Es war Absicht, kein Zufall, dass im Januar auf der Tourismusmesse Fitur in Madrid der Inselrat ausgerechnet mit einem professionell produzierten Kurzfilm das touristische Interesse für Mallorca ankurbeln wollte. Den Streifen „Mallorca Soul. A private journey“, entworfen von der Mallorca Film Commisssion, hatte man sich einiges kosten lassen.
Urlaubswerbung im Film
Der Film zeigt einen Rundgang über die Insel aus den Augen von sechs Filmemachern. Eine audiovisuelle Anthologie, überaus persönlich und ansprechend, zusammengestellt aus den Kurzfilmen „Mi isla“ von Sandra Lipski, „Fiona“ von Rafa Cortés, „Un parell de cançons després“ von Jaume Carrió, „Historias encontradas“ von Iván Valencia und Andreu Fullana, „Ciclovidas“ von Pedro Victory, Carmelo Morales und Ángela Pazos, und „El instante“ von Marcos Cabotá. Auch die Liste der Darsteller kann sich sehen lassen. Zu ihnen gehören Manuela Velasco, Vicky Luengo, Enric Auquer, Rhys Ifans, Neus Cortés, Álex Hafner, Daniel Ibáñez und Jaume Fuster.
Beginn einer Partnerschaft
Die Entscheidung, bei der Tourismuswerbung auf eine professionelle Filmproduktion mit entsprechenden Darstellern zu setzen, war kein Zufall. Zum einen trafen sich an jenem Abend führende Personen aus Tourismus und Film.
Zum anderen realisiert der Inselrat nach und nach sein Ziel, auf Mallorca künftig Urlaub, Landschaft und Film miteinander zu kombinieren. Das hat es an einer Urlaubsdestination in dieser Form bislang nicht gegeben. Die Insel als begehbare Kulisse, ab und zu der Blick auf Prominenz und Dreharbeiten, Hollywood zum Greifen nah. Es könnte der Beginn einer wunderbaren Partnerschaft sein.
Anspruchsvolle Kombination
Dieses Miteinander hat allerdings seine Tücken. Eine Filmproduktion ist nichts, was einfach nebenbei geschieht. Zwischen Darstellern, Produktions- und Kamerateams auf der einen und dem geneigten Publikum und Fan auf der anderen Seite, besteht eine vornehme Distanz.
Diese gründet sich nicht auf Abgehobenheit oder fehlendem Verständnis füreinander. Allerdings ist ein Dreh von Konzentration und in gewisser Weise auch Exklusivität geprägt. Was irgendwann einmal auf der Leinwand zu sehen ist, soll in seiner Entstehung ein Geheimnis bleiben. Nicht umsonst wird Hollywood auch die „Traumfabrik“ genannt.
Eine Insel als Drehort sowohl bei Machern als auch dem Publikum zu promoten, darf nicht zu Trugschlüssen und einer falschen Erwartungshaltung auf beiden Seiten führen. Mallorca wird als Produktionsort nicht automatisch zum Filmpark mit freiem Eintritt, in dem Schauspieler schaulaufen.
Die große Herausforderung besteht darin, Film und Tourismus auf geschickte Weise miteinander zu verbinden. Möglichkeiten gibt es viele. So könnten beispielsweise ehemalige Drehorte als Highlights für Ausflüge dienen. Filmfestivals bringen Prominenz, die auf dem roten Teppich beim Publikum für Gesprächsstoff sorgen und ein wenig Glamour in den Alltag bringen.
Internationales Phänomen
Dabei darf sich die Tourismusbranche nicht allein auf westliche Produktionen versteifen. Im vergangenen Jahr war Bollywood zu Gast auf Mallorca. Im Juni drehte Regisseur Luv Ranjan einige Sequenzen seinen neuen Films „Pathaan“, der in diesem Jahr in die Kinos kommen soll. Mit dabei war das Schauspielerpaar Ranbir und Shraddha Kapoor. Die sagen Ihnen nichts?
Shraddha Kapoor steht auf der Liste der beliebtesten und bestbezahlten Schauspielerinnen in ihrer Heimat Indien. Sie wird seit 2014 vom Magazin Forbes India unter den bekanntesten 100 Celebrities geführt und von Forbes Asia sogar im Ranking „30 under 30“ des Jahres 2016 aufgelistet. Auch ein weiterer Bollywood-Blockbuster wurde teilweise auf Mallorca produziert.
Das zeigt, dass Film ein internationales Unterfangen ist. Sowohl bei Produzenten und Darstellern als auch bei Fans und Publikum. Sagt Mallorca „A“ zum Bekenntnis als Drehort, muss automatisch das „B“ als gastfreundliche Insel für Besucher folgen. Da hat eine immer wieder gern kommunizierte Begrenzung der Tourismuszahlen kaum Platz.
Film ist Offenheit und Freiheit. Er kann und will sich niemandem verschließen. Vor allem nicht dem Zuschauer.