„Ich geh also
zum Ayunamtientooo
und reiche meine
Solicituuud ein“
Ach, ist das toll mit den vielen Sprachen. Mühelos wechselt der erfahrene Mallorca-Deutsche zwischen seiner Muttersprache und dem spanischen Idiom. Englisch kann er natürlich auch. Katalanisch – naja, die Statistik sagt, etwa zwei Prozent der Ausländer haben es drauf. Bleiben wir beim Spanisch und bei dem, was ich Residenten-Sprech nenne. In einer bunt zusammengewürfelten Party-Gesellschaft sind sie rasch lokalisiert, die alten Inselhasen und die Neuankömmlinge. Da fallen Sätze wie: „Mein Aparejador hatte mir gesagt, dass meine Obra keine Cédula bekommt.“ (eigentlich „Cédula de Habitabilidad“, aber der alte Hase fürchtet zu Recht, dass es ihn beim zweiten Teil der spanischen „Bewohnbarkeitsbescheinigung“ phonetisch aus der Kurve hauen könnte). Die eingestreuten Hispanizismen lösen applaudierende Wimpernschläge der andächtig lauschenden Neo-Mallorquiner aus. Und irgendwann kommt dann auch die halbstündige Arie mit dem Titel „Ich bin so toll integriert und kenne so viele Mallorquiner“. Zum Nachtisch hagelt es Anekdoten über den Nachbarn „Peeepeee“, der zu Beginn nicht mal grüßen wollte und jetzt regelmäßig mit einem Korb Orangen vor der Tür steht.
Wahr ist: Viele der Alteingesessenen haben nach Jahrzehnten auf Mallorca nicht einmal drauf, wie man den Namen ihres Wohnortes korrekt ausspricht. Ich weiß von einer spanischen Angestellten, die von ihrem deutschen Chef seit fünfzehn Jahren beharrlich „Bellen“ genannt wird, wie das, was der Hund macht, und nicht „Belén“, obwohl das einsame L und der Akzent auf dem E ausreichend Hinweise geben, wie man diesen, wenn korrekt ausgesprochen, wunderschönen Namen korrekt ausspricht. Der übrigens „Betlehem“ bedeutet. Und nicht „Wau“. Was die Hispanizismen betrifft (wenn es das Wort nicht gibt, erfinde ich es hiermit): Entweder soll mit deren Einstreuen ein Pfauenrad geschlagen werden oder man ist schlicht zu faul, um die korrekte deutsche Übersetzung aus dem Gedächtnis abzurufen. Den Vorwurf, ein Sprachpurist zu sein, nehme ich gerne hin. Aber neben meinen persönlichen Befindlichkeiten sehe ich objektive Argumente, konsequent in jener Sprache zu bleiben, auf die man sich in der Konversation geeinigt hat. Ich glaube an den Nutzen der damit verbundenen Hirngymnastik. Denn ich kenne zu viele Abkömmlinge vielsprachiger Haushalte, deren Mitglieder sich in ihrer tollen Vielsprachigkeit suhlen, obwohl die Fähigkeit, sich in einer einzigen dieser vielen Sprachen mündlich und schriftlich korrekt auszudrücken, unterwältigend ist, um es diplomatisch auszudrücken.
Mag sein, dass uns das heute Salchicha sein kann, Pardon: Wurst. KI korrigiert unsere Mails ja ohnehin. Wozu selber denken. Und ich bin bitteschön kein Extremist. Obwohl ich auch Anglizismen eher meide, außer wenn ich Englisch spreche, werde ich nie dafür plädieren, „Cloud Computing“ durch „Wolkenrechnen“ zu ersetzen. Dazu kommt, dass es für manche Begriffe einer Sprache keine wirklich überzeugende Übersetzung gibt. Zum Beispiel suche ich seit Jahrzehnten nach einem griffigen deutschen Wort für „Botellón“. Kennen Sie eines?
Thomas Fitzner ist Journalist und Buchautor (u.a. „Das Geheimnis von Chateau Limeray“) Infos unter www.thomasfitzner.com
„Ich geh also zum Ayunamtientooo und reiche meine Solicituuud ein“ Ach, ist das toll mit den vielen Sprachen. Mühelos wechselt der erfahrene Mallorca-Deutsche zwischen seiner
Was der Mount Everest am Ballermann zu suchen hat Das Gesprächsthema Alkohol erinnert mich an eine Anekdote in Eilat, ein Sonne-Strand-Paradies am Roten Meer. Als