Mit einem überraschenden Urteil ist am Nationalen Gerichtshof in Madrid der Prozess gegen die Mallorca-Connection der Hells Angels zu Ende gegangen. Der in Deutschland zeitweise als Staatsfeind Nr. 1 gehandelte Frank Hanebuth sowie 12 Mitangeklagte sind freigesprochen worden. 32 weitere Beschuldigte erhielten teils sehr milde Urteile, die sich größtenteils unter zwei Jahren bewegen und gegen Geldzahlungen erlassen werden.
Dass die Hells Angels auf Mallorca vor ihrer Festnahme im Jahr 2013 eine kriminelle Vereinigung gebildet hatten, sahen die Richter nicht als erwiesen an. Hanebuth konnte daher auch nicht als designierter Präsident oder Rädelsführer des mutmaßlichen Charters Mallorca für irgendwelche Machenschaften dingfest gemacht werden, obwohl die Staatsanwaltschaft für ihn 13 Jahre Gefängnis forderte. Auch Dinge wie Geldwäsche oder illegaler Waffenbesitz waren ihm beim Hells-Angels-Prozess in Madrid nicht nachzuweisen. Gegen etliche Mitangeklagte stand die Anklage ohnehin auf tönernen Füßen. Sie stand und fiel mit dem Vorwurf einer kriminellen Vereinigung.
Außerdem hatten viele Beschuldigte Anfang des Jahres in Madrid einen Deal mit der Staatsanwaltschaft geschlossen und kamen dadurch fast ungeschoren davon. In erster Linie auch der mutmaßliche Rädelsführer Khalil Youssafi, der jetzt zwar zu über neun Jahren verurteilt worden ist. Gegen einen Betrag von rund 35.000 Euro wird die Strafe jedoch erlassen, nachdem der Deutsch-Marokkaner sich vor Gericht reuig gezeigt hatte.
Standhaft blieben bei dem Mega-Prozess, der fast 10 Jahre auf sich warten lassen hatte, lediglich dessen Bruder Abdelghani Youssafi und der nun frei gesprochene Frank Hanebuth, die beide ihre Unschuld beteuerten. Abdelghani Youssafi alias „Abdul“ wurde wegen Zwangsprostitution und anderer Delikte zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Da er 2013/2014 lediglich 16 Monate in U-Haft war und keinen Deal geschlossen hat, könnte ihm nun eine erneute Festnahme auf Mallorca drohen, wo die Gebrüder Youssafi nach wie vor leben. Auch ein Erlass der Reststrafe liegt im Bereich des Möglichen, zumal die Staatsanwaltschaft für ihn bis zuletzt 27 Jahre gefordert hatte. Hanebuth und Khalil Youssafi, die 2013-2015 zwei Jahre lang in spanischer Untersuchungshaft gesessen hatten, sollen sich am Rand der Verhandlung in Madrid übrigens keines Blickes gewürdigt haben. Das schriftlich verkündete Urteil umfasst laut Medien über 500 Seiten und ist noch nicht rechtskräftig.
Unklar ist indes das Schicksal von Paul Engelke alias „Thrombos-Paul“, dem pensionierten Zuhälter, Freund und „Ziehvater“ von Frank Hanebuth. Er wurde nun zu 18 Monaten Haft verurteilt und hat damit nach seiner U-Haft noch etwa zwei Monate offen. Aufgrund seines Alters und Gesundheitszustands erscheint der Vollzug eher unwahrscheinlich.
Hat sich die spanische Justiz gegen die Hells Angels blamiert oder das Verfahren dank „Kronzeugen“ halbwegs erfolgreich abgeschlossen? Klar ist jedenfalls, dass mit der „Operation Casablanca“ im Juli 2013 eine Ansiedlung der Rockerbande auf der Insel zumindest teilweise verhindert wurde. Nach wie vor im Rotlichtgeschäft an der Playa de Palma auf Mallorca unterwegs – ob legal oder nicht – sind mutmaßlich aber die Gebrüder Khalil und Abdelghani Youssafi.