag vor allem Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch, Wurst und Käsewaren verkauft werden, eher steril und ungemütlich. Ähnlich wie in Palmas großer Markthalle an der Plaza Olivar punktet auch der Mercat in Santa Catalina durch sein multikulturelles Ambiente. Mittags an der Bar treffen hier Bauarbeiter auf Banker, Sandalen auf Highheels und Sekt auf Selter. Erfolgskonzept: Die Mischung macht’s.
Wer was auf sich hält, stellt sich am besten gleich mal an den Tresen von „Ca S´Ostra“, wo man sich neben frischen Austern auch ein Gläschen Champagner die Kehle hinunterkippen kann. Sehr viel billiger schmeckt es an der Bar von Joan Frau. Hier werden für relativ kleines Geld noch Tapas und belegte Brötchen so serviert, wie man es noch aus den Zeiten vor der Einwanderungswelle und dem damit eingehenden Immobilien-Rush im Viertel kannte. Richtig eng, aber dennoch köstlich, geht es am Stand von „Món de Sushi“ zu, der vielleicht kleinsten Sushi-Bar der Welt. Aber wer glaubt eigentlich noch, dass es auf die Größe ankommt.
Mercat de Santa Catalina Plaza de la Navegacion, s/n
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag von 7 bis 17 Uhr
www.mercatdesantacatalina.com