Hoffen auf eine gute und ruhige Saison an der Playa de Palma
Zu Beginn des Tourismusjahrs gab es Schwierigkeiten auf Mallorca – auch am Flughafen. Was bringen die neuen Benimmregeln?
Holpriger Saisonstart 2024 auf Mallorca: Dass Ostern relativ früh im Jahr war, brachte auf der Insel den Rhythmus gehörig durcheinander. Zu sehr sind die Deutschen, Österreicher und Schweizer im März erfahrungsgemäß noch im Wintermodus und denken vielleicht sogar an Ski-Urlaub. Die Auslastung der Hotels auf Mallorca lag wie im Vorjahr bei 60 bis 70 Prozent. Das ist zwar relativ gut. Bevor dann aber die Hauptreisezeit losgeht, gibt es jedes Jahr ein Buchungsloch: Die Zahlen sinken nach Ostern massiv. Dann liegt die Auslastung laut Branchenkennern nur noch bei 40 bis 50 Prozent. Hoteliers lieben daher einen Jahreskalender mit spätem Ostertermin, um das Geschäft direkt vom Frühling in den Sommer überzuleiten..
Probleme gab es auch für die Oster- Urlauber: Nach etlichen Arbeitsniederlegungen in Deutschland, die punktuell den Mallorca-Verkehr betrafen, steckt der Airport in Palma in einer seltsamen Situation. Was der Hintergrund eines wiederholten Bummelstreiks im April war, bleibt bis heute unklar. Eine Firma, die für die Bodenkontrolle zuständig ist, arbeitete nur sehr langsam. Flughafenbetreiber AENA wollte offiziell keinen Bummelstreik bestätigen, das betroffene Unternehmen dementierte einen Arbeitskampf sogar gänzlich. Eine Mitarbeiterin sagte der Presse jedoch, dass es einen Protest gegen die Arbeitsbedingungen gebe. Deshalb sei das Personal „besonders gewissenhaft“, so die Tageszeitung „Diario de Mallorca“.
Das führte und führt immer wieder zu Behinderungen. Bisweilen standen die Passagiere stundenlang Schlange an der Sicherheitskontrolle und verpassten zum Teil sogar ihre Flüge. Ryanair schickt Kunden sogar E-Mails mit der Empfehlung, doch lieber drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein und zügig zur Sicherheitskontrolle zu gehen. Auch mit der Passkontrolle bei der Ankunft aus Nicht-Schengen-Ländern wie Großbritannien ist es im April zu Problemen und stundenlangen Verzögerungen gekommen.
Ob es auch im Mai Probleme geben wird, ist unklar. Die Situation sei ein Ärgernis und erschwere spontane Mallorca-Trips, heißt es es von betroffenen Urlaubern. Viel gebadet wird im April und Mai auf Mallorca in der Regel übrigens ohnehin nicht, denn dafür ist es noch etwas zu kalt. Die Wassertemperaturen liegen inzwischen bei etwa 17-18 Grad.
Im Vergleich zu 2023 wurden zu Ostern 27 Prozent weniger Flugzeuge auf Mallorca abgefertigt. Die Verbindungen sollen zudem rund 50 Prozent teurer gewesen sein, so Touristiker. Manche hätten an die 500 Euro hin und zurück bezahlt. In der Zeit nach Ostern sind die Flugpreise dann wieder gesunken, bevor es im Mai mit Pfingstferien und vielen Brückentagen wieder nach oben geht. Ebenso die Hotels: Im April gab es Doppelzimmer im Vier-Sterne-Hotel teilweise unter 80 Euro. Jetzt im Mai ist die Tendenz dagegen deutlich steigend.
Schon seit Ende April herrscht auf Mallorca durch die Saisoneröffnung von „Megapark“ und „Bierkönig“ wieder viel Trubel. Hoteliers sagen, das Jahr 2023 sei wirtschaftlich sehr gut gewesen – aber wegen diverser Exzesse mit Alkohol, Drogen und Gewalt auch grenzwertig. Fast wöchentlich meldeten die Medien im letzten Sommer Schlägereien und Zwischenfälle bis hin zur mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung im Hotelzimmer. Übeltäter waren oft deutsche Urlauber.
Neue Benimmregeln
Beobachter glauben nun, dass es dieses Jahr besser werden könnte. Nach der Balearen-Wahl und dem Regierungswechsel im Juni 2023 herrscht erstmals das Gefühl vor, dass die Behörden auf die Branche hören. Das Rathaus Palma de Mallorca hatte schon zu Ostern ein Aufgebot der Ortspolizei mobilisiert.
Hoteliers von der „Qualitätsoffensive Palma Beach“, preisen das sogenannte Amsterdamer Modell als Vorbild an – mit striktem Alkoholverbot auf offener Straße. Zuwiderhandlungen werden in den Niederlanden mit Geldbuße geahndet. Eine Lösung ist trotzdem nicht von heute auf morgen zu erwarten. Aber in einigen Jahren könnte man vielleicht eine Playa de Palma haben, wie man sie sich wünscht, ist zu hören. Manche Wirte sind eher skeptisch: Betrunkene hätten teilweise weder Geld noch Ausweis dabei. Sofort-Strafen seien nicht unbedingt praktikabel.
Pedro Marín vom Hotelverband Playa de Palma zeigt sich in den Medien sich in den Medien dennoch optimistisch: „Es gibt neue Benimmregeln, die auf unseren Forderungen basieren. Ich glaube, diesen Einsatz werden wir schon in dieser Saison spüren”, wird er zitiert. In Palma de Mallorca (mitsamt der Playa) sind von der Stadtverwaltung unter Leitung von Bürgermeister Jaime Martínez strengere Regeln eingeführt worden, um gegen ungebührliches Verhalten vorzugehen und den sogenannten Sauftourismus zu bekämpfen. Diese Maßnahmen sehen für eine Reihe von Vergehen deutlich höhere Bußgelder vor, die in einigen Fällen bis zu 3.000 Euro betragen können.
Die verschärften Regeln zielen darauf ab, das Verhalten von Einheimischen und Touristen gleichermaßen zu regulieren. Insbesondere werden Verhaltensweisen wie wildes Pinkeln, Graffiti-Schmierereien, das Fahren mit E-Rollern ohne Haftpflichtversicherung und das Befahren von Fußgängerzonen strenger geahndet. Die Höhe der Strafen wurde teilweise vervierfacht, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen. Die Initiative folgt auf den Wunsch der Stadtverwaltung, das Image der Insel zu verbessern und sich vom berüchtigten „Ballermann“-Ruf zu lösen. Ziel ist es, Mallorca als attraktives Urlaubsziel zu positionieren, das für seine Schönheit und Kultur bekannt ist, anstatt für exzessive Partys und unangemessenes Verhalten in der Öffentlichkeit. Zu den weiteren Maßnahmen gehört das Verbot des Konsums von Alkohol auf der Straße sowie Vorschriften bezüglich der Kleidung, wobei „oben ohne“ auf offener Straße oder im Restaurant ebenfalls mit Geldstrafen geahndet werden kann.