Gut vorbereitet:Top-10 für Mallorca-Auswanderer
Koffer gepackt, Umzug vorbereitet, Tickets für die Fähre gebucht? Bestens. Doch für eine Auswanderung nach Mallorca sollte an mehr Dinge gedacht werden. Hier unsere Hitliste
Im Grunde ist es der falsche Ansatz: Wer sich für ein Leben im Ausland entscheidet, sollte nicht „Goodbye“ sagen und sich als „Auswanderer“ fühlen. Einem neuen Leben in ungewohnter Umgebung, mit anfangs fremden Menschen, einer anderen Sprache und Kultur, sollte man vielmehr offen begegnen. Wer „Goodbye“ sagt, denkt zurück. Doch ein Rückblick schafft emotionale Verbindungen, die man mit der Entscheidung für das Ausland eigentlich ablegen wollte.
Mallorca fasziniert
Laut einer Statistik entscheidet sich jeder vierte deutsche Spanien-Auswanderer für ein Leben auf Mallorca. Waren vor der Pandemie rund 40.000 Residenten aus Deutschland auf der Insel gemeldet, hat sich ihre Zahl inzwischen halbiert. Grund hierfür war die Schließung der Hotels und Restaurants während der Pandemie. Viele Deutsche, die in diesem Bereich beschäftigt waren, mussten der Insel den Rücken kehren.
Inzwischen geht es in Sachen Einwanderer wieder aufwärts. Wann die Zahlen von einst wieder erreicht sein werden, ist unklar.
Mallorca besitzt noch immer eine besondere Faszination. Nicht selten lernen Urlauber während eines Aufenthalts die Insel kennen und lieben. Das allerorts vermittelte Gefühl, zwar im Ausland zu sein und dennoch Vertrautheit zu spüren, lässt nicht selten den Gedanken aufkommen, Mallorca für eine gewisse Zeit, vielleicht sogar auf Dauer, zum Lebensmittelpunkt zu machen.
Realität ist kein Urlaub
Dieser Reiz des gefühlt Unkonventionellen birgt Risiken. Sonne, Meer und Strand, die gemütlichen Abende bei Kerzenschein auf der Terrasse oder in einem der vielen Restaurants, sind nur allzu trügerisch. „Blame it on the sunshine“ – nur allzu schnell vergisst man, dass Urlaub auch und gerade auf Mallorca allenfalls eine Zugabe zum meistens harten Alltag ist.
Wer hier lebt und arbeitet, wird sehr schnell erkennen, dass vieles zu einer Routine wird, die sich kaum von heimatlichen Abläufen unterscheidet. Es mag überflüssig klingen, doch viele Auswanderer scheinen noch immer wieder überrascht, wenn sie feststellen, dass es auf der Insel Arbeitszeiten, Staus und Schlangen an der Supermarktkasse gibt – Situationen, die wenig mit Erholung zu tun haben.
Trash schafft Quote
Genau davon lebt das anfangs angesprochene TV-Format. Man schickt unbedarfte Zeitgenossen auf die Reise in eine ungewisse Zukunft im Ausland, wohlwissend, dass unter diesen Voraussetzungen Scheitern näher liegt als der Erfolg.
Eine Redakteurin der Sendung verriet mir bereits vor einigen Jahren: „Wir suchen Katastrophen, keine guten Geschichten.“ – Trash schafft eben Quote. Wer am Sonntagabend entscheidet, am Montagfrüh mit Kind und Kegel gen Mallorca zu starten und sein bisheriges Leben abzuhaken, mag für Gesprächsstoff sorgen. Die Chance, glücklich zu werden, ist gering. Und ja, Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch wer setzt schon gern auf Zufälle?
Alltag mit allem, was dazugehört
Bevor man auf fremdbestimmte Drehbücher und ausschließlich auf Glück setzt, sollte man besser in sich gehen und genau überlegen, ob ein Leben auf Mallorca tatsächlich eine sinnvolle Entscheidung darstellt. Wer auswandert und nach Spanien einwandert, verabschiedet sich von vielem, wenn nicht sogar von allem. An erster Stelle steht hierbei die Vorstellung des alltäglichen Urlaubsfeelings, das die Insel unweigerlich bietet. Aber eben nur für diejenigen, die genau aus diesem Grunde „anlegen“.
Alle anderen erwartet Alltag, mit allem, was dazu gehört. Der Blick an den Nachbartisch beim Menu del día mit Touristen, die das Thema Sonnenschutz ausdiskutieren, mag verstörend wirken, wenn man selbst nur 15 Minuten Zeit hat, wohlwissend, anschließend wieder vor dem Bürocomputer zu sitzen.
Offenheit und Ausdauer
Doch man würde Mallorca und dem nach wie vor schönen Ziel, die Insel zu seinem künftigen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt zu machen nicht gerecht, nur an die problematischen Seiten des Vorhabens zu denken.
Mit der richtigen Vorbereitung und einem gesunden Bewusstsein, dass „Ankommen“ Offenheit und Ausdauer benötigt, wird man die Insel als Resident schon bald ins Herz schließen. Das zeigen, unter anderem, die Geschichten unserer Wahl-Mallorquiner auf den nächsten Seiten.
Sie alle haben gute und schlechte Zeiten erlebt und ihren ganz individuellen Mallorcaweg gefunden – abseits von Drehbuch und Kamera. Wer mit Realitätssinn und Respekt Land und Leuten begegnet, wird auf der Insel erfolgreich sein. Im Privatleben wie im Berufsalltag.
Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es keine Anleitung. Die Wege und Chancen sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Alles hängt vom persönlichen Willen, der Kreativität, Dinge zu meistern und der Kraft, Hürden zu überwinden ab. Ach ja, und dann gibt es auch noch das Quentchen Glück.
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Wer sich für ein Leben auf Mallorca entscheidet, sollte diesen Schritt gut überlegt haben. Wie unsere Auswanderer, die sich in kurzen Portraits vorstellen. Ihre Geschichten